Schutzgasschweissen bei Restaurierungen: 7 Praxistipps zur Vermeidung gängiger Fehler

Blecharbeiten gehören zu fast allen Restaurierungen. Viele Bastler und Oldtimerfans schaffen sich daher ein eigenes MIG/MAG-Schweissgerät an, besuchen einen Schweisskurs oder erarbeiten sich die theoretischen und praktischen Grundlagen nach und nach selbst.

In der Restaurierungs- und allgemeinen Werkstattpraxis passieren immer wieder Fehler, weil gerade die ganz naheliegenden Details übersehen oder vergessen werden. Daher geht es hier um einfache und kleine Dinge, die jedoch so wichtig sind, dass ihre Vernachlässigung zu grossen Schäden und grossem Ärger führen kann.

1. Sicherheit beim Schweissen bedeutet nicht nur Brandschutz

Schweissen ist eine brandgefährliche Arbeit. Darum sollten ein Feuerlöscher oder zumindest ein Eimer mit Wasser immer griffbereit in der Nähe stehen – eine Regel, an die sich auch die meisten Hobbyschweisser gewissenhaft halten. Was aber gern vergessen oder vernachlässigt wird, ist der Schutz von Haut und Augen: Das gleissende Licht an der Schweisstelle kann die Hornhaut verletzen, und durch die freigesetzte UV-Strahlung droht ein Sonnenbrand, der das Hautkrebsrisiko erhöht.

Schweisshelme sind als Augenschutz besser geeignet als Handschilde, die immer eine Hand okkupieren und ausserdem dazu verführen, auch mal am Schild vorbeizuschauen. Die für das Autogenschweissen gedachten Schutzbrillen, vor allem die Billigmodelle, sind meist zu klein, und ihre Tönung reicht für eine zuverlässige Schutzwirkung nicht aus.


Schweisshelme sind als Augenschutz besser geeignet als Handschilde. (Bild: © Tifonimages – shutterstock.com)

Nicht nur die Gesichtshaut kann beim Schutzgasschweissen verbrennen. Daher gehören zur korrekten Arbeitsbekleidung auch Stulpenhandschuhe, die ein Stück über die (langen) Ärmel reichen, und eine lange Hose, die auch beim Knien oder Hocken noch den Rand der Schuhe bedeckt. Die Kleidung sollte ausserdem schwer entflammbar sein – aus Leder oder zumindest Baumwolle, aber bitte nicht aus Fleece. So kann sich die Schweisserkluft durch herunterfallende Glut, Funken und heisse Schweissperlen nicht entzünden – höchstens bekommt sie nach und nach ein paar dekorative und geschichtsträchtige Löcher.

2. Mit Handfeger und Kehrblech gegen gefährliche Metallteile

Nicht nur beim Holzhobeln, sondern auch bei Blecharbeiten fallen Späne. Die bleiben meist zu lange unbeachtet auf dem Werkstattboden liegen – viele wollen verständlicherweise erst dann aufräumen und fegen, wenn die Arbeit beendet ist. Das ist aber ein Denkfehler, der häufig zu unschönen Konsequenzen führt – etwa dann, wenn sich mal wieder ein scharfkantiger Span in der Schuhsohle festhakt und unbemerkt mitgenommen wird.


Nicht nur beim Holzhobeln, sondern auch bei Blecharbeiten fallen Späne. (Bild: © Lisa S. – shutterstock.com)

Aus Versehen an Schuhwerk und Kleidung mitgeschleppter Metallmüll hat schon so manchen Autoteppich und Wohnzimmerboden ruiniert – ein unnötiges Ärgernis, dessen Wiedergutmachung viel Zeit und Geld kosten kann. Es lässt sich leicht vermeiden, indem man die Späne auch zwischendurch immer mal wieder schnell zusammenfegt und entsorgt. Die Kleidung sollte vor dem Verlassen der Werkstatt gründlich überprüft werden.

3. Stromstärke, Drahtvorschub und Gasstärke richtig einstellen

Die ideale Stromstärke und den richtige Drahtvorschub bekommt man durch Experimentieren an einem Probeblech am besten heraus. Die Testnaht muss auch unter der Oberfläche einbrennen, darf aber nicht durchbrennen – dann stimmt die Stromstärke. Der Drahtvorschub stimmt, wenn sich keine Hügel oder dicken Knubbel am Schweisspunkt bilden. Wer sein Schweissgerät besser kennenlernen möchte, sollte ihm gut zuhören: Zu geringer Drahtvorschub äussert sich oft durch Aussetzer im Schweissknattern, und zu viel Vorschub oder zu hohe Stromstärke erhöhen die Knatterfrequenz und sorgen für eine hektische Geräuschkulisse mit flatternden oder knisternden Tönen.


