Eine kleine Geschichte der Fahrzeugbereifung

Die Bereifung des Fahrzeuges bildet die „Füsse“ Ihres Fortbewegungsmittels. Seit Erfindung des Gummireifens haben zahlreiche Innovationen und Weiterentwicklungen für stetig mehr Sicherheit und Komfort gesorgt. Ein Überblick über ein häufig übersehenes Stück Hochtechnologie.

Die vom Motor generierte Kraft wird durch ein automatisches oder manuelles Getriebe übersetzt und gelangt per Antriebswellen oder Differential auf die Antriebsachse. Bei Allradantrieb findet diese Kraftübertragung synchron auf beide Achsen statt. Die Achsenden sind mit Felgen bestückt, welche jeweils der Aufnahme eines Reifens dienen. Die Reifen des Fahrzeuges stellen den Kontakt zur Fahrbahn her und übertragen alle erforderlichen Vortrieb-, Verzögerungs- und auch Lenkaufgaben.


Die Reifen des Fahrzeuges stellen den Kontakt zur Fahrbahn her (Bild: Rudy Balasko / Shutterstock.com)


Diese Aufgaben erledigen moderne Pneus mit Bravour, es steckt eine Menge an Innovationen und neuen Technologien in der Fertigung von Auto-Bereifung. Der Reifen selbst ist in seiner luftgefüllten Form fast so alt wie das Automobil selbst. Der schottische Tierarzt John Boyd Dunlop erfand den luftgefüllten Reifen im Jahr 1887 für das Dreirad seines Sohnes. Doch im 19. Jahrhundert gab es noch etliche andere Erfindungen und Entdeckungen, welche in ihrer Kombination zu den moderneren Reifen führten.

Der US-Amerikaner Charles Goodyear erfand bereits im Jahr 1837 die Vulkanisation von Gummi, welche auch heute noch eine wichtige Rolle bei den Fahrzeugreifen spielt. Dem Franzosen Édouard Michelin, einem Gummiwerksbesitzer aus Clermont-Ferrand, gelang im Jahr 1891 der erste austauschbare Gummireifen mit separatem Luftschlauch für Fahrräder, ein Konzept, welches dann binnen weniger Jahre auf den Bedarf der rasch anwachsenden Industrie für Motorfahrzeuge adaptiert wurde. Die Pioniere und Erfinder der damaligen Zeit finden sich heutzutage oftmals als grosse Namen der Markenhersteller von Bereifung wieder.


Gedenktafel an der ersten Dunlop-Reifenfabrik (Bild: David Hawgood, Wikimedia, CC)


Weitere Meilensteine der Reifenhistorie

Die Lebensdauer der Fahrzeugreifen wurde seit 1922 mit der Einführung von Cordgewebe in der Reifendecke gleich verdreifacht. Gürtelreifen verdoppelten die Lebensdauer dann noch einmal ab 1948 gegenüber den bis dahin üblichen Diagonalreifen. Eine richtige Lamellenprofilierung gab es erstmals im Jahr 1959 auf den Reifenlaufflächen, und seit 1972 gibt es mit den Stahlgürtelreifen die erste Generation moderner Hochleistungsreifen für den Alltagsverkehr. Verbesserte Bremswerte, ein optimierterer „Grip“ auf den unterschiedlichsten Fahrbahnbelägen, weniger Rollwiderstand und eine höhere Laufleistung waren neben den Fahrsicherheitsverbesserungen und leistungsfähigeren Gummimischungen immer wieder Gründe für neue und noch bessere Fahrzeugreifen.

Oftmals konnten im Rennsport gewonnene Erkenntnisse später auf Serienprodukte übertragen werden. Viele dieser Entwicklungen bei den Fahrzeugreifen wurden von den Entwicklungs- und Forschungsabteilungen der grossen Reifenhersteller zunächst in Experimenten und auf Rennsportfahrzeugen getestet.


