Skoda Octavia 1.6 TDI Greenline – die unauffällige Drei-Liter-Limousine
VON Christian Erhardt Allgemein Auto
Zu teuer war der Lupo wegen der verbauten Magnesiumteile, die preislich nicht am unteren Marktsegment zu finden waren. Hinzu kam: Der Motor mit 1,2 Litern an Hubraum, der gerade einmal 61 PS erzeugte, war schlicht viel zu unruhig. So wurde das Fahren zu einer eher ungewollten Massageeinheit. 3,9 Liter Spritverbrauch, und das für knapp 20’000 Franken – ein Schnäppchen sieht anders aus. Doch heute, 13 Jahre nach dem Lupo-Fehlschuss, versucht VW sich wieder an der magischen Marke von drei Litern Spritverbrauch. Diesmal über das Tochterunternehmen Skoda. Und man sieht sehr schnell, man hat eine ganze Menge getan seit 2001!
Octavia 1.6 TDI Greenline – ein Ökoauto muss nicht spartanisch sein
Skoda lässt mit dem Octavia 1.6 TDI Greenline den Gedanken vom Dreiliterauto oder dem Ökoauto wiederaufleben. Ein Gedanke, der potenzielle Kunden bei der Vorbeifahrt an der Tankstelle frohlocken lassen wird. Doch wie weit ist es her mit dem propagierten Verbrauch von drei Litern? Ist das wirklich zu halten? Zuerst einmal ist es erfreulich, dass Skoda ein vollwertiges Auto anpreist.
Es handelt sich beim Octavia 1.6 TDI Greenline um eine Limousine, die sich nicht verstecken muss. Platz für fünf Personen, eine Spitzengeschwindigkeit von 206 Stundenkilometern, und auch die Ausstattung lässt eigentlich nicht viele Wünsche offen. Und doch soll das Gefährt nur drei Liter an Dieselkraftstoff verbrauchen, wodurch es bei vollem Tank eine Reichweite von sage und schreibe 1660 Kilometern hätte. Wie das funktionieren kann? Das werden wir nachfolgend zu hinterfragen versuchen.
Octavia 1.6 TDI Greenline – Deriliterauto mit 110 PS?
Lieferbar ist der Octavia 1.6 TDI Greenline bisher nur in der Variante als Limousine. Der Kombi soll noch im Jahr 2014 auf den Markt gebracht werden. Der Spar-Octavia kostet ab 29’000 Franken und bietet dabei schon ein recht ansprechendes Ausstattungspaket. 1,6 Liter an Hubraum bringt der Octavia 1.6 TDI Greenline mit und erreicht seine volle Leistung von 110 PS bei 3300 bis 4000 Umdrehungen die Minute. Und das Gute ist: Von aussen betrachtet kann man nicht einmal ansatzweise erahnen, dass es sich beim Skoda um ein echtes Öko-Fahrzeug handelt.
Doch woher zieht Skoda die Sparsamkeit des Greenline? Das ist recht einfach erklärt. Die VW-Tochter hat ein sehr umfangreiches Massnahmenpaket geschnürt, um den Kraftstoffverbrauch des Octavia niedrig zu halten. Dazu gehören:
Bremsenergierückgewinnung; das Fahrzeug ist sehr leicht, ohne dabei unsicher zu sein; es verfügt über Start-Stopp-Automatik; hat eine angepasste Motorsteuerung; im Display wird eine Schaltempfehlung zur Senkung des Verbrauchs eingeblendet; das Getriebe ist speziell auf Sparsamkeit ausgerichtet und so übersetzt; der Octavia steht auf Leichtlauffelgen; die Karosserie ist tiefer gelegt, um den Luftwiderstand zu reduzieren; der Unterboden des Greenline ist speziell verkleidet; es gibt einen Frontspoiler sowie einen Heckspoiler. Das gesamte Paket sorgt dafür, dass der Skoda sehr sparsam ist und wenig an kostbarem Sprit verbraucht. So spart man bares Geld.
