Tipps für den Kauf gebrauchter Motorräder
VON Oliver Baumanns Allgemein Motorrad
Auch wenn dies mit einem Mehraufwand verbunden ist, kann sich eine ausführliche Besichtigung durchaus lohnen. Denn dadurch kann entschieden werden, ob das Fahrzeug sein Geld noch wert ist oder ob direkt nach dem Kauf teure Folgekosten auf den Käufer zukommen werden.
Motorrad auf Rostbefall hin überprüfen
Vor dem Kauf eines gebrauchten Motorrades sollte das Fahrzeug zunächst auf grobe Mängel hin überprüft werden. Dazu reicht es aus, einmal das gesamte Fahrzeug in Augenschein zu nehmen. Anschliessend sollten aber noch einzelne Teile des Motorrades überprüft werden. Zunächst einmal ist es wichtig zu kontrollieren, ob das Fahrzeug bereits rostet. Rost kann gehäuft am Auspuff sowie an den Felgen und Speichen auftreten. Zugleich kann Rost aber auch am Rahmen, insbesondere an den Schweissnähten, und ebenso am Schwing- und Lenkbereich vorhanden sein.
Der Tank sollte auf Rost nicht nur ober- und unterhalb überprüft werden, sondern zugleich kann es ebenfalls sinnvoll sein, einmal in den Tank hineinzuschauen, ob sich dort schon Rost bildet. Handelt es sich bei dem gebrauchten Fahrzeug um einen Roller, dann sollte zum Besichtigungstermin ein Schraubendreher mitgenommen werden. Denn oftmals muss bei diesen Fahrzeugen zur Überprüfung die Verkleidung abgeschraubt werden.
Rostbefall am Fahrzeug kann allerdings schnell entstehen und ist je nach befallener Stelle noch kein Indiz für einen gravierenden Schaden. Tritt Rost beispielsweise an der Verkleidung und nicht im Tank auf, dann ist häufig nur die Optik beeinflusst. Allerdings ist zu beachten, dass sich nicht jede rostige Stelle behandeln lässt, manchmal müssen aufgrund des Rostbefalls auch Teile ausgetauscht werden. Deshalb sind die entsprechenden Kosten dafür beim Kaufpreis einzuplanen.
Die Bereifung sollte ebenfalls überprüft werden
Ein besonderes Augenmerk sollte beim Kauf eines gebrauchten Motorrades auch auf die Bereifung gelegt werden. Abgefahrene Reifen können nicht weitergenutzt, sondern müssen ausgetauscht werden. Eine Mindestprofiltiefe von drei Millimetern sollte deshalb noch vorhanden sein. Zugleich sollten keine Schäden wie Risse in den Felgen und der Nabe existieren.
Darüber hinaus kann es nicht schaden, die Felgenspannung, das Radlager und den Felgenschlag zu überprüfen. Die Räder sollten sich dabei frei nach vorne und nach hinten bewegen lassen, ohne dass störende Schleifgeräusche auftreten. Nicht zuletzt sollte das Motorrad nur mit Reifen ausgestattet sein, die laut den Papieren für das jeweilige Modell zulässig sind. Ob die Bereifung stimmt, kann dem Fahrzeugschein entnommen werden.
Schleifspuren können auf Unfälle oder Stürze hindeuten
Vor einem Kauf sollte das Motorrad auch auf etwaige Schleifspuren und Flüssigkeitsaustritte hin überprüft werden. Zwar lässt sich diese Art von Mängeln in der Regel gut beseitigen, jedoch können dabei je nach befallenem Motorradteil Kosten in unterschiedlicher Höhe auf den Käufer zukommen. Insbesondere Schäden an den Verkleidungen sind häufig mit hohen Kosten verbunden. Zudem können Schleifspuren am Rahmen, an den Lenkerenden oder an den Fussrasten auf eine grobe Fahrweise hindeuten oder gar auf einen Unfall oder Sturz, was wiederum Folgeschäden mit sich bringen würde. Demnach kann es ratsam sein, bei Schleifspuren genau nachzufragen.
Nicht vergessen werden sollten bei einer Besichtigung des Motorrades auch der Kettenantrieb, das Fahrwerk, die Elektrik sowie die Bremsen. Die Bremsscheiben lassen sich dazu gut auf oberflächliche Mängel hin überprüfen, wie auf Absätze oder Riefen. Neben diesen Mängeln kommt es bei den Belägen der Bremsen auch darauf an, dass diese nicht zu unregelmässig abgenutzt sind und zudem noch eine Stärke von mindestens vier Millimetern aufweisen.
Das Motorrad nach der Probefahrt nochmals überprüfen
Zum Schluss der Besichtigung kann durchaus eine Überprüfung der Instrumente und Schlösser am Fahrzeug stehen. Bei einer Prüfung des Tachometers sollten die Zeiger zum Beispiel nicht zittern, denn dies spricht nicht selten für einen Defekt der Tachowelle. Wurde das gesamte Fahrzeug auf Schäden hin überprüft, steht eine ausführliche Probefahrt an. Dabei ist die freie Fahrt auf einer Landstrasse und zusätzlich auf der Autobahn zu bevorzugen, um die Fahrweise des Motorrades gut austesten zu können.
Nach erfolgter Probefahrt sollte das Fahrzeug nochmals kurz überprüft werden. Denn es gibt durchaus einige Schäden, die sich direkt nach einer Fahrt bemerkbar machen, wie beispielsweise Flüssigkeitsaustritte, die in manchen Fällen erst mit der Inbetriebnahme auftreten können.
Insgesamt müssen viele Dinge beim Kauf eines gebrauchten Motorrades beachtet werden. Mit einer solchen Prüfung lassen sich allerdings nicht nur der Wert des Fahrzeuges und die Folgekosten besser einschätzen, sondern zugleich dient die Prüfung auch der Sicherheit des Fahrers. Wer sich eine derart ausführliche Prüfung nicht selbst zutraut, kann das Fahrzeug auch in einer Werkstatt begutachten lassen.
Nicht zuletzt gibt es natürlich ebenso die Möglichkeit, ein gebrauchtes Motorrad über einen Händler zu kaufen. Das hat gegenüber dem Kauf über eine Privatperson den Vorteil, dass Händler auch bei gebrauchten Modellen häufig eine Garantie anbieten, die oftmals die wichtigsten Teile des Motorrades umfasst.
Oberstes Bild: Bevor ein gebrauchtes Motorrad gekauft wird, ist es wichtig, das Gefährt zunächst zu begutachten. (© Toranico / Shutterstock.com)