Im Rennsport gewonnene Erkenntnisse werden oft auf Serienprodukte übertragen (Bild: 100yen, Wikimedia, CC)


Aktuelle Innovationen beim Fahrzeugreifen

Heutige Fahrzeugbereifung wirkt flacher und breiter. Das ist auf den sogenannten Niederquerschnitt zurückzuführen. Dieser bezeichnet das Verhältnis zwischen Reifenbreite und Reifenhöhe. Wegen der reduzierten Reifenhöhe finden diese Niederquerschnittsreifen an Automobilen oft auf Felgen mit grösserem Durchmesser Verwendung. Neben diesem geänderten Verhältnis haben sich auch die Eigenschaften der Bereifung im Fahrzeugbetrieb wiederum besser anpassen lassen. Die Optimierungen beziehen sich auf eine bessere Kraftübertragung, eine sicherere Strassenlage und oft auch auf eine Erhöhung der Griffigkeit auf trockenen und feuchten Strassenbelägen.

Zusätzlich erhielten die Notlaufeigenschaften mancher Reifentypen sehr viel Aufmerksamkeit von den Reifenproduzenten. Unter diesen Notlaufeigenschaften verstehen die Reifenhersteller verschiedene Konzepte mit ähnlichen Charakteristika. Diese beziehen sich auf eine Reifenpanne und plötzlichen Druckverlust im Reifen. Üblicherweise reagiert das Fahrzeug darauf mit einem Versagen der Fahrtüchtigkeit und gegebenenfalls auch ungewollten Richtungswechseln oder Unkontrollierbarkeit. Dank funktioneller Notlaufeigenschaften wäre ein sofortiger Pannenstopp mit Reifenwechsel vermeidbar.

Das Fahrzeug bleibt noch für eine gewisse Fahrtstrecke mit reduzierten Leistungsmerkmalen fahrbar. In der Regel kann die nächste Werkstatt oder Servicestation aufgesucht werden, um den defekten Reifen zu erneuern. Zu den unzweifelhaften Vorzügen solcher Bereifung gehört, dass ein sogenanntes Reserverad gar nicht erst mitgeführt werden muss. Das spart am Leergewicht und verschafft zusätzlichen Raum. Das Fahrzeug muss bei solcher Bereifung mit einem automatisch arbeitenden Reifendruckkontrollsystem ausgerüstet sein. Üblich sind für diese „Runflat-Reifen“ auch besonders konzipierte Felgen mit einem modifizierten Felgenhorn.



Fahrzeugreifen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen

Die Bereifung kann durch die Wahl der Reifentypen dem individuellen Bedarf angepasst werden. Nutzfahrzeuge benötigen andere Reifenmerkmale als normale Pkw. Komfortmerkmale und Aspekte der Betriebssicherheit sind für die Fahrzeugführer von besonderem Interesse. Jeder normale Reifentyp ist für eine Bandbreite von Belastungen und Geschwindigkeiten ausgelegt. Kennzeichnungen auf den Reifenflanken verraten neben den Dimensionen der Reifen auch deren zulässige Betriebsdrücke und Höchstgeschwindigkeiten. Hierzu geben in der Regel Ihre Fahrzeugpapiere die Mindestanforderungen für die zu benutzenden oder empfohlenen Reifenarten an Ihrem Fahrzeug vor.

Eine Sonderbereifung für saisonale Verwendungszwecke wird in Regionen mit winterlichen Einflüssen des Wetters und sich entsprechend ändernden Fahrbahnbedingungen nahegelegt. Im Staatsgebiet der Schweiz gibt es zwar zurzeit keine gesetzlich bedingte Winterreifenpflicht. Den Fahrzeugführern können aber Probleme bereitet werden, wenn ein Unfall auf winterglatten Strassen durch die Verwendung von Winterpneus als vermeidbar eingestuft werden könnte (siehe auch Versicherungsbedingungen zum winterlichen Fahrzeugbetrieb). Eine entsprechende Beschilderung im Winter kann den Schneekettenbetrieb an der Antriebsachse vorschreiben.

In der Schweiz dürfen ansonsten auch die sogenannten Spikesreifen jährlich vom 1.11. bis 30.4. auf den Landstrassen mit bis zu 80 km/h Geschwindigkeit benutzt werden (ein besonderer Aufkleber am Heck ist Vorschrift), generell aber nicht auf den Autobahnen.

 

Oberstes Bild: Die Bereifung eines Autos ist für die Sicherheit und den Komfort von grosser Bedeutung (Bild: fujji / shutterstock.com)

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