Laserlicht auf der Strasse – der Weg in eine sichere Zukunft?
VON Daniel Lehrmann Allgemein Auto Zubehör
Warum mehr Licht notwendig ist
Statistiken legen offen, warum der Wille nach mehr Licht auf Strassen und Autobahnen kein Trick der Autohersteller ist, um den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Denn mehr Sicht bedeutet immer auch mehr Sicherheit: So entstehen beispielsweise 50 % aller Unfälle bei Nacht beziehungsweise nach Einbruch der Dunkelheit, obwohl nur 30 % aller Autofahrten in dieser Zeit stattfinden – ein eindeutiges Ergebnis. Ein zusätzliches Plus an Helligkeit dürfte also direkt zu einer Vermeidung von Unfällen führen.
Vorreiter auf diesem Gebiet sind derzeit vor allem BMW oder auch Audi. Dabei war die Entwicklung der Scheinwerfer nicht einfach: Zwar existierte die Technologie bereits seit längerer Zeit (ursprünglich war sie eigentlich für Kinoprojektoren gedacht), aber einige Designziele waren dennoch nur schwer umsetzbar. So müssen die Chips für die Steuerung des Laserlichts heftigen Erschütterungen standhalten und Temperaturen von –40° bis +80° Celsius vertragen können – was die Entwicklungskosten explodieren liess. Damit die zusätzlichen Lumen in den Scheinwerfern nicht doch zu einer Gefahr werden, greifen die Hersteller dabei zu einigen Tricks.
Lichtkegel in der Nacht
Als Beispiel kann der gerade vorgestellte und ab Herbst 2014 erhältliche i8 von BMW dienen: Die Mischung ans Benzeinr und Elektrofahrzeug verfügt bereits über die neue Lasertechnologie. Derzeit – wobei sich diese Daten noch ändern können – funktioniert das Prinzip so: Bis zu einer Geschwindigkeit von 70 km/h werden nur die normalen LED-Scheinwerfer an der Front genutzt. Sobald der Fahrer diese Geschwindigkeit überschreitet, schalten sich die neuen Laserscheinwerfer ein – was bedeutet, dass gleissende Helligkeit in den Nachthimmel entladen wird.
Die Technik sorgt dafür, dass die Sichtweite auf bis zu 600 Meter auf gerader Strecke angehoben wird. Weit entfernte Schilder, Hindernisse oder unerwartete Objekte auf der Fahrbahn sollen also sehr frühzeitig erkannt werden können. Zum Vergleich: Herkömmliches LED-Licht bringt es auf eine Maximalreichweite von 300 Metern bei einem gleichzeitig höheren Energieverbrauch.
Aber sind Laser nicht gefährlich?
Theoretisch natürlich schon: Das gebündelte Licht kann hohe Temperaturen erreichen und bei Augenkontakt zu Schäden führen. Damit es im Strassenverkehr unter keinen Umständen dazu kommen kann, senden die Ingenieure auch nicht das Laserlicht direkt in den Nachthimmel. Stattdessen trifft der Strahl auf Phosphor-Kristalle, welche die Lichtintensität des Lasers nur reflektieren. Das Resultat ist ein sehr helles, weisses Licht, welches vom menschlichen Auge als angenehm wahrgenommen wird und auch keinerlei permanente Schäden hinterlassen kann. Um Missbrauch dieser Technologie vorzubeugen, haben die Entwickler ausserdem mitgedacht: Wer versucht, die zuständige Elektronik aus dem Auto zu hebeln und für andere Zwecke zu nutzen, wird vor einem nutzlosen Haufen Metall und Kunststoffen stehen – denn die Laserlichtanlage zerstört sich bei Demontage einfach selbst.
Technik gegen menschliche Fehler
Das neue Laserlicht birgt natürlich die Gefahr, entgegenkommende Fahrer, Fussgänger, Radfahrer und auch Tiere – bei Nachtfahrten immer ein Problem – zu blenden. Um diesem Szenario vorzubeugen, analysiert der BMW i8 (und wahrscheinlich alle kommenden Fahrzeuge mit dieser Technologie) die Umgebung. Das Auto aktiviert das Laserlicht nur dann, wenn die Umgebung komplett dunkel ist und auch kein Gegenverkehr droht. Sobald entgegenkommende Fahrzeuge festgestellt werden, deaktiviert sich das Scheinwerferlicht automatisch. Dies beugt ebenfalls Missbrauch vor: Da sich der Laser nicht manuell aktivieren lässt, wenn sich andere Verkehrsteilnehmer in der unmittelbaren Umgebung aufhalten, kann er beispielsweise nicht als besonders penetrante Form der Lichthupe genutzt werden.
Übrigens steht es um die Energiebilanz des Laserlichts ebenfalls hervorragend: Das Gewicht der gesamten Anlage kann um 30 % im Vergleich zu LED-Anlagen reduziert werden. Der benötigte Stauraum sinkt ebenfalls, mehr als zehn Zentimeter lang und zwei Zentimeter hoch soll das Gerät nicht ausfallen – und auch der Energiebedarf sinkt um 30 % gegenüber LED-Leuchtmitteln.
Ich bin überzeugt – wo kann ich Laserlicht einbauen lassen?
Wer jetzt überlegt, eine solche Anlage in sein eigenes Auto einbauen zu lassen, sollte über einen prall gefüllten Geldbeutel verfügen. Endgültige Preise sind zwar noch nicht bekannt, die Kosten für den BMW i8 hat man jedoch bereits verkündet: 152.000 Franken wird das Modell kosten. Es dürfte also niemanden wundern, wenn das Laserlicht zu guter Letzt einen mittleren vierstelligen Betrag ausmachen wird.
Vor Probleme stellt dies die Autohersteller jedoch nicht: Scheinwerfer zählen generell zu den am häufigsten georderten Extras bei Serienfahrzeugen. Die ebenfalls nicht günstigen LED-Scheinwerfer kosten häufig zwischen 1200 und 2400 Franken, was die Käufer der Mittel- und Oberklassefahrzeuge aber in der Regel nicht von einem Neukauf abhält.
Helle, sichere Zukunft
Bis Laserlicht serienmässig in allen erdenklichen Fahrzeugklassen erhältlich ist, dürften noch viele Jahre vergehen. Zwingend notwendig ist die Technik ohnehin nicht – aber im Interesse der Sicherheit sind die Bemühungen von BMW & Co. sicherlich zu begrüssen. Um eine weitreichende Verbreitung zu ermöglichen, müssen die Hersteller aber vor allem noch am Preis feilen.
Oberstes Bild: Laserlicht – Autoscheinwerfer mit Lasertechnologie sind im Kommen. (© Sergey Nivens / Shutterstock.com)
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