Falsche Diagnose durch KFZ-Werkstatt kann teuer werden
VON Meik Peters Allgemein Auto
Der wachsende Umfang an elektronischen Geräten und Komponenten in Autos macht es unvermeidlich, dass Fehler in der Technik zu einem Werkstattbesuch führen. Wird hier das eigene Kraftfahrzeug mittels moderner Analyse-Tools untersucht, sind in vielen Fällen die Fehlerquellen schnell aufgedeckt. Leider ist der Einsatz solcher Tools für den einzelnen Autofahrer nur dann gewinnbringend, wenn die Werkstatt die richtigen Schlüsse aus den Untersuchungen zieht und passende Reparaturmassnahmen einleiten. Und genau an diesem Punkt mangelt es heutzutage leider noch zu häufig und führt zu unnötigen Reparaturen und Kosten.
Wie bei mechanischen Komponenten kann ein Defekt in der Elektronik eines Fahrzeugs verschiedene Ursachen haben. Manchmal ist bereits ein einfacher Fehler in der Hardware, z. B. ein durchtrenntes oder angebrochenes Kabel, die Ursache für Fehlfunktionen und können schnell behoben werden. Liegt das Problem in der Steuerung und somit der Software des Automobils, ist die Ursache des Defekts meist schwieriger aufzudecken. Eine Analyse-Software mag den Techniker der KFZ-Werkstatt zwar auf den richtigen Weg führen, ob dies zur schnellen Beseitigung des Problems führt, ist deshalb längst keine Garantie.
Elektronik und Mechanik immer stärker miteinander vernetzt
In jedem modernen Automobil sollten klassische Mechanik-Komponenten und elektronische Elemente nicht gänzlich getrennt voneinander betrachtet werden. Über die letzten Jahrzehnte hat die Verknüpfung beider Ebenen intensiv stattgefunden, in allen wichtigen Fahrzeugbereichen kann von einer Einheit aus beiden Aspekten gesprochen werden. Tritt ein vermeintlicher Fehler in einer mechanischen Komponente auf, hat die Werkstatt zunächst zu prüfen, ob tatsächlich ein echter Defekt vorliegt oder die Steuertechnik des Fahrzeugs diesen Fehler aus inkorrekten Gründen meldet. Falls es zu Fehlern in der Elektronik selbst kommt, kann diese nicht vorhandene Defekte in einzelnen Fahrzeugkomponenten anzeigen, jedoch echte Probleme in anderen Segmenten verschweigen. Die Analyse der tatsächlichen Fehlerursache ist so nicht gerade einfach und setzt einen fachkundigen Mechaniker voraus, der die Daten seiner Analyse-Tools korrekt auswerten kann.
Qualität der Analyse-Software von ebenso grosser Bedeutung
Beim Aufdecken elektronischer Defekte in Fahrzeugen kommt es neben der KFZ-Technik auch auf den Softwareanbieter für das Umfeld einer Werkstatt an. Auch wenn namhafte Unternehmen gleichermassen elektronische Steuerkomponenten und Analyse-Tools auf den Markt bringen, kann nicht bei jedem Werkstattbesucher von dieser Einheit ausgegangen werden. Da sich jede Werkstatt mehr oder weniger teuer mit der richtigen Analyse-Software ausstatten muss, kann eine preiswerte Lösung die Aufdeckung von Defekten erschweren oder gar nicht erst möglich machen. Das Ergebnis ist die Meldung eines intakten Fahrzeugs, obwohl dieses eindeutig über Defizite verfügt, oder eine Fehldiagnose, die den Kunden teures Geld bei der Reparatur bezahlen lässt und keinen Nutzen mit sich bringt.
Mit seriösen Werkstätten Fehldiagnosen vermeiden
Ob eine KFZ-Werkstatt die richtigen Schlüsse aus der elektronischen Analyse zieht, hängt im Wesentlichen von ihrer Kreativität und Erfahrung mit den entsprechenden Komponenten ab. Ein klassisches Beispiel ist ein elektronischer Verbraucher im Fahrzeuginneren, der dauerhaft Strom zieht und hierdurch fortwährend zur Entleerung der Batterie beiträgt. Wird dies durch die Bordelektronik vermeldet, liegt im ersten Schritt der Austausch der Batterie nahe, was das Problem jedoch nur kurzzeitig löst. Eine clevere und gewissenhaft arbeitende Werkstatt geht mit ihrer Analyse weiter und nimmt nach Aufladung der Batterie weitere Tests vor, um einen dauerhaften Verbrauch aufzuspüren und die Wurzel des Problems anzupacken. Kommt es zu Defekten in der Fahrzeugsteuerung, der Bremstechnik oder im Motorbereich, sind die potenziellen Lösungswege noch deutlich komplexer.
Wahl der Werkstatt ein entscheidendes Kriterium
Da Geld bei jedem Werkstattbesuch eine Rolle spielt, suchen Autofahrer nicht nur in der Schweiz immer häufiger die Unterstützung freier Werkstätten oder wagen für Reparaturen den Gang über die Grenze. Grundsätzlich ist gegen die freie Werkstatt als Alternative zu Vertragswerkstätten nichts einzuwenden, bei der elektronischen Analyse von Defekten kann jedoch genau hier das Problem liegen. Jede Automarke verfügt über ihre eigene Softwaretechnik zur Steuerung aller Fahrzeugkomponenten, die Mitarbeiter einer vertraglichen Fachwerkstatt sind mit diesen besser vertraut als Arbeitskräfte einer freien KFZ-Werkstatt. Auch wenn es hier positive Gegenbeispiele gibt, dürfte bei grösseren Problemen mit der Elektronik eher der Weg zur Fachwerkstatt sinnvoll sein. Diese mag etwas höhere Rechnungen stellen, hilft jedoch durch eine effektivere Fehlersuche letztlich doch beim Sparen.
Bei Zweifeln eine andere Werkstatt beauftragen
Sollte selbst nach der Reparatur durch eine KFZ-Werkstatt das Problem nicht verschwunden sein, kann sich der Besuch einer alternativen Werkstatt anbieten. Dies gilt vorrangig, wenn die alte Werkstatt den Fehler angeblich sehr sicher gefunden hat und trotz einer teuren Reparatur keine Besserung eingetreten ist. Natürlich lohnt sich eine Zweitmeinung auch dann noch, wenn die Diagnose erfolgt ist und ein Kostenvoranschlag für die Reparatur gemacht wurde. Leider ist beim Vergleich potenzieller Reparaturkosten der günstigste Vorschlag nicht immer der beste, schliesslich kann die entsprechende Werkstatt bei der Diagnose irren und falsche Leistungen in Rechnung stellen. Ein seriöser Auftritt der Werkstatt und die Eignung der eingesetzten Analyse-Technik für den eigenen Fahrzeugtyp sollten vor einer Entscheidung überprüft werden.
Oberstes Bild: Mit seriösen Werkstätten Fehldiagnosen vermeiden (© kurhan / Shutterstock.com)