Octavia 1.6 TDI Greenline – ein Leichtgewicht mit nur 1300 Kilogramm
Der Skoda bringt als vollwertige Limousine nur knapp 1300 Kilogramm auf die Waage. Geht dadurch etwa Fahrkomfort verloren? Nein, ganz sicher nicht. Natürlich handelt sich beim Octavia 1.6 TDI Greenline um ein Dieselaggregat. Da ist es natürlich, dass der Motor bis zur Betriebswärme erst einmal deutlich zu vernehmen ist. Aber sobald die Optimaltemperatur erreicht ist, brummt der Octavia nur noch, und das nicht einmal störend. Rennt das Aggregat also erst einmal, lädt einen die Displayanzeige dazu ein, den Wagen niedertourig zu fahren. Darin liegt die Besonderheit des Motors von Skoda.
Wer früh und somit schon bei geringen Drehzahlen hochschaltet, wird mit einem geringen Verbrauch belohnt. Und das Ganze ohne echten Leistungsverlust, denn der Diesel von Skoda ist sehr durchzugsstark aufgestellt. 1500 Umdrehungen macht die Kurbelwelle des Octavia 1.6 TDI Greenline im Schnitt pro Minute, und das ist ein Wert, den man eigentlich nur von einem Lkw kennt – eine Folge des frühen Hochschaltens. Stadtverkehr und Tempo 50 innerorts werden im sechsten Gang gefahren? Ohne dem Vierzylinder damit spürbar körperliche Schmerzen zu bereiten, fast auf der Stelle zu treten, ganz ohne lästiges Rütteln oder Schütteln? Ja, das ist mit dem Octavia 1.6 TDI Greenline absolut kein Problem!
Und was ist nun mit dem Verbrauch? Sind die drei Liter zu halten? Wer den Skoda fährt, der wird bereits nach einer oder zwei Stunden Fahrtzeit bemerken: Um auf die 3,2 Liter Verbrauch zu kommen, muss man ein sehr einfühlsames Gasfüsschen haben. Schnell wird deutlich, die Vier vorne ist eher realistisch, wenn man nicht gar so geübt ist im spritsparenden Fahren. Aber dafür macht der Octavia 1.6 TDI Greenline jede Menge Spass.
Das Gefährt mit knapp 1,3 Tonnen macht auch auf der Autobahn mächtig viel Freude, und wer bei rund 140 km/h auf den Drehzahlmesser schaut, wird sich wundern, denn dort werden gerade einmal etwas mehr als 2100 Umdrehungen in der Minute vermeldet – so wahnsinnig lang ist der sechste Gang im Skoda übersetzt. Dabei bewegt sich der Diesel auf der Autobahn fast lautlos. Wer es dann doch etwas kräftiger möchte, schaltet einfach zurück, tritt aufs Gaspedal und wird sich wundern, wie zügig die Marken von 150, 160, 170, 180 und auch 190 vorbeischwirren – doch selbst bei 190 km/h randaliert der Motor nicht, sondern überzeugt durch sehr angenehm ruhiges Fahren. Das schreit förmlich nach langen Strecken, die sich mit dem Skoda auf absoluten Wohlfühlsitzen perfekt zurücklegen lassen.
Spritsparen steht im Vordergrund
Jedem potenziellen Käufer eines Octavia 1.6 TDI Greenline ist bereits im Vorfeld klar: Er erwirbt hier keinen Rennwagen, sondern einen Pkw, der aufs Sparen ausgerichtet ist. Auf der Probefahrt hat sich der Skoda mit einem Verbrauch zwischen 4,4 und 4,7 Litern Dieseltreibstoff zu begnügen gewusst. Ein absolut hervorragender Wert bei dieser Menge an Auto, auch wenn man damit satt über den ausgelobten Verbrauch von 3,2 Litern auf 100 Kilometern liegt. Aber wer erreicht schon Messzyklen, die ab Werk gemessen wurden? Richtig, so gut wie niemand.
Als Fazit lässt sich sagen: Was der Lupo von VW nicht in der Lage war zu leisten, das bringt der Octavia 1.6 TDI Greenline lässig mit sich: Man kann Benzin sparen und muss dabei eben nicht gleichzeitig auf jeden Komfort verzichten. Auch ohne den Schleichfahrtmodus und das Umgehen sämtlicher Autobahnen lässt sich der Skoda bequem unter einem Verbrauch von vier Litern Diesel auf 100 Kilometer fahren. Wer wirklich sparen will, gerade beim Gang zur Zapfsäule, für den sollte der Octavia 1.6 TDI Greenline eine sehr interessante Alternative darstellen.
Oberstes Bild: Octavia 1.6 TDI Greenline beweist: Knapp vier Liter Diesel-Verbrauch sind realistisch. (M 93, Wikimedia)