Fahren bei Schlechtwetter
VON Robert Brettschneider Allgemein Auto
Richtiges Fahrverhalten bei Sturm und Regen
Massiver Schlagregen und Wind – vor allem von der Seite – stellen eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Denn Windböen mit einer Geschwindigkeit von über 100km/h können auch Autos der oberen Mittelklasse mühelos ins Schleudern bringen. Starker Regen beeinträchtigt die Sicht auch bei Tag enorm, dazu kommt die Gefahr von Aquaplaning.
Grundsätzlich ist daher zu empfehlen, bei Sturm oder starkem Regen das Auto stehen zu lassen und öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Ist eine längere Fahrt mit dem Wagen dennoch nicht zu vermeiden, sollte man dabei unbedingt eine den Witterungsverhältnissen angepasste Geschwindigkeit wählen sowie einen grösseren Sicherheitsabstand zum Vordermann einhalten. So hat man bei plötzlichen Brems- oder Lenkmanövern des vorausfahrenden Autos ausreichend Zeit, um zu reagieren.
Werden Lasten wie etwa Fahrräder oder Skiboxen am Dach des Autos mitgeführt, wird es bei starkem Wind problematisch, da Windböen eine entsprechend grosse Angriffsfläche geboten wird. Dies wirkt sich nicht nur negativ auf den Spritverbrauch aus, sondern erhöht auch die Gefahr, dass das Auto ins Schleudern gerät. In diesem Fall sollte man versuchen, die Last so zu montieren, dass sie dem Wind weniger Widerstand bietet. Fahrräder etwa können eventuell auch in umgelegtem Zustand oder zusammengeklappt im Heck des Fahrzeugs transportiert werden. Auch die Autoantenne sollte aus Sicherheitsgründen eingezogen werden.
Besonders kritisch ist es auf Bergkuppen oder Brücken, da hier zusätzlich zu den Windböen Luftwirbel entstehen können. Diesbezüglich neuralgische Stellen sind meist durch Warnschilder oder Windsäcke gekennzeichnet, zusätzlich kann die Beobachtung der Bewegung von Sträuchern und Bäumen Aufschluss über Stärke und Richtung der Sturmböen geben.
Kämpft das Fahrzeug gegen starke Windböen an, wird das Steuer mit beiden Händen gehalten, die volle Konzentration des Fahrers gilt den Ereignissen auf der Fahrbahn. Überholmanöver sind bei derart extremen Wetterverhältnissen unbedingt zu vermeiden. Zum einen besteht durch den erforderlichen Beschleunigungsvorgang auf nasser Fahrbahn erhöhte Schleudergefahr, zum anderen ist bei starkem Wind auch das Überholen von grossen, langsam fahrenden Fahrzeugen – etwa Bussen oder Lastwagen – nicht ganz ungefährlich. Tritt man bei Beendigung des Überholmanövers aus dem Windschatten des überholten Fahrzeugs, wird das eigene Auto vom plötzlich einsetzenden Seitenwind voll erfasst. Das dadurch erforderliche abrupte Gegenlenken erhöht die Gefahr, dass das Auto auf dem nassen Untergrund ins Schleudern gerät.
Bei starkem Sturm können überdies Fahrhindernisse wie heruntergefallene Äste oder entwurzelte Bäume auftreten, auch mit vom Sturm aufgewirbelten Gegenständen ist zu rechnen.
Aquaplaning – wie verhalte ich mich in dieser Situation?
Der als Aquaplaning bezeichnete Effekt des Verlustes der Bodenhaftung bei Regen macht sich durch eine schlagartig erhöhte Drehzahl bemerkbar, da aufgrund der stark verringerten Traktion die Reifen durchdrehen. Der Lenker verliert die Herrschaft über sein Fahrzeug, da Steuerbewegungen mit dem Lenkrad kaum mehr Wirkung zeigen, auch Bremsversuche bleiben ohne Erfolg. Von unten schlägt Wasser gegen den Unterboden. In dieser Situation sind Reifen mit gutem Profil von grossem Vorteil. Je tiefer das Reifenprofil, desto weniger kann eine kurzzeitige Überschwemmung der Fahrbahn dem Auto etwas anhaben. Auch das Gewicht des Fahrzeugs sowie die Geschwindigkeit spielen eine Rolle. So wird sich ein dahinrasender Kleinwagen eher den fatalen Auswirkungen von Aquaplaning ausgesetzt sehen, als ein Mittelklassewagen, der mit moderater Geschwindigkeit unterwegs ist.
Aber auch mit angepasster Geschwindigkeit und profiltiefen Reifen kann Aquaplaning auftreten, wenn das Auto etwa in eine Spurrille oder in eine sonstige mit Wasser gefüllte Fahrbahnvertiefung gerät. Man kann die Situation abschätzen, wenn man den Spritzwasserschwall vorausfahrender Autos beobachtet. Sind die Reifenspuren kaum mehr zu erkennen, besteht ein akutes Aquaplaning-Risiko.
Richtiges Verhalten bei Aquaplaning: Sofort auskuppeln, nicht lenken und nicht bremsen! Ist etwa aufgrund eines Hindernisses eine Verringerung der Geschwindigkeit unbedingt erforderlich, sollte statt der Fuss- die Handbremse eingesetzt werden. Da diese auf alle vier Räder wirkt, ist einerseits auch bei Aquaplaning zumindest die theoretische Möglichkeit einer wenn auch stark reduzierten Bremswirkung gegeben, andererseits ist die Gefahr geringer, dass das Fahrzeug in eine bestimmte Richtung ausbricht.
Um das richtige Fahrverhalten in derartigen Situationen üben zu können, ist der Besuch von Fahrtrainings, wie sie etwa vom Automobilclub der Schweiz (ACS) angeboten werden, zu empfehlen. In diesen Lehrgängen, die von erfahrenen Fahrtrainern geleitet werden, lernt der Fahrer das Verhalten seines Autos in nicht alltäglichen Situationen sowie bei unterschiedlichen Fahrbahnverhältnissen kennen und übt das richtige Reagieren in Extremsituationen.
Oberstes Bild: Eine Autofahrt bei schlechtem Wetter hat ihre Tücken. (© Olaf Naami / Shutterstock.com)