Fahrlehrer bei Rolls-Royce

Er hat wohl den exklusivsten Fahrlehrer-Job der Welt: Andi McCann leitet das Programm „White Gloves“ („Weisse Handschuhe“) beim englischen Luxuskarossenhersteller Rolls-Royce. Ob Paris, New York oder Zürich – immer, wenn irgendwo auf der Welt ein Wagen des Herstellers ausgeliefert wird, ist er mit vor Ort und weist das Personal des neuen Besitzers ein. Dabei geht es aber nicht allein um ein paar Fahrstunden, sondern darum, was einen richtig guten Chauffeur ausmacht. Etikette also.

In gewisser Weise hat dieses Training eine lange Tradition bei Rolls-Royce. Immerhin gilt Firmenmitbegründer Frederick Henry Royce als der Erfinder werksseitiger Fahrerschulungen. Zu seiner Zeit ging es aber hauptsächlich um die Bedienung des Fahrzeugs. Royce war der Überzeugung, dass ein Auto nur so gut wie sein Fahrer sei. McCann kann die technischen Aspekte heute vernachlässigen. Was die Fahrpraxis angeht, sind für ihn absolute Fahrzeugbeherrschung, Souveränität, Sicherheit und ein vorausschauender, zurückhaltender Fahrstil Voraussetzung.


Chauffeurs-Etikette-Training hat eine lange Tradition bei Rolls-Royce. (Bild: Max Earey / Shutterstock.com)


Der Schwerpunkt liegt für McCann auf perfekter Etikette. Dabei geht es nicht nur um Kleidung oder Haarschnitt. Der gute Chauffeur ist für ihn ein Geist, allerdings ein guter: Er ist immer akkurat, exakt, pünktlich, er ist immer da, ohne dass seine Fahrgäste es merken. Beim Vorfahren etwa empfiehlt McCann, drei Minuten vor dem Termin anzurollen – dann fühle sich der Gast nicht gehetzt. Zu spät kommen gehe allerdings gar nicht. Nach der Begrüssung sollte der Chauffeur nach den Wünschen der Insassen fragen und sie über Reisezeit, Wetterbedingungen am Ankunftsort, die Verkehrslage etc. informieren. Danach ist Diskretion angesagt. Der innere Rückspiegel wird hochgeklappt, Blickkontakt ist tabu. Die Fahrgäste müssen das Gefühl völliger Privatspäre haben.

Einen Tag lang dauert das Training. Dabei müssen die angehenden Chauffeure mal als Fahrer, mal als Gast agieren. McCann hat noch viele andere Tipps und Ratschläge auf Lager. So darf ein Rolls-Royce nur in Schuhen mit dünnen Ledersohlen gefahren werden, damit es bei Pedalbewegungen nicht quietscht.



McCann erweist allerdings nicht nur den Fahrgästen Respekt, sondern auch dem Fahrzeug – immerhin ist es ein Rolls-Royce. Er geht stets hinten um den Wagen herum. Die Front gehört allein der Kühlerfigur, dem Spirit of Ecstasy bzw. der „Emily“, wie sie allgemein genannt wird.

 

Oberstes Bild: Kunden von Rolls-Royce erhalten einen Gratiskurs in Chauffeurs-Etikette. (© StockLite / Shutterstock.com)

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Mehr zu Ulrich Beck

hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

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