Umweltfreundlicher fahren – und was Sie dafür tun können

Paris erstickt im Smog – und kann damit als Beispiel für zahlreiche andere Grossstädte in Europa dienen. Am 17. März verhängte die Regierung daher ein fast einzigartiges Verbot, denn 1997 war schon einmal ein ähnliches Szenario eingetreten: Personen mit einer geraden Endziffer auf dem Nummernschild mussten ihren fahrbaren Untersatz stehenlassen.

Wird uns die Luftverschmutzung in nicht allzu ferner Zukunft zum Verhängnis oder denken die Autohersteller bereits jetzt um?

Der verdeckte Eiffelturm

Wer den Grund für das recht harte Einschreiten der französischen Regierung suchte, musste seinen Kopf nur gen Himmel richten: Der Eiffelturm war von einer grauen Dunstglocke umgeben, tränende Augen und Juckreiz in den Atemwegen verdeutlichten weiterhin, dass es so nicht weitergehen konnte. Der maximale Grenzwert der Feinstaubbelastung war bereits deutlich überschritten – fünf Tage in Folge. Zunächst wurden zwar nur kostenlose Fahrten per Bus oder Bahn angeboten, um die Emissionen möglichst deutlich zu drücken. Man merkte aber schnell, dass dies nicht den gewünschten Effekt hatte.

Also fasste die Regierung den Entschluss, ab 5:30 Uhr am Morgen des 17. März alle Fahrzeuge mit einer geraden Endziffer in die Garage zu verbannen. Ausgenommen davon waren ohnehin umweltfreundliche, elektrisch betriebene Fahrzeuge sowie eine ganze Reihe von Sonderfahrzeugen: Zeitungslieferungen durften erfolgen, Krankenwagen durften fahren ebenso wie Taxis und normale Autos mit mehr als zwei Fahrgästen.


Smog in Paris (Bild: ©éréales Kille®, Wikimedia, CC)


Drastische Staureduktionen

Damit das Fahrverbot auch kontrolliert werden konnte, setzte Paris 700 Polizisten ein, welche jedes Auto kontrollieren sollten. Wer sich nicht an die Verordnung hielt, wurde mit etwa 42 Franken zur Kasse gebeten. Allerdings hielt sich die Zahl der Gesetzesübertreter in Grenzen: Alle Staus rund um die Metropole an der Seine massen zusammengerechnet 120 Kilometer Länge. Was nach viel klingt, ist für Paris nur ein Drittel der normalerweise üblichen Verkehrsstauungen. Zumindest der Verkehr hat sich also drastisch reduziert – aber profitiert davon auch die Umwelt im erhofften Masse?

Die komplizierte Wetterlage hat die Reduktion des Smogs ohnehin erschwert, aber heute – fünf Tage nach dem Erlass – kann der Eiffelturm schon wieder etwas fröhlicher als Wahrzeichen der Stadt dienen. Es bleibt jedoch die Frage, was langfristig gegen diese Entwicklung in der Auto- und Motorenwelt getan werden kann – denn das „Einsperren“ der Hälfte aller Fahrer dürfte wohl keine praktikable Lösung sein.



Was bringen Katalysator & Co.?

Seit 1986 besteht in der Schweiz der Zwang zum Katalysator in Neufahrzeugen. Damit allein wurde bereits viel erreicht: Moderne Katalysatoren filtern annähernd 100 % der Schadstoffe heraus, bevor sie den Verbrennungsprozess verlassen – allerdings muss das Element dafür zuerst auf Betriebstemperatur kommen, was bei Pkw normalerweise drei bis fünf Minuten dauert. Das sorgt auch dafür, dass der überwältigende Grossteil der Schadstoffe ausgerechnet am Anfang einer Fahrt in die Umwelt entlassen wird.

Für eine weiterhin verringerte Schadstoffabfuhr sorgen auch Systeme wie die Abgasrückführung: Die eigenen Abgase werden durch diese Vorrichtung verwendet, um die Entstehung von Stickoxiden zu vermeiden. Vorgeschrieben ist die Abgasrückführung bislang jedoch nur in Fahrzeugen, welche nach Euro-5-Norm arbeiten. Eine weitreichende Verbreitung ist mithin noch nicht gegeben.


Aufgeschnittener Metalkatalysator für ein KFZ (Bild: Stahlkocher, WIkimedia, CC)


Der Plan bis 2030

Immerhin ist man sich in Europa der angespannten Lage bewusst. Aus diesem Grund steht auch schon ein Plan fest, welcher den Kraftstoffausstoss bis 2030 reglementieren soll: Europaweit sollen danach die Emissionen aller Neufahrzeuge um 40 % gesenkt werden. Greenpeace verlangte bei den Gesprächen gar 55 %, aber auf diese Utopie wollten sich die Hersteller nicht einlassen.


Europaweit sollen die Emissionen aller Neufahrzeuge um 40 % gesenkt werden (Bild: Jon Nightingale / Shutterstock.com)


Damit diese prozentualen Angaben etwas konkreter erscheinen, hilft ein einfacher Vergleich: Der Toyota Prius, eines der derzeit sparsamsten Fahrzeuge überhaupt, spuckt 104 Gramm Schadstoffe pro Kilometer in die Umwelt. Nach der neuen Regelung dürfte ein vergleichbarer Wagen im Jahr 2030 nur noch etwa 60 Gramm erzeugen. Während sich die Hersteller angesichts dieser Zahlen die Haare raufen, kommt es der Umwelt sicherlich zugute – und bis dahin können Sie selbst ein wenig tätig werden:

  • Keine hohen Geschwindigkeiten …
    … sofern es sich vermeiden lässt. Müssen Sie wirklich mit 80 Stundenkilometern über die Landstrasse fahren oder reichen nicht auch 70? Als Berufspendler sparen Sie durch das höhere Tempo auf einer Strecke von 30 Kilometern nur etwa drei Minuten. Die langsamere Fahrt ist daher immer umweltschonender und gleichzeitig nur unwesentlich länger – und daher immer vorzuziehen, wenn die Zeit keine grosse Rolle spielt.
  • Überprüfen Sie Ihr Auto.
    Defekte Motoren oder mitgenommene Einzelteile können den Kraftstoffverbrauch drastisch erhöhen. Abgefahrene Reifen ohne Profil kosten den Wagen ebenfalls deutlich mehr Kraft. Mehr Benzin wird verbrannt, Schadstoffe werden produziert – und gefährlich ist die Fahrt mit teilweise beschädigten Elementen ebenfalls. Scheuen Sie die Kosten für eine Reparatur daher nicht.
  • Lassen Sie das Gepäck in der Garage.
    Schwere Gegenstände senken den Verbrauch erheblich: Als Faustregel gilt, dass Sie pro zehn Kilogramm Gewicht mit etwa 0,1 Liter zusätzlichem Verbrauch rechnen müssen. Entfernen Sie also unnötigen Ballast aus Ihrem Wagen.
  • Verzichten Sie auf Komfort.
    Zu guter Letzt müssen Sie selbst ein wenig für die Umwelt leiden: Eine Klimaanlage in einem Mittelklassewagen sorgt für einen Verbrauch in Höhe von etwa zwei Litern auf 100 Kilometern. Nutzen Sie sie – und andere Geräte in Ihrem Auto – also nur dann, wenn es wirklich notwendig ist. Verzichten Sie im Zweifelsfall auf „Wäre schön, wenn …“-Geräte.

 

Oberstes Bild: Umweltfreundlicher fahren (Bild: Keepsmiling4u  / Shutterstock.com)

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