Vom Bastler zum Konstrukteur - wie man auch ohne Bewerbung einen attraktiven Job ergattert

Zugegeben: Man muss ausser Talent auch grosses Glück haben, um einen Job in der Art und Weise zu bekommen, wie es Paul Bischof aus dem österreichischen Mellau gelungen ist. Der 24-jährige Maschinenbau-Student, der schon als Kind ein begeisterter Bastler war und sich auf diesem Gebiet gegenwärtig mit Rennwagen beschäftigt, arbeitet seit kurzem als Praktikant bei Red Bull Racing in England.

Vor zwei Jahren erhielt Bischof zu seiner grossen Überraschung eine E-Mail von Rob Marshall, dem Chef-Designer des Formel-1-Rennstalls, der ihm einen Job bzw. ein Praktikum anbot. Marshall war irgendwie auf seinen Blog aufmerksam geworden, in dem Bischof seine Bastelarbeiten detailliert und mit vielen Fotos veröffentlicht. Bei Red Bull waren sie begeistert von seinem Modell des RB 7, mit dem Sebastian Vettel im Jahr 2011 Weltmeister geworden war.


Paul Bischof macht seine Freizeitbeschäftigung zum lang ersehnten Beruf. (© Siemens AG)


Alles, was Bischof braucht, sind die Werkstoffe Papier, Kleber, Karton, etwas Folie und Lack, Schneidwerkzeuge wie Schere und Cutter – sowie eine ruhige Hand als Grundvoraussetzung. Mit diesen Mitteln entstehen seine detailgetreuen Modelle im Massstab 1:10. Bauanleitungen benutzt der Österreicher nicht, sie sind ihm in der Regel zu ungenau. Er recherchiert meistens im Internet nach Fotos der gewünschten Fahrzeuge und fängt dann mit dem Nachbau an. Für die Recherche benötigt er mittlerweile allerdings rund ein halbes Jahr, für die Bastelarbeit dann noch einmal ein Jahr. Die Materialkosten betragen nur etwa 60 Euro.

In den Red Bull RB 7 mit Renault-Motor hat er 850 Arbeitsstunden gesteckt. Nicht umsonst, wie sich zeigen sollte. Weltmeister Vettel konnte es kaum glauben, als er das Papiermodell in den Händen hielt. Er war so begeistert, dass er die Miniatur sogar mit seiner Unterschrift signierte. Und Paul Bischof zählt jetzt zu den 600 Mitarbeitern von Red Bull Technology. Er ist dort Composite Design Engineer und unter anderem für Komponenten wie Heck- oder Frontflügel zuständig.



Bischofs Leidenschaft begann mit acht Jahren, als sein Vater ihm einen Flugzeug-Modellbaukasten schenkte. Allerdings war er schon nach einigen Jahren gelangweilt. Statt nachzubauen, konstruierte er eigene, weitaus komplexere Flieger. Mit 13 sah er sein erstes Formel-1-Rennen und war sofort hin und weg. Seitdem konzentriert er sich auf Rennautos. Insgesamt hat er bisher 40 Modelle gebastelt, wobei der RB7 sein Favorit ist. Nach dem Praktikum will er erst einmal sein Studium beenden. Und wenn alles gut läuft, geht es danach sofort zurück nach England.

 

Oberstes Bild: Paul Bischof – vom Bastler zum Konstrukteur (© Siemens AG)

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hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

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