So klappt der Reifenwechsel
VON Daniel Lehrmann Allgemein Auto
Der Reifen platzt – was tun?
Zunächst sollten Sie, auch wenn Sie sich wahrscheinlich erschrecken, nicht abrupt abbremsen. Das könnte dazu führen, dass Sie die Kontrolle über den Wagen verlieren. Rollen Sie stattdessen langsam auf einen möglichst sicheren Platz an der Seite der Fahrbahn. Falls schlechte Lichtverhältnisse herrschen – bei Regen, Nebel, Dunkelheit oder in unübersichtlichen Kurven –, sollten Sie selbst und auch alle eventuell anwesenden Mitfahrer auf der strassenabgewandten Seite aussteigen, um zusätzliche Gefahren zu vermeiden.
Ansonsten verhalten Sie sich so, wie Sie es bei jedem Unfall tun sollten: Stellen Sie ein Warndreieck in ausreichender Entfernung (100 bis 150 Meter gilt als Faustregel) oder beim Kurveneingang auf und bewahren Sie Ruhe. Ziehen Sie bei schlechten Sichtverhältnissen unbedingt eine Warnweste an. Falls nicht vorhanden, sollten Sie möglichst helle Kleidung tragen oder sich im Notfall einfach ein helles Tuch um den Oberkörper legen, um kein Risiko einzugehen. Ein erforderlicher Reifenwechsel ist ärgerlich – aber in einem Jahr werden Sie vielleicht schon wieder darüber schmunzeln.
Reifenwechsel für Anfänger
In der folgenden Anleitung gehen wir davon aus, dass Sie alle wichtigen Utensilien für einen Reifenwechsel mit sich führen. Ist das nicht der Fall, hilft Ihnen nur ein Anruf bei einem Abschleppdienst, einer Werkstatt oder einem Automobilclub. Sollte dies Ihr erstes Mal sein, gilt ausserdem, dass Sie stets Ruhe bewahren sollten. Hektik und Gewalt haben noch keinen neuen Reifen an die Achse gebracht. Wenn Sie alles richtig machen, sind Sie in wenigen Minuten wieder auf der Fahrt.
Sobald Sie alle nötigen Vorkehrungen getroffen haben, gehen Sie wie folgt vor:
- Damit es keine weiteren Probleme gibt, ziehen Sie die Handbremse an und legen den ersten Gang ein.
- Als Nächstes benötigen Sie, wenn Sie Ihr Auto nicht in- und auswendig kennen, die Bedienungsanleitung. Dort wird vermerkt sein, wo Sie den Wagenheber ansetzen müssen und wie Sie ihn bedienen sollten. Mögliche weitere Hinweise sollten Sie selbstverständlich beachten. Halten Sie sich ausserdem rigoros an die Anleitung: Sie hantieren hier mit einem Auto, das mehrere hundert Kilogramm oder auch mehr als eine Tonne Gewicht auf die Waage bringt. Vorsicht ist also ratsam!
- Sobald Sie das Werkzeug bereitgelegt haben, können Sie die Radkappe, falls diese überhaupt vorhanden ist, per Hebelwirkung lösen. Dazu nutzen Sie das spitze Ende eines Radmutternschlüssels.
- Lösen Sie danach die Radmuttern etwa zur Hälfte. Lockern Sie diese nicht so weit, dass Sie den Reifen lösen können. Dieser Punkt unterscheidet sich von Auto zu Auto, ein wenig Fingerspitzengefühl ist also gefragt.
- Setzen Sie dann den Wagenheber an den Positionen an, die in der Anleitung vermerkt sind. Beachten Sie noch einmal die dazu gegebenen Hinweise. Danach heben Sie den Wagen an, bis die in der Anleitung beschriebene Höhe erreicht ist (was sehr schnell der Fall sein sollte).
- Nun lösen Sie die Radmuttern komplett und nehmen den defekten Reifen ab. Legen Sie ihn an den Strassenrand, wo er Ihnen nicht in die Quere kommen kann.
- Setzen Sie nun das Reserverad auf. Ziehen Sie die Muttern anschliessend fest. Sie können hier, falls Sie kein Herkules sind, in der Regel nichts falsch machen, also dürfen Sie die Muttern auch gerne ein wenig fester anziehen. Beachten Sie dabei, dass Sie die Muttern gleichmässig anziehen und nicht eine von ihnen bereits vollständig befestigen, während die anderen noch locker sind. Verwenden Sie ausserdem keinerlei Öl oder andere Schmierfette, falls „etwas klemmt“. Das Öl würde sonst dazu führen, dass Sie Ihren Reifen vielleicht sehr bald wieder verlieren.
- Anschliessend lassen Sie den Wagen wieder herab und sammeln den Wagenheber, den geplatzten Reifen sowie das genutzte Werkzeug wieder ein. Vergessen Sie Ihrem möglicherweise vorhandenen Schockzustand nichts, da dieses Werkzeug, falls es sich um eine Spezialanfertigung für den Wagen handelt, sehr teuer sein kann – und denken Sie auch an das Warndreieck!
Einen letzten Hinweis gibt es noch zum Schluss: Wenn Ihr geplatzter Reifen Felgen aus Aluminium verwendet hat, aber Sie ein Reserverad mit einer Stahlfelge dabeihaben – oder umgekehrt -, müssen Sie möglicherweise unterschiedliche Muttern oder Schrauben verwenden. Da Sie dies natürlich nicht im Nachhinein ändern können, sollten Sie vor der Fahrt prüfen, ob Sie die notwendigen Schrauben, Muttern und Werkzeuge dabeihaben, um diese beiden Reifentypen gegeneinander auszutauschen.
Alles ist wieder gut!
Nein, noch nicht ganz. Der nächste Ausflug führt zu einer Tankstelle oder Werkstatt, damit Sie Eigenschaften wie den Luftdruck prüfen und die Radmuttern noch einmal festziehen können. Sobald Sie wieder Gelegenheit dazu bekommen, sollten Sie ausserdem prüfen lassen, ob das sogenannte Anzugsdrehmoment für alle Räder stimmt. Sie können das zwar auch selbst feststellen, im Interesse der Sicherheit sollten Sie jedoch lieber Fachkräfte dafür anheuern.
Oberstes Bild: Mit Ruhe schaffen sogar Anfänger einen erfolgreichen Reifenwechsel (Bild: Andrew Lam / Shutterstock.com)