Die Testnaht muss auch unter der Oberfläche einbrennen, darf aber nicht durchbrennen – dann stimmt die Stromstärke. (Bild: © Praphan Jampala – shutterstock.com)

Bei der Gasmenge lohnen sich Experimente und Sparversuche nicht: Mit 10 Litern pro Minute ist man auf der sicheren Seite. Bei zu wenig Gas gelangt die normale Umgebungsluft an die Schweissstelle, reagiert mit dem Blech und lässt die Schweisspunkte porös werden. Zu viel Gas hingegen schadet höchstens dem Geldbeutel, aber nicht dem Werkstück.

4. Eine gute Schweissnaht erfordert saubere Blechkanten

Sind die Schnittkanten am Blech unregelmässig oder schief, lässt der Spalt sich nur schwer schliessen. Sitzen die Kanten zu dicht beieinander, bilden sich die gefürchteten Schweissbeulen, da das erhitzte Metall sich nicht wie gewünscht ausdehnen kann und stattdessen unschön verformt. Je nach Blechstärke sollte der Spalt zwischen den Blechen beim Schweissen auf Stoss einen bis zwei Millimeter breit sein.


Eine gute Schweissnaht erfordert saubere Blechkanten. (Bild: © Ikonoklast Fotografie – shutterstock.com)

5. Elegante Schweissnähte gelingen mit Hilfe der Lochzange

Bei abgekanteten Blechen empfiehlt es sich, gleichmässige Löcher für die Schweisspunkte zu setzen – ideal ist ein Abstand von jeweils 3 Zentimetern. Dabei sollte der Stanzbolzen der Lochzange zur späteren Blechaussenseite zeigen. So entsteht ein sauberer Rand, der nicht in einem Extra-Arbeitsschritt begradigt werden muss, und die Bleche können schön bündig aufeinandergelegt werden.


Elegante Schweissnähte gelingen mit Hilfe der Lochzange. (Bild: © Nutzdatenbegleiter – CC BY-SA 3.0)

6. Brenner und Draht exakt ansetzen und halten

Beim Lochpunktschweissen sollte der Brenner stets in Richtung des stärksten bzw. meisten Metalls weisen, also nicht zum dünnen Steg neben dem Loch. Sonst wandert der Punkt an den Blechrand, was nicht nur wenig elegant aussieht, sondern auch zum schnellen Verspröden bzw. Brechen der Verbindung führen kann.



7. Kalotten abschneiden

Die Verdickung am Drahtende, die nach jedem Schweissvorgang entsteht, wird Kalotte genannt. Wird sie vor dem nächsten Schweissvorgang nicht entfernt, brennt der Draht nicht sofort ein, sondern rutscht noch ein Stück weiter übers Blech. Verrutschte Punkte und schiefe Nähte gehören zu den häufigen Konsequenzen. Wer die Kalotte abschneidet, verhindert die unerwünschte Wanderschaft und erzielt ein saubereres Ergebnis.


Die Verdickung am Drahtende, die nach jedem Schweissvorgang entsteht, wird Kalotte genannt. (Bild: © Vladimir Nenezic – shutterstock.com)

Da die Kalotten hart genug sind, um Macken in einer Blechschere zu hinterlassen, sind ältere, ausrangierte oder ungeliebte Kneif- und Schneidwerkzeuge (z. B. Seitenschneider, ausgemusterte Blechschere oder Monierzange) die idealen Werkzeuge zum Kalottenschneiden.

Fazit: Die Grundtechniken des Schutzgasschweissens sind schnell erlernt. Für spätere Pannen und Ärgernisse sorgen häufig Details, die gern vergessen oder übersehen werden. Sowohl Einsteiger als auch Experten profitieren davon, den wichtigen Kleinigkeiten viel Aufmerksamkeit zu widmen.

 

Oberstes Bild: © View Apart – shutterstock.com

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Mehr zu Christine Praetorius

Christine Praetorius, Jahrgang 1971, spricht und schreibt über Neues, Altes, Schönes und Kurioses. Ich liebe Sprache und Musik als die grössten von Menschen für Menschen gemachten Freuden – und bleibe gerne länger wach, um ihnen noch etwas hinzuzufügen. Seit 2012 arbeite ich mit meinem Mann Christian als freie Texterin, Autorin und Lektorin.

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