Berufe in der Autobranche (Teil 3): Automechatroniker – Talent für Technik und Elektronik
VON Agentur belmedia GmbH Allgemein Auto Dienstleistungen LKW
Elektronik und Computertechnik haben über die letzten Jahrzehnte in allen Berufsbranchen Einzug gehalten. Dies gilt auch für den Bau, die Wartung und Reparatur von Kraftfahrzeugen, wodurch sich das Berufsbild des Automechanikers gewandelt hat.
Zwar werden von diesem weiterhin technische und handwerkliche Fähigkeiten verlangt, eine sichere Beherrschung der Computertechnik ist für den Umgang mit modernen Personen- und Nutzfahrzeugen jedoch unverzichtbar geworden.
Im dritten Teil über Berufe aus der Automobilbranche soll ein detaillierter Blick auf den Automechatroniker geworfen werden, der in der Schweiz und weiteren Ländern die Berufsausbildung des Automechanikers komplett verdrängt hat.
Dies ist ein vierteiliger Bericht zum Thema „Berufe in der Autobranche”:
Berufe in der Autobranche (Teil 1): Fahrzeugschlosser
Berufe in der Autobranche (Teil 2): Automechaniker / Automechatroniker
Berufe in der Autobranche (Teil 3): Automechaniker / Automechatroniker
Mehr Kenntnisse und Fähigkeiten als ein Automechaniker
Mit jedem Jahr sind mehr Autos mit Hybridtechnik oder einem Elektromotor auf schweizerischen Strassen unterwegs. Steuer- und Kontrolltechnik des Fahrzeugs werden zu einem grossen Teil elektrisch gesteuert. Ob Überprüfung des Reifendrucks, Einparkhilfe oder automatischer Abstandhalter – all diese Systeme und Funktionen basieren auf Elektrotechnik und sind bei der Fahrzeugprüfung oder Reparatur von Komponenten zu berücksichtigen.
Ein Automechatroniker ist hierzu nach abgeschlossener Lehre in der Lage und kann eigenständig Überprüfungen, Wartungsarbeiten und Reparaturen aller grundlegenden KFZ-Komponenten durchführen. Eine Möglichkeit zur Spezialisierung ist gegeben, beispielsweise als Fachmechatroniker für bestimmte Hersteller und Baureihen oder als Schwerpunkt für Personenwagen bzw. LKW.
Eingesetzt wird der Automechatroniker hauptsächlich in freien KFZ-Werkstätten bzw. Vertragswerkstätten bestimmter Fahrzeugmarken. Mit Kenntnissen über die einzelnen Komponenten und Baureihen ist er in der Lage, Prüfungen und Tests an Automobilen durchzuführen und diese auf Funktionalität und Sicherheit zu überprüfen. Viele dieser Prüfmethoden basieren ihrerseits auf elektronischen Prüf- und Messgeräten, deren Funktionen der Automechantroniker uneingeschränkt verstehen und bedienen kann.
Wurden Probleme und Fehler entdeckt, ist er alleine oder im Team zur Reparatur des Fahrzeugs fähig. Neben dem rein mechanischen Austausch von Bremsen, Stossdämpfern & Co. beherrscht er hierbei auch die Überprüfung und Einstellung von elektronischen Komponenten, um das Fahrzeug uneingeschränkt einsatzfähig zu machen.
Weitere Besonderheiten im Berufsbild des Automechatronikers
Die knappe Berufsbeschreibung zeigt bereits, dass ein ausgebildeter Automechatroniker mehr beherrschen muss als der traditionelle Automechaniker und die Lehre deshalb anspruchsvoller ist. Im Umkehrschluss wird er zu einer gefragteren Fachkraft, deren Arbeitsalltag abwechslungsreicher ist und neue Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Berufsfeldern schafft.
Mit Begeisterung für Motorräder, militärische Fahrzeuge oder den Bereich Motorsport können ausgebildete Automechatroniker mit etwas Glück ihrer Arbeit in diesem Umfeld nachgehen. Wichtig ist hierbei, den Willen zu einer regelmässigen Fort- und Weiterbildung mitzubringen. Schliesslich werden im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer neue elektronische Komponenten in modernen Kraftfahrzeugen eine Rolle spielen.
In den ersten Berufsjahren führt der Automechatroniker primär einfache Arbeiten der Diagnose und Wartung durch. Mit steigender Berufserfahrung und tieferem Verständnis für moderne Fahrzeuge kann sich das Arbeitsfeld stetig erweitern. Wichtig hierfür sind der sichere Umgang mit dem PC und elektronischen Messgeräten.
Auch das korrekte Lesen und Auswerten von Schaltplänen gehört hierzu. Bei der Überprüfung und Diagnose von Fahrzeugen muss er mit diesen Hilfsmitteln schnell in der Lage sein, potenzielle Fehlerquellen zu benennen und grundlegende Wartungsarbeiten und Reparaturen selbst durchführen zu können. Die tägliche Erfahrung in einem KFZ-Betrieb spielt hierfür eine wesentliche Rolle und ergänzt das Wissen der Lehrjahre erheblich.
Welche Anforderungen das Berufsbild Automechatroniker stellt
Schulisch muss ein Interessent an diesem Beruf die Volksschule abgeschlossen haben, im Idealfall bis zur letzten Schulstufe. In der Schweiz üblich ist ausserdem das Belegen des Eignungstests AGVS, um dem Arbeitgeber fachliche und persönliche Stärken vor dem Lehrbeginn nachweisen zu können. Die Lehre selbst dauert vier Jahre, in den ersten drei Jahren werden eineinhalb Tage der Woche in der Berufsschule verbracht. Dieser theoretische Teil wird im letzten Lehrjahr auf einen Tag reduziert. Das Programm der Berufsschule deckt zahlreiche Felder zwischen Mathematik, Elektrotechnik, Informatik oder Physik ab, ein Interesse an Technik und Naturwissenschaft sollte gegeben sein.
Auf persönlicher Ebene muss der Auszubildende neben Fleiss und der Fähigkeit zur Selbstmotivation eine sehr gewissenhafte und ordentliche Arbeit abliefern können. Immerhin ist zu bedenken, dass fehlerhafte KFZ zu Unfällen mit Personen- und Sachschäden führen können, die sich eventuell auf eine fehlerhafte Wartung oder Reparatur des KFZ-Mechatronikers zurückführen lassen.
Um dies zu vermeiden, schätzt der Mechantroniker während seiner Lehrzeit und im Berufsalltag seine Fähigkeiten realistisch ein und holt sich bei Bedarf fachkundige Unterstützung seiner Vorgesetzten ein. Durch diese Erfahrungen im Berufsalltag lernt er, immer neue Arbeitsschritte selbstständig durchführen zu können und über Jahre zur echten Fachkraft für KFZ zu werden.
Die Möglichkeiten zur Weiterbildung im Profil
Schon während der Lehre besteht die Möglichkeit, sich als KFZ-Mechatroniker auf ein bestimmtes Arbeitsgebiet zu spezialisieren, was bereits durch die Auswahl der Lehrwerkstatt erfolgt. Bei der Bewerbung auf eine Lehre sollte sich der Auszubildende deshalb überlegen, ob ein stärkeres Interesse an PKW oder LKW vorherrscht oder die Lehre direkt bei einem bestimmten Markenhersteller begonnen werden soll.
Durch Erwerb des eidgenössischen Fachausweises nach seiner Lehre kann er Schwerpunkte setzen, beispielsweise als Kundendienstberater im Automobilgewerbe oder als Reifenfachmann bzw. Reifenfachfrau. Häufig zeigt sich erst während der Lehre, ob zusätzliche Begabungen im technischen oder kaufmännischen Bereich vorhanden sind.
Wird die Ausbildung in der Berufsschule sehr gut abgeschlossen, ist bereits während der Lehrzeit ein Besuch der Berufsmaturitätsschule denkbar. Abhängig von diesem Schritt oder der vorher schon erreichten Schulausbildung kann der Lehre eine akademische Weiterbildung folgen. Ein traditionsreiches Berufsbild ist der Diplom-Betriebswirt im Automobilgewerbe.
Als moderner Hochschulabschluss wird der Bachelor of Science in Automobiltechnik angeboten. Mit einem solchen Abschluss ist ein KFZ-Mechatroniker besonders gefragt, da er alle theoretischen Grundlagen beherrscht und zugleich die praktische Anwendung aus seinem Berufsalltag kennt. Für die Aufnahme vieler der genannten Prüfungen und Weiterbildungen wird allerdings wenigstens ein Jahr aktiver Berufserfahrung vorgesetzt.
Weiterführende Informationen zum KFZ-Mechatroniker
Das Berufsbild des Automechatronikers ist modern, komplex und für viele junge Leute mit Begeisterung für Kraftfahrzeuge interessant. Auf der Webseite der Schweizer Berufsberatung warten weitere Informationen rund um dieses Berufsbild und gewähren auch einen Einblick auf die Berufsverhältnisse der Branche.
Parallel hierzu lassen sich weitere Autoberufe online entdecken, die in der Schweiz und anderen Nationen Europas etabliert sind und eine Alternative zum stark technischen und elektronischen Berufsumfeld des Automechatronikers darstellen. Durch den steigenden Anteil von Fahrzeugelektronik in PKW und LKW werden diese Fähigkeiten jedoch zukünftig umso stärker gefragt sein, was die Nachfrage an guten KFZ-Mechatronikern erhöhen dürfte.
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