Kampf der Luxus-Giganten - V12er von Mercedes, Ferrari und Rolls-Royce

Klein, kleiner, am kleinsten – so stellt sich für den Betrachter der aktuelle Automarkt auf. Wenig Spritverbrauch, kleine Motoren, drei oder vier Zylinder, Kraft aus minimalem Hubraum. Dem klassischen Zwölfzylinder wurde sein schnelles und schmerzloses Ende prognostiziert. Doch ist er wirklich dahingeschieden, der Hubraum-Bolide mit dem Mehr an Zylindern? Nein, ganz und gar nicht! Und das eben nicht nur bei Rolls-Royce, wo das Auto als Inbegriff von Luxus zelebriert wird. Auch Mercedes und Ferrari setzen weiter auf volle Motorpower.

Es sah düster aus für die Zwölfzylinder, denn das Downsizing hatte vor rund drei Jahren seinen Höhepunkt erreicht. Steigende Spritpreise sorgten für neue Kriminalitätsfelder, und so schien es, als sei die Zeit der Zwölfender auf den Strassen abgelaufen. Und doch haben die V12er, die Luxus-Giganten der Edelschmieden, das Zylinder-Massaker tatsächlich überlebt. Aber nicht nur das! In seiner sehr speziellen Käuferschicht ist das Zylinder-Monster stärker denn je. Wozu einen Acht- oder Zehnzylinder kaufen, wenn es auch den V12 gibt? Schauen wir uns einmal drei dieser Monster an: von Rolls-Royce, von Mercedes und last, but not least von Ferrari.



V12er sind mehr als nur ein Auto – sie sind ein Kunstwerk und purer Luxus

Ja, die Mehrheit der normal motorisierten Fahrzeugbesitzer wird fluchen, dass man ihnen massiv die Hubräume zusammenstreicht und an der Spitze der motorisierten Nahrungskette klotzt, statt zu kleckern. Aber in der Klasse des V12 geht es nicht um ein Klassenziel, das da heissen würde, die fünf Liter an Spritverbrauch zu unterschreiten, sondern darum, möglichst die Schallmauer der 20 Liter Benzin auf 100 Kilometer im Power-Modus nicht zu deutlich zu knacken. Da kann schon der massive Sozialneid aufkommen, liest man die Verbrauchswerte – aber davon muss sich der Fahrer des Normal-Pkw einfach mal frei machen.

Der V12-Bolide ist mehr als ein Auto, mehr als Gebrauchsgegenstand, um von A nach B oder C zu gelangen. Wer sich ein solches Gefährt in die Flotte der Firmenwagen holt, will damit keinen Beliebtheitsspitzenplatz erzielen, sondern puren Luxus geniessen. Dort wird der V12 als eine Art automobiles Kunstwerk zelebriert. Ein Rembrandt auf vier Rädern. Der V12 ist etwas, das sich nun einmal nicht Otto Normal nach einem Gang zur Bank in die Hausgarage stellen kann.


Rolls-Royce Wraith (Bild: Foto by M / Shutterstock.com)


Rolls-Royce Wraith – der pure Luxus wird optisch etwas unverkrampfter

Mehr als 100 Jahre hat es gedauert, bis Rolly-Royce endlich das optische Protokoll und das Korsett beim Outfit über Bord wirft. Zumindest ansatzweise. Der Wraith – was übersetzt Gespenst heisst, womit man die Brücke zum Ghost schlagen will – stellt sich als Coupé vor. Nein, auf den Begriff „Fliessheck“ steht man nicht, also wird er als „Fastback“ geführt. Mit dem Wraith wird auch das Fahrverhalten weit lebhafter, als man es aus dem Phantom kennt, der mehr an eine rollende Schrankwand erinnerte. 632 PS bringt das 6,6-Liter-Ungetüm mit einem V12-Biturbo-Aggregat auf die Strasse, was den Boliden in unter 5 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt. Rund 340’000 Stutz müssen auf den Tisch des Hauses gelegt werden, will man in den Genuss kommen, durchschnittlich 15 Liter Super Plus je 100 Kilometer verbrauchen zu dürfen.

Auch im Hause Mercedes sind die Zwölfender nicht gestorben, wie der S 65 AMG überdeutlich macht. Und er klingt bösartig, der V12 aus Stuttgart, der sympathischen Landeshauptstadt Baden-Württembergs. Bei diesem Zwölfender hat AMG ganze Arbeit geleistet. So ist die Traktion absolut vorbildlich, wie man das bei einem Pkw für rund 270’000 Franken auch erwarten darf. ESP und Speedshift-Automatik bändigen die 630 PS im V12-Biturbo mit 6-Liter-Aggregat, die das Luxus-Geschoss bis auf 300 km/h bringen, wenn man die Version ohne Abregelung bevorzugt. Eine Keramikbremsanlage sorgt dafür, den Boliden punktgenau abzubremsen, wenn es denn mal sein muss. Mit seinem Verbrauch von rund zwölf Litern im Durchschnittswert – die aber so gut wie nie zu erreichen sind – kannn man ihn fast als sparsamen V12er ansehen. Es ist aber auch kein Problem, ihn bei Dauerlast im oberen Drehzahlbereich an die 20er-Marke „zu prügeln“ – das aber mit viel Spass und einer gehörigen Portion Style.


Mercedes S 65 AMG 2014 (Bild: okumeigakarinoaoshima, WIkimedia, CC)


6,3 Liter lassen den Ferrari FF fast fliegen

2011 brachte ihn Ferrari erstmals auf den Markt, den hubraumstärksten Ferrari-Motor mit Strassenzulassung. Satte 660 PS bollern aus 6,3 Litern an Hubraum los und katapultieren den V12-Boliden auf satte 335 km/h beim Topspeed.


Ferrari FF präsentiert auf dem Genfer Autosalon 2014 (Bild: Dong liu / Shutterstock.com)


310’000 Franken kostet es, wenn man sich in 3,7 Sekunden auf 100 und in knapp 11 Sekunden auf über 200 km/h „beamen“ lassen möchte. Damit hat er den Platz an der Sonne der Beschleunigungswerte der Zwölfender. Bei vorsichtiger Fahrweise lässt sich der V12 aus Bella Italia knapp 16 Liter Super Plus durch die durstige Motorkehle laufen, was allerdings auch Topwert der Big Three ist. Doch wie bereits eingangs erwähnt, hier geht es nicht um nackte Datenblätter oder Verbrauchswerte. Hier ist die Frage: Stellt man sich den Rembrandt in die (möglichst bewachte) Garage oder eben nicht? Es wird geklotzt und nicht gekleckert.

 

Oberstes Bild: Motor eines Ferrari FF präsentiert auf dem Genfer Autosalon 2011 (© Aiace90, Wikimedia, CC)

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