Überlebenschancen verbessern
VON Frank Schneidewind Allgemein Auto
Führende Experten für den Strassenverkehr empfehlen auch das Mitführen einiger Kleinteile im Fahrgastraum an sicherer Stelle. Diese Kleinteile gehören nicht unbedingt zur Pflichtausrüstung im oder am Fahrzeug, haben aber wirklich einen Sinn. Zur Grund- und Pflichtausrüstung gehören natürlich das Warndreieck und auch die Warnblinkanlage Ihres mehrspurigen Fahrzeuges.
Erweiterte und freiwillige Notfallausrüstung
Jede mitgeführte Ausrüstung für Notfälle ohne eine behördliche Pflichtverordnung ist eine freiwillige Leistung des Fahrzeugbesitzers. Multifunktionelle Mehrzweck-Notfallmesser, wie zum Beispiel das Stormtec Auto-Messer, verfügen über einen integrierten Gurtschneider und auch einen sogenannten Scheibenzertrümmerer für Fahrzeugscheiben. Zudem hat die Klinge ein spezielles Design, welches ein Aufhebeln und Aufbrechen begünstigt.
Ein Einfachhandy zum möglichen Absetzen von Notrufen ist dann sinnvoll, wenn Sie kein mobiles Telefon bei sich tragen. Ein autoüblicher Verbandskasten ist in der Schweiz nicht obligatorisch, gilt aber in fast allen umliegenden Staaten als Pflichtausrüstung. Er enthält eine Grundausstattung an Ersthelfer-Equipment, Einweghandschuhe und bei neueren Ausführungen auch eine spezielle Rettungsdecke. Diese ist eine metallisierte Folie in Personengrösse, sie hält von möglichen Opfern eines Unfalles Nässe und Feuchtigkeit fern und verhindert auch eine Auskühlung der verunfallten Person recht wirkungsvoll. Auch kann eine gut gewartete Taschenlampe in Notfällen bei Dunkelheit sehr wichtig werden.
Sind sogenannte Warnwesten vorgeschrieben?
Nein, in der Schweiz gibt es derzeit keine allgemeine Warnwestenpflicht. Sehr wohl ist innert vier Jahren seit der Einführung einer behördlich verordneten Warnwestenpflicht in unserem Nachbarland Österreich beispielsweise die statistische Unfallhäufigkeit beteiligter Personen bei Dunkelheit oder auch bei schlechtem Wetter um bis zu 39 % gesunken. Das signalisiert eine ergänzende Reduzierung von Unfallfolgeschäden in erheblichem Ausmass. Die Warnweste muss natürlich im Fahrzeug so verstaut werden, dass sie für den Fahrzeuglenker jederzeit greifbar ist. Die Warnwesten müssen vor dem Aussteigen am Unfallort angelegt werden.
Taugliche Warnwesten wurden gemäss den Bestimmungen der Europanorm EN 471 angefertigt, sie tragen das entsprechende Gütezeichen und bestehen aus Geweben oder Folienmaterialien in grellen Signalfarben mit applizierten Reflexmaterialien für das Scheinwerferlicht. Sie verbessern also sinnvoll Ihre Überlebenschancen bei der Absicherung einer Unfallstelle oder einer Panne am Fahrzeug bei Nacht oder schlechten Sichtverhältnissen. Das gilt selbstredend auch für mitreisende Kinder (es gibt Kindergrössen) und alle anderen Mitfahrer.
Was tun, wenn Ihr Fahrzeug unfallbedingt in einem Gewässer landet?
Hier treten einige beachtenswerte Faktoren auf, denn das Auto im Wasser wird relativ schnell versinken. In der Schweiz gibt es zahlreiche Strassen und Chausseen an Seeufern und entlang von Flüssen. Der unbeabsichtigte Sturz ins Wasser ist grundsätzlich lebensbedrohlich, aber Sturz und Aufprall sind weniger oft tragisch als ein Treffer an einem Felshang oder Baum.
Lösen Sie zunächst Ihren Sitzgurt und orientieren Sie sich nach Möglichkeit. Die Luft in Ihrem Fahrzeug ist unmittelbar nach dem Wasserkontakt als Auftriebshilfe und Atemluft ein wichtiger Parameter. Das Öffnen einer Fahrzeugtür kann durch den Wasserdruck von aussen unmöglich gemacht werden. Schalten Sie alle Stromverbraucher ab, nur das Innenlicht kann hilfreich sein. Den Wasserdruck können Sie überwinden, wenn Sie einen Druckausgleich schaffen. Das geht nun nur noch über das Öffnen eines Fensters, bei dem allerdings auch Ihre Atemluft entweicht.
Ist Ihr Fahrzeug mit elektrischen Fensterhebern versehen, dann kann diese Elektrik kurzgeschlossen, nicht operabel oder blockiert sein. Nur das Einschlagen einer Seitenscheibe von innen kann nun einen Druckausgleich und möglichen Ausstieg unter Wasser verschaffen. Mit unbewehrten Händen ist das Vorhaben fast unmöglich, ein Nothammer oder Scheibenzertrümmerungsdorn ist nun Gold wert.
Alle Insassen sollten dasselbe Fenster als Ausstieg benutzen, wenn die Tür blockiert bleibt. Ein Frontscheibe (in der Regel aus Verbundglas) lässt sich in Paniksituationen kaum von Insassen zerstören, nur Sekurit-Glastypen sind hierzu geeignet. Die wenigsten Gewässer sind in direkter Ufernähe sehr tief, holen Sie möglichst vor dem Ausstieg aber noch einmal tief Luft und halten Sie diese beim Auftauchen an.
Die Chancen, einen Überschlag zu überleben, verbessern
Bei einem Überschlag sollten Sie als Fahrzeuglenker mit aller Kraft die Handbremse fest umklammern und sich nach rechts wegducken. Der Überschlag kann das Dach heftig deformieren und eindrücken. Nur wenn sich Ihr Kopf grob gesagt unterhalb des Levels vom Armaturenbrett befindet, entgehen Sie möglicherweise schwersten Verletzungen des Kopf- und Halswirbelbereiches. Die Haltegriffe oberhalb der Fenster sind hierbei denkbar ungeeignet, gewaltige Fliehkräfte und gegebenenfalls zerbrochene Scheiben würden den betreffenden Arm nach draussen befördern und verletzen oder abtrennen.
Der frontale Aufprall auf ein Hindernis
Manchmal lässt sich eine frontale Kollision nicht vermeiden. Jede Reduzierung der Aufprallgeschwindigkeit steigert Ihre Chancen aber beträchtlich. Sitzen Sie bitte möglichst gerade und aufrecht mit angewinkelten Armen zum Zeitpunkt des Aufpralls. Das Absorptionsvermögen Ihres Körpers für die Energie ist dann besser.
Oberstes Bild: Jeder Verkehrsteilnehmer kann in einen Unfall geraten (© Monkey Business Images / Shutterstock.com)