Schon mal mit Salzwasser gefahren?
VON Olaf Hoffmann Allgemein Auto Neuwagen
Währenddessen zeigen sich vor allem die alteingesessenen Autohersteller gegenüber der Förderung von Elektrofahrzeugen zunehmend störrisch. Hier steht die Frage im Raum, warum oftmals die Entwicklung, Produktion und der Verkauf von Elektroautos staatlich subventioniert werden, obgleich längst nicht klar sei, ob diese Entwicklung wirklich nachhaltig ist. Das letzte Aufbäumen der Hersteller von Fahrzeugen mit klassischem Verbrennungsmotor geht derweil unter in Entwicklungen, die in Bezug auf die Fahrzeugphilosophie wirklich evolutionär erscheinen.
Tanken aus dem Meer?
Wenn wir an dieser Stelle von einem Fahrzeug reden, das praktisch mit Salzwasser im Tank fährt, klingt das zunächst sehr vielversprechend. Reicht es hier aus, während der Ostsee-Ferien einen Eimer Meerwasser oder ein ähnlich salzhaltiges Wasser in den Tank zu giessen und dann eine unbeschwerte Fahrt zu geniessen? So einfach ist die Sache leider (noch) nicht.
Grundlage der Energiegewinnung im Quant ist das Vermischen zweier unterschiedlicher Salzlösungen, die dann mittels einer Flusszelle Elektroenergie erzeugen. So lässt sich der physikalische Prozess der Energiegewinnung im Quant möglicherweise kurz darstellen. Vorteile des Systems sind der Verzicht auf lange Ladezeiten und eine ungemein hohe Energieausbeute.
Das entsprechende System der Energiegewinnung mit Flowcell wurde bereits in den 1970er-Jahren von der NASA erfunden und nun auf den Antrieb eines Elektroautos angewendet. Getankt wird also nicht aus dem Meer, aber speziell ausgerüstete Tankstellen könnten bereits in naher Zukunft das Tanken der beiden Salzlösungen ermöglichen.
Sportschlitten mit besonderem Allradantrieb
Der Prototyp des Nanoflowcell „Quant“ ist als Flügeltürer mit flacher Silhouette ein absolut sportliches Modell. Sportlich ist hier nicht nur das Erscheinungsbild. Trotz seiner stolzen 2,3 Tonnen Eigengewicht bietet der Flitzer eine Beschleunigung von 0 auf 100 in 2,8 Sekunden, um die 350 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit und bis zu 600 Kilometer Reichweite je nach Fahrweise mit nur einer „Tankfüllung“. So beeindruckend wie diese Werte zeigt sich auch die Leistung. Mit umgerechnet über 650 PS ist der Quant ein echter Sportflitzer, der Fahren mit einem Elektroauto zum echten Erlebnis macht.
Das besondere am Quant ist nicht nur das Konzept der Gewinnung der elektrischen Energie. Angetrieben wird hier jedes einzelne Rad von einem separaten Motor, so dass auf komplizierte Getriebekonstellationen verzichtet werden kann. Das „Allrad“-Konzept wirkt sich auch positiv auf die Fahreigenschaften und den Energieverbrauch aus.
Mittlerweile ist der Quant beispielsweise auch vom deutschen TÜV abgenommen, so dass jetzt auch eine Betriebserlaubnis für deutsche Strassen vorliegt. Damit wäre es durchaus möglich, den besonderen Elektroschlitten auch auf Europas Strassen des Öfteren beobachten zu können. Die Betonung liegt hier auf dem Sehen, denn trotz der beeindruckenden Leistungsparameter ist der Sportler kaum zu hören.
Nanoflowcell arbeitet jetzt daran, den Quant auf die Serienproduktion vorzubereiten. Wer beispielsweise den Genfer Autosalon im Frühjahr 2014 mit offenen Augen besucht hat, durfte hier den Prototypen des Quant bereits geniessen. Jetzt wird es Ernst, wenn es um die Vorbereitung der Serienproduktion geht.
Wünschenswert wäre dabei, dass Nanoflowcell nicht einfach bei einem Sportflitzer hängen bleibt. Ein ausdauerndes Stadtfahrzeug und eine praktische Kombiversion sind ebenso wünschenswert wie Transporter oder kleine Pritschen-LKW.
Interessant in diesem Zusammenhang bleibt natürlich auch, wie das Tankstellennetz ausgebaut werden kann, damit sich der Quant auch frei auf den Strassen dieser Welt bewegen kann. Hier muss sich sicherlich noch eine breite Lobby entwickeln, die dem Antriebskonzept den nötigen Spielraum auf der automobilen Spielwiese sichert.
Dass mit dem Quant noch längst nicht das vorläufige Ende der Entwicklung der Elektroautos erreicht ist, scheint wahrscheinlich. Wie wäre es beispielsweise, wenn Fahrzeuge der Zukunft die Gesetzmässigkeiten der pflanzlichen Energieumwandlung von Kohlendioxid in Sauerstoff als Energiekonzept ausnutzen könnten? Oder wenn aus einfachem sauberen Leitungswasser ohne riesigen Aufwand der Wasserstoff für einen Wasserstoffantrieb genutzt werden könnte? Dann dürften wir in der Zukunft vielleicht kostenfrei aus der Luft oder sparsam aus dem Wasserhahn tanken.
Eine Vorstellung, an der es durchaus zu arbeiten lohnt. Nicht nur im Sinne der Umwelt, sondern auch im Sinne einer mobilen Fortbewegung, die sich jeder auch auf Dauer leisten kann.
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