Der fünftürige Mini erblickt das Licht der Welt

Bei einigen Autoserien geben selbst kleinste Änderungen Grund für einen Aufschrei in der Branche – so wie etwa beim Mini. Der ist jetzt nämlich erstmals mit fünf Türen erhältlich, was nach mehr als 60 Jahren tatsächlich einen genaueren Blick rechtfertigt.

Aber kann dieses Konzept überhaupt funktionieren? Widerspricht eine Maximierung der Türenanzahl und des Komforts im Inneren nicht dem Mini-Anspruch des Wagens? Wir zeigen Ihnen, ob sich hier zwei unvereinbare Welten beissen oder ob daraus ein harmonisches Ganzes entsteht.


Der fünftürige Mini Cooper 2014 – Frontansicht (Bild: BMW AG, München, Deutschland)


Design? Alles wie gehabt!

Man sieht dem neuen Mini seine Änderung aus der Distanz nicht an. Das Design haben die Engländer glücklicherweise beibehalten, allein ein etwas höheres Dach und spitzere Winkel der einzelnen Bauteile zeigen, dass es sich hierbei tatsächlich um eine neue Ausgabe des traditionsreichen Kleinwagens handelt. Nebenbei sind natürlich die neuen Türen an den Seiten ein Novum, aber die wurden sehr unauffällig in das Blech gesetzt. Offenbar möchte Mini keinen grossen Wirbel um diese Neuerung machen – zumindest auf der Strasse. Intern nämlich preist Peter Schwarzbauer, der für die Marke bei BMW verantwortlich ist, die neuen Türen durchaus begeistert an: „Das wurde auch langsam Zeit!“

Allerdings hat BMW damit durchaus recht: Bereits 2001 wurde Mini von BMW übernommen, seitdem geisterten immer wieder Skizzen, Entwürfe und Designs durch die zuständigen Abteilungen des Unternehmens. Eigentlich