Steinschlagschaden an der Autoscheibe – was tun?
VON Robert Brettschneider Allgemein Auto
Beseitigen von Steinschlagschäden am Autoglas – darauf sollten Sie achten
Jeder Fahrer hat die Situation wohl schon einmal erlebt. Man ist in der Kolonne unterwegs, plötzlich ein kurzes Klacken – ein vom Vordermann aufgewirbelter Stein hat die Windschutzscheibe getroffen. Ist das Malheur geschehen, sollte die Reparatur so zeitnah wie möglich erfolgen, da sonst die Gefahr besteht, dass sich der Riss in der Scheibe allmählich vergrössert und somit ein Austausch der Scheibe erforderlich wird. Zahlreiche Werkstätten in der Schweiz bieten einen Scheibenreparatur-Service an, oft ist sogar eine Vor-Ort-Behebung des Schadens ohne Aufpreis möglich.
Grundsätzlich kann jede Art von Autoglas wieder instand gesetzt werden, egal ob von PKW, LKW oder Wohnmobil, auch eine eventuelle Tönung der Scheibe stellt diesbezüglich kein Hindernis dar. Falls nicht von der Werkstätte ohnehin durchgeführt, ist nach erfolgter Reparatur eine gründliche Reinigung des Fahrzeuginnenraumes zu empfehlen. Besteht eine Teil- oder Vollkaskoversicherung, werden die Reparaturkosten in den meisten Fällen von der Versicherung übernommen, auch ein allfälliger Schadenfreiheitsrabatt bleibt in der Regel in unveränderter Höhe bestehen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Behebung des Schadens fachgerecht ausgeführt wurde.
In welchen Fällen zahlt die Versicherung nicht? Nun, eine abgeplatzte Stelle an der Windschutzscheibe zählt nicht als Riss, daher geht der Versicherungsnehmer in diesem Fall leer aus. Auch erfolgt eine Kostenübernahme im Regelfall nur dann, wenn die Schadensmeldung an die Versicherung bereits vor der Reparatur erfolgte. Ob und in welcher Höhe eine Schadensregulierung durch die Kasko-Versicherung bei einer vertraglich vereinbarten Selbstbeteiligung (Selbstbehalt) möglich ist, sollte aus dem Versicherungsvertrag hervorgehen. Aus diesem ist auch eine eventuelle Werkstattbindung ersichtlich. Besteht eine solche, werden die Kosten nur dann ersetzt, wenn der Schaden in einer Vertragswerkstatt des Versicherers behoben wird.
Vom Versuch, die Autoscheibe selbst wieder instand zu setzen ist abzuraten, da für Autoglasarbeiten generell neben dem richtigen Werkzeug einiges handwerkliches Geschick sowie Erfahrung erforderlich ist. Wird eine Reparatur unsachgemäss durchgeführt, kommt es nicht nur mit grosser Wahrscheinlichkeit zu Problemen bei der nächsten Überprüfung des Fahrzeugs, es besteht auch die Gefahr, dass im Fall eines Unfalles die Versicherung eine Übernahme der Schadensregulierung ablehnt. Bedenkt man ferner, dass eine defekte Frontscheibe die Verkehrssicherheit beeinträchtigt und zersplitterndes Scheibenglas zu schweren Verletzungen führen kann, gelangt man schnell zu der Überzeugung, dass der relativ geringe finanzielle Aufwand für eine Scheibenreparatur in jedem Fall sinnvoll investiert ist – selbst wenn die Versicherung eine Kostenübernahme ablehnen sollte.
Unter welchen Voraussetzungen kann ein Steinschlagschaden repariert werden?
Nicht jedes durch Steinschlag beschädigte Scheibenglas kann einfach wieder instand gesetzt werden. Weist die Rissbildung eine Länge von mehr als zwei cm auf oder ist der Riss weniger als zehn cm vom Scheibenrand entfernt, kommt man um eine Neuverglasung nicht herum, da in diesen Fällen die Stabilität der Scheibe nicht mehr gewährleistet ist. Auch darf sich die schadhafte Stelle nicht innerhalb des unmittelbaren Sichtbereichs des Fahrers befinden. Dieser befindet sich über dem Mittelpunkt der Lenkvorrichtung und hat eine Längsausdehnung von etwa 30 cm. Denn obwohl die Scheibe nach der Reparatur sowohl optisch als auch funktional völlig wiederhergestellt ist und jeder Überprüfung standhält, wird das Licht an den ausgebesserten Stellen dennoch in einem anderen Winkel gebrochen. Liegen derartige Stellen im Sichtfeld, kann dies den Fahrer blenden oder irritieren.
Wie erfolgt die Beseitigung eines Steinschlagschadens?
Autoglasreparaturen werden in der Regel mittels eines speziell für diesen Zweck entwickelten Verharzungsverfahrens durchgeführt. Dabei wird Spezialharz auf die schadhafte Stelle aufgebracht und anschliessend ausgehärtet. Diese Technik gewährleistet die völlige Wiederherstellung von Stabilität und Belastbarkeit des Scheibenglases. Eine nachfolgende Behandlung mit Deckharz samt abschliessender Politur sorgt dafür, dass auch optisch keine Beschädigung mehr zu erkennen ist. Die gesamte Prozedur nimmt in der Regel nicht mehr als 30 Minuten in Anspruch, die Scheibenreparatur kann also mit etwas Glück gleich in der nächsten Mittagspause erledigt werden.
Vorsicht vor unseriösen Angeboten!
Vor Baumärkten oder grossen Supermärkten werden Glasschadenreparaturen mitunter von „fliegenden Händlern“ angeboten. Leider kommt es immer wieder vor, dass man bei Inanspruchnahme derartiger „Sonderangebote“ hinterher Ärger hat. Sei es, dass die Qualität der verrichteten Arbeit zu beanstanden ist, sei es, dass die Reparatur gar nicht hätte durchgeführt werden dürfen, da Art oder Umfang des Schadens einen Austausch der Scheibe erforderlich machen. Leider stellt sich dies oft erst bei der nächsten Überprüfung des Fahrzeugs heraus, Reklamationen gestalten sich dann meist schwierig. Es lohnt daher, eine niedergelassene Autowerkstatt mit den am Fahrzeug durchzuführenden Glasarbeiten zu beauftragen.
Oberstes Bild: Steinschlag an der Windschutzscheibe (sima / Shutterstock.com)