Promillesündern in Dänemark droht Zwangsversteigerung

Das Thema Alkohol am Steuer beschäftigt die Gesetzgeber in Europa seit Jahrzehnten. Drastische Bussgelder oder der temporäre Entzug des Führerscheins sind die häufigsten Strafen für alkoholisierte Fahrten.

Um die Fahrtüchtigkeit aller Verkehrsteilnehmer sicherzustellen und eine Gefährdung anderer Personen auszuschliessen, geht Dänemark zukünftig noch einen Schritt weiter. Mit mehr als 2,0 Promille im Blut muss man neben den bereits genannten Strafen mit einer unwiderruflichen Konfiszierung des eigenen Fahrzeugs rechnen. Die Regelung gilt für Einheimische genauso wie für Touristen, sodass der Alkoholkonsum in den nächsten Dänemarkferien für Fahrzeugführer besser gemässigt ausfallen sollte.

Die gesetzliche Neuregelung ist seit dem 1. Juli in Kraft, bewusst wurde das Gesetz noch vor den Sommerferien umgesetzt. Zwar war auch bislang die Verkehrspolitik bezüglich des Alkoholkonsums in Dänemark sehr strikt, gerade Touristen wollten sich in den schönsten Wochen des Jahres jedoch nicht an diese Regelungen halten. Wer mit dem eigenen Auto ins nordeuropäische Land reist, was in den Sommermonaten Tausende tun, sollte sich nach dem neuen Gesetz genau überlegen, wie viel Alkohol er zu sich nehmen möchte, bevor er in sein Fahrzeug steigt. Natürlich können genauso rigorose Bestrafungen drohen, falls ein Kraftfahrzeug unter dem Einfluss anderer Drogen über dänische Strassen bewegt wird.

Anders als bei anderen Bestrafungen findet die Konfiszierung des Fahrzeugs ohne jedwede Vorwarnung statt. Der Fahrzeughalter muss vor Ort sein Auto abgeben und sich selbst um eine Rückfahrt zu seinem Hotel oder später ins Heimatland kümmern. Die beschlagnahmten Autos werden versteigert, die hierbei erzielten Einnahmen kommen der dänischen Staatskasse zugute. All diese Regelungen sind bewusst sehr rigoros gestaltet, um möglichst abschreckend zu wirken und Einheimische wie Touristen zu einem gemässigten Alkoholkonsum zu animieren.


Dännische Bürger und Touristen sollten sich nach dem neuen Gesetz genau überlegen, wie viel Alkohol man zu sich nehmen möchte. (Bild: zstock / Shutterstock.com)


Umgang mit Alkoholsündern in Dänemark kein Einzelfall

Ob neuer PKW, Motorrad oder Oldtimer – sobald die Promillegrenze überschritten ist, geht das Fahrzeug in Staatsbesitz über. Ausnahmefälle liegen nur dann vor, wenn der Fahrer nicht der Fahrzeughalter ist. Gerade bei gemieteten oder geleasten Fahrzeugen dürfte dies hauptsächlich der Fall sein, wobei ein Konfiszieren des Fahrzeugschlüssels durch den Gesetzgeber vorgesehen ist.

Während diese Form der Regelung in Dänemark neu ist, gilt sie in anderen europäischen Ländern bereits seit einigen Jahren. So verfährt die italienische Justiz noch härter mit Alkoholsündern, da diesen maximal 1,5 Promille bis zum Konfiszieren des Fahrzeugs und weiteren Strafen erlaubt sind. Vor einer Fahrt ins Schweizer Nachbarland oder in andere Reisenationen lohnt es sich deshalb, genaue Informationen über den Umgang mit Alkohol am Steuer im jeweiligen Reiseland einzuholen.

Regelung in Dänemark nicht unpopulär

Während in anderen Nationen der EU eine solch drastische Regelung viel Kritik hervorbringen dürfte, wird sie von der dänischen Bevölkerung vergleichsweise positiv aufgenommen. Wie in allen Nationen Skandinaviens stellt Alkoholismus auch im dänischen Alltag ein grosses Problem dar, dem nicht alleine durch hohe Preise für Bier, Wein und Spirituosen entgegengetreten wird. Da das Land eine Vielzahl an Wiederholungstätern zu verzeichnen hat, die trotz mehrfacher Verwarnungen oder Bussgelder alkoholisiert ins Fahrzeug steigen, wird die drastische Massnahme der Regierung als Schritt in die richtige Richtung gewertet. Bestärkt wird das zudem durch die Statistiken des dänischen Verkehrsministeriums, das seit Jahren einen nicht unwesentlichen Teil der Unfälle und Verkehrstoten mit Alkohol am Steuer in Verbindung bringt.


Die Vielzahl an Wiederholungstätern in Dänemark macht die neue Regelung populär. (Bild: Syda Productions / Shutterstock.com)


Selbst der Verband der Autoeigentümer unterstützt das Konzept

Die Interessenvertreter der Autoeigentümer stehen der Neueinführung ebenfalls offen gegenüber, äussern aus verständlichen Gründen jedoch auch Kritik. Der Verband hätte sich über deutlich höhere Bussgelder erfreuter gezeigt als über eine direkte Konfiszierung des Fahrzeugs. Davon unabhängig wird die Regelung aber begrüsst. Die ungleichmässige Behandlung der Verkehrsteilnehmer nach einem Alkoholdelikt sorgt dagegen für stärkere Kritik durch den Verband der Autoeigentümer. Wer eine echte Nobelkarosse fährt, werde durch die Konfiszierung schliesslich stärker benachteiligt als der Besitzer eines Kleinwagens. Dass stärker motorisierte Fahrzeuge allerdings bei einem Verkehrsunfall oder in anderen Schadenssituation auch für deutlich grössere Schäden verantwortlich sein könnten, wird wiederum außer Acht gelassen.

Zahl der Verkehrstoten sinkt in den meisten europäischen Nationen

Dass sich Dänemark für die sehr drastische Gesetzesregelung entschieden hat, überrascht beim Blick auf die Zahl der Verkehrsunfälle und Opfer im Strassenverkehr nicht. Während die Zahlen in den meisten Ländern Europas über die letzten Jahre gesunken sind, was neben einer technischen Weiterentwicklung der Fahrzeuge einem besseren Umgang mit Alkohol und anderen Drogen zugeschrieben wird, zeigen die Zahlen in Dänemark eine andere Entwicklung.

Allein im Vergleich der beiden abgelaufenen Jahre stieg die Anzahl der Verkehrstoten in Dänemark um fast 20 % an, auch wenn sich dieser Wert deutlich unter dem Niveau zu Zeiten der Jahrtausendwende bewegt. Ausserdem soll durch die Massnahme die generelle Sicherheit auf dänischen Strassen erhöht werden, die selbst bei reinen Sachschäden Kosten und Mühen für Versicherungen und Einwohner mit sich bringen. Ob die Regelung in Dänemark ähnlich erfolgreich sein wird wie in Italien und weiteren Nationen, bleibt über die nächsten Monate und Jahre hinweg abzuwarten.

 

Oberstes Bild: Ein neues Gesetz in Dänemark macht das Konfiszieren des Fahrzeugs bei mehr als 2,0 Promille möglich. (© Just Keep Drawing / Shutterstock.com)

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