Berufe in der Autobranche (Teil 1): Fahrzeugschlosser – ein praktischer Beruf mit vielfältigen Aufgaben

Die Arbeit an und mit Fahrzeugen fasziniert Schulabgänger seit vielen Jahrzehnten und hält attraktive Berufsbilder bereit, die einen tagtäglichen Umfang mit PKW und LKW ermöglichen. Längst sind es nicht nur männliche Bewerber, die attraktive Jobs im Umfeld von Fahrzeugbau oder KFZ-Werkstatt suchen.

Begeisterung für technische Abläufe und handwerkliches Geschick sind die Grundvoraussetzungen für viele Berufe in diesem Umfeld, wobei sich die einzelnen Berufsbilder erheblich voneinander unterscheiden und ausreichend Spielraum für individuelle Fähigkeiten lassen. In einer mehrteiligen Serie sollen verschiedene Berufe aus der Automobilbranche vorgestellt werden, den Anfang macht der Fahrzeugschlosser mit einem der traditionsreichsten Berufsbilder der Branche.


Aufgaben für Fahrzeugschlosser im modernen Fahrzeugbau

Die Tätigkeit als Fahrzeugschlosser umfasst die praktische Arbeit an Fahrzeugen aller Art, an denen es einzelne Fahrzeugteile zu montieren oder abzuändern gibt. Der Beruf wird traditionell immer noch als Schlosser bezeichnet. Mit den Fahrzeugteilen sind aber nicht nur Schlösser, Türen und Schliessvorrichtungen gemeint.

Das Spektrum umfasst vielmehr alle tragenden Elemente und Fahrzeugteile, die für eine sichere und dynamische Fortbewegung sorgen sollen. Arbeiten am Chassis sind somit genauso möglich wie an der Karosserie oder im Interieur, um Personen- oder Lastkraftwagen nach Kundenwunsch umzusetzen oder bei der Anfertigung neuer Produktlinien der weltweit grössten Fahrzeugbauer beizutragen.

Ähnlich wie bei Schlosserarbeiten in anderen Berufsbranchen steht beim Fahrzeugschlosser die Metallverarbeitung im Vordergrund. Stahl, Aluminium und andere Werkstoffe werden vom Schlosser professionell bearbeitet und in Form gebracht, um anschliessend passgenau in ein Fahrzeug eingesetzt zu werden.

Handwerkliches Geschick wird hierfür genauso benötigt wie eine gewisse Körperkraft, da manche Abläufe der manuellen Bearbeitung kraftvoll mit den richtigen Werkzeugen durchgeführt werden müssen. Auch generelle Arbeiten der Montage wie die Anbringung von Sitzen im Fahrzeuginneren oder Dachgepäckträger fällt in das Aufgabengebiet des Schlossers. Seine Arbeit kann sowohl bei Serienfahrzeugen in einem grossen Betrieb als auch bei einzelnen Fahrzeugen auf Kundenwunsch in einer Werkstatt erfolgen.

Weitreichende Aufgaben zwischen Produktion und Reparatur

Die Vielfalt der täglichen Arbeit von Fahrzeugschlossern reicht von einfachen PKW-Aufbauten bis zum Anhänger. Klassische PKW und LKW werden genauso bearbeitet wie Nutzfahrzeuge, Wohnmobile und weitere Fahrzeugtypen.

Häufig steht die individuelle Anpassung des Fahrzeugs im Vordergrund, beispielsweise um ein Serienmodell an die privaten Vorlieben oder beruflichen Bedürfnisse eines Kunden anzupassen. Hierzu gehört die Montage von Kränen oder Kippvorrichtungen für das Baugewerbe oder die Anpassung von Reisebussen oder Einsatzfahrzeugen. Fahrzeuge, die einmal durch einen Fahrzeugschlosser bearbeitet wurden, müssen im Laufe der Zeit gewartet oder repariert werden, wofür der Schlosser erneut die richtige Fachkraft ist.

Um diese Aufgaben als professioneller Fahrzeugschlosser richtig ausführen zu können, müssen alle grundlegenden Fähigkeiten der Metallverarbeitung erlernt werden. Hierzu gehören das Schneiden, Sägen und Löten von Metallen aller Art, auch das Biegen, Strecken und Anpassen von Formteilen gehört zu den täglichen Arbeitsabläufen.

Zu einem grossen Teil werden die einzelnen Arbeitsschritte heutzutage mittels Maschinen durchgeführt. Ein manuelles Geschick ist dennoch in vielen Situationen unverzichtbar. Gerade wenn es um die genaue Anpassung einzelner Fahrzeugteile nach Kundenwunsch und ihre Montage geht, wird der Fahrzeugschlosser persönlich Hand ans Auto legen müssen, um alte und neue Komponenten sicher miteinander zu verbinden und zu einem einzigartigen Kraftfahrzeug zu gelangen.


Vielfältige Aufgaben kennzeichnen den Beruf des Fahrzeugschlossers. (Bild: © Simon Zenger – shutterstock.com)

Technische Zeichnungen lesen und verstehen

Zu einer grossen und reizvollen Herausforderung bei diesem Berufsbild gehört das Lesen von technischen Zeichnungen. Diese werden für jeden Fahrzeugtyp erstellt und nach individuellen Vorstellungen des Kunden angepasst.

Damit der Fahrzeugschlosser weiss, welche Arbeitsschritte er überhaupt auszuführen hat und was der Kunde genau wünscht, muss er sich mit technischen Zeichnungen und Schaltplänen auskennen. Diese zeigen ihm eindeutig auf, wie das Fahrzeug nach der Bearbeitung durch den Fahrzeugschlosser aussehen soll und welche Unterschiede es zum vorher vorhandenen Serienmodell gibt. Die eigenständige Erstellung von technischen Zeichnungen gehört allerdings nicht zu seinem Aufgabengebiet.

Zu den häufigsten Anpassungen bei PKW oder Nutzfahrzeugen kommt es in der Form der Karosserie, an den Kotflügeln sowie in den technischen Einrichtungen im Fahrzeuginneren. Beispielsweise wünschen sich Kunden eine leistungsstärkere Heiz- oder Klimatechnik bzw. wünschen eine technische Spezialausstattung für zusätzliche Einsatzzwecke des Fahrzeugs.

Der Fahrzeugschlosser kann den vorliegenden Schaltplänen und technischen Zeichnungen exakt entnehmen, wie diese Änderungen am Fahrzeug genau auszusehen haben. Seine Aufgabe ist es nun, diese fachkundig auszuführen und zu einem einzigartigen und voll funktionsfähigen Fahrzeug nach Kundenwunsch beizutragen. Nach der Montage führt er selbstverständlich auch Funktionstests durch, um zu sehen, ob eine Umsetzung nach Mass gelungen ist.


Fahrzeugschlosser müssen in der Lage sein, technische Zeichnungen zu verstehen. (Bild: © Gearstd – shutterstock.com)

Welche Voraussetzungen für die Berufsausbildung erfüllt werden müssen

Schulisch muss der Interessent an einer Ausbildung zum Fahrzeugschlosser einen Abschluss der Realschule oder Sekundarschule nachweisen können. Die Ausbildung selbst läuft über vier Jahre und kann bei vielen KFZ-Fachbetrieben und den grossen Automobilherstellern absolviert werden. Üblich ist der parallele Besuch der Berufsfachschule, was im Regelfall an einem Tag pro Woche stattfindet.

Zeigt der Auszubildende hierbei besonders gute schulische Leistungen, kann die Berufsmaturitätsschule gegen Ende der Lehre absolviert werden. Natürlich lässt sich auch erst die Lehre beenden, um hiernach die Berufsmaturitätsschule zu besuchen und bessere Berufsaussichten mit einem attraktiveren Erhalt zu gewinnen.

Fernab von den schulischen Leistungen sind ein grundlegendes technisches Verständnis sowie handwerkliches Geschick unverzichtbar. Der Auszubildende muss ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen besitzen und bereits vor der Montage oder Reparatur wissen, wie das Fahrzeug nach getaner Arbeit aussieht.

Auch muss er eine gewisse Abstraktionsfähigkeit mitbringen, um von der technischen Zeichnung auf das vorliegende Fahrzeug schliessen zu können. Fleiss und Motivationsfähigkeit sind wie bei allen Lehrberufen Grundvoraussetzungen, stärker noch als in anderen Branchen ist ein hohes Verantwortungsbewusstsein gefragt. Der Einsatz mit Maschinen und Kraftfahrzeugen bietet schliesslich nicht nur während der Lehre eine erhöhte Verletzungsgefahr, auch dem Fahrzeugbesitzer sollte man nach getaner Arbeit eine optimale Sicherheit selbst bei Höchstgeschwindigkeiten garantieren.

Berufsaussichten und Möglichkeiten zur Weiterbildung

Seinen Einsatz findet der Fahrzeugschlosser in nahezu jedem KFZ-Betrieb, der Personen- oder Nutzfahrzeuge nach Kundenwunsch bearbeitet und eine Anpassung von Karosserie, Aufbauten, Anhängern oder technischen Komponenten vornimmt. Auch die klassische Montage von Fahrzeugteilen aller Art ist nach der erfolgreichen Ausbildung möglich, was einen Einsatz in der fertigenden Autoindustrie ermöglicht.

Noch häufiger finden sich Jobs in KFZ-Werkstätten, die auf die speziellen Anforderungen von privaten oder gewerblichen Kunden eingehen. Selbst eine Einstellung bei Grossunternehmen in Spedition und Logistik ist möglich, die eine Reparatur und Wartung individueller Fahrzeuge am Firmensitz durchführen lassen und hierfür eine technisch und handwerkliche Fachkraft benötigen.

Mit bestandener Lehre und einer guten schulischen Ausbildung stehen dem Fahrzeugschlosser in der Schweiz viel Formen der Weiterbildung offen. So lässt sich ergänzend der eidgenössische Fachausweis belegen, auch eine höhere Fachprüfung als Karosseriemeister mit der Fachrichtung Schlosser kann absolviert werden. Reichen die Fähigkeiten für ein Hochschulstudium, lassen sich der Bachelor of Science in Automobiltechnik oder der Diplom-Techniker mit dem Fachgebiet Metallbau belegen.

Mit einer entsprechenden Hochschulausbildung rückt die handwerkliche Komponente des Berufsbildes stärker in den Hintergrund. Stattdessen wird der Fahrzeugschlosser nun mehr in Planung und Konzeption individueller Projekte einbezogen, wobei ihm seine Praxiserfahrung über langjährige Montagearbeiten erheblich hilft.



Weitere Informationen für Interessenten am Berufsbild

Um weitere Informationen zum Berufsbild zu erhalten, lohnt ein Blick auf die Webseite der schweizerischen Berufsberatung. Neben detaillierten Informationen zum Fahrzeugschlosser lassen sich hier noch weitere Berufsbilder rund um den Fahrzeugbau kennenlernen, die genauso den eigenen Interessen und Begabungen entsprechen. Durch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Fahrzeugschlosser, die mit ihrer technischen und handwerklichen Begabung sogar in anderen Branchen Verwendung finden, hat dieser klassische Lehrberuf mit Sicherheit Zukunft.

 

Oberstes Bild: © Minerva Studio – shutterstock.com

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