Fahrzeugbreite an Autobahn-Baustellen richtig einschätzen

Zu den häufigsten Gründen für Stress im Strassenverkehr gehören Baustellen. Vor allem in den Sommermonaten sind diese auf den Autobahnen der Schweiz und der angrenzenden Länder zu finden. Gerade an den Reisewochenenden der Sommerferien sind Baustellen die häufigste Ursache für Staus. Fahrer und Insassen sind ungern in den beengten Fahrstreifen unterwegs. Vielen ist dabei nicht bewusst, dass der eigene Fahrzeugtyp zu breit für die linke Fahrspur ist, und in vielen Ländern sogar ein Bussgeld droht, wenn die Spur trotzdem genutzt wird.

Gerade bei einer zweispurigen Einteilung der Fahrbahn kann es zu Problemen kommen, wenn die LKW der rechten Spur überholt werden. Halten diese bei Fahrmanövern nicht sauber ihre Position, und ist die Leitplanke links ohnehin schon sehr nah, sind Unfälle vorprogrammiert. Auf Schweizer Autobahnen kommt es jährlich zu mehr als 100 Unfällen im Baustellenbereich, in angrenzenden Grossnationen wie Deutschland oder Frankreich sind die Zahlen weitaus höher. Wird die eigene Fahrzeugbreite falsch eingeschätzt und daher unerlaubt auf der linken Spur gefahren, wird die Autoassekuranz nur in den seltensten Fällen die Bereitschaft zur vollen Schadensübernahme zeigen.

Abmessungen von Kraftfahrzeugen im stetigen Wandel

Natürlich können es bauliche Besonderheiten notwendig machen, die Fahrspuren einer Baustelle erkennbar eng zu halten und trotz laufender Arbeiten den Verkehr nicht unnötig zu beeinträchtigen. Dass es vermehrt zu Problemen in Baustellen kommt, ist jedoch hauptsächlich der modernen Autoindustrie und den Vorlieben moderner Autofahrer zu verdanken. Wer einen echten Oldtimer im Strassenverkehr antrifft, erkennt sofort, dass dieser schmaler als eine moderne Karosse ist. Der Wunsch nach Komfort und die Unterbringung vieler Extras haben Fahrzeuge aller Markenhersteller über die letzten Jahre anwachsen lassen, selbst Klein- und Kompaktwagen haben an Breite gewonnen. Und gerade das erschwert es, sich sicher und ohne Beeinträchtigungen durch andere Verkehrsteilnehmer in einer Baustelle zu bewegen.


Auf Schweizer Autobahnen kommt es jährlich zu mehr als 100 Unfällen im Baustellenbereich (Bild: Kenneth Sponsler / Shutterstock.com)


Mehr als nur klassische SUVs betroffen

Bei Fahrzeugen mit einer erkennbar grösseren Breite denken die meisten Automobilfreunde sofort an den SUV. Tatsächlich gehört dieser in seiner geländetauglichen Umsetzung oder als Crossovermodell für den Stadtverkehr zu den geräumigsten Fahrzeugen, die nicht nur den Bedürfnissen von Familien entgegenkommen. Dass die meisten modernen SUVs nicht auf der linken Spur fahren dürfen, ist jedoch kein Freibrief für Kleinwagen oder Mittelklassefahrzeuge. Tatsächlich übersteigt die Breite der meisten modernen Baureihen die Vorgabe von zwei Metern, die auf einem Grossteil an Baustellenschildern für die linke Spur zu finden ist. Da die komplette Fahrzeugbreite mit Spiegeln und ähnlichen Fahrzeugteilen berücksichtigt werden muss, erfüllen zwei von drei modernen Autos nicht mehr die vorgeschriebene Breite der linken Fahrspuren.

Blick in den Fahrzeugschein alleine reicht nicht

Die meisten Fahrzeughalter denken, die Eignung ihres Fahrzeugs für die linke Spur in Baustellen wäre ihrem Fahrzeugschein zu entnehmen. Tatsächlich sind hier alle technischen Daten des Modells zu finden, zu denen auch die Fahrzeugbreite gehört. Allerdings werden die Spiegel bei der Massangabe im Fahrzeugschein nicht mit eingerechnet. Genau das kann zu den entscheidenden Zentimetern zwischen Erlaubnis und Verbot werden. Neben Problemen mit der Versicherung, die ihre Kaskoleistungen einschränken dürfte und bei einem Haftpflichtschaden Ausgaben eventuell in Regress stellt, sollte auch von Seite des Staates aus mit Problemen gerechnet werden. Bussgelder im umgerechnet zweistelligen Frankenbereich sind in vielen Nationen Europas längst etabliert und können die Geldbörse ebenso belasten wie überhöhte Geschwindigkeit im Baustellenbereich.


Viele moderne KFZ sind zu breit, um auf der linken Spur in einer Baustelle fahren zu können. (Bild: Bad Man Production / Shutterstock.vom)


Die genaue Ausschilderung der Baustelle beachten

Um auf den Umstand zu breiter Fahrzeuge einzugehen, führen manche Nationen bereits neue Beschilderungen mit grösseren Breitenangaben. So ist vielerorts die maximale Breite auf Baustellenschildern auf 2,10 Meter statt der bislang üblichen 2,00 Meter hochgesetzt worden. Der zusätzliche Dezimeter ermöglicht es tatsächlich vielen etablierte Baureihen wie dem VW Golf, dem Audi A5 oder dem 3er BMW wieder, die linke Spur ohne Furcht vor Bussgeldern oder ausbleibenden Versicherungsleistungen zu nutzen. Allerdings darf nicht davon ausgegangen werden, dass jede Baustelle im In- und Ausland ein breites Mass ausschildert. Bei der Einfahrt in den Baustellenbereich sollten die Schilder jedes Mal genau betrachtet werden, um zu erkennen, auf welcher Spur sich das eigene Fahrzeug hier dauerhaft fortbewegen sollte.



Sicherheit in jedem Baustellenbereich grossschreiben

So schwer es im Feierabendverkehr oder bei einem sommerlichen Stau auch fallen mag – die Sicherheit auf Autobahnen und explizit in Baustellen sollte höchste Priorität einnehmen. Sobald in einer Baustelle die Unsicherheit besteht, ob das eigene Fahrzeug überhaupt auf die linke Spur wechseln darf, ist es besser, auf der rechten Spur zu bleiben. Lohnenswert ist ausserdem, auf die nächste Ausfahrt zu achten, da ein solcher Zubringer für neue Autos meist für eine erneute Ausschilderung der Massangaben sorgt. Mit etwas mehr Ruhe am Steuer, die beispielsweise auch das Einhalten der Höchstgeschwindigkeit der Baustelle umfasst, lässt sich ein wertvoller Beitrag zur Sicherheit leisten und entspannter ankommen. Wer schon einmal Stunden in einem Stau nach einem Baustellenunfall verbracht hat, wird schliesslich dafür sorgen wollen, nicht selbst zu einem Auslöser zu werden.

 

Oberstes Bild: In jeder Baustelle ist zu prüfen, ob das eigene Auto nicht zu breit ist. (© FooTToo / Shutterstock.com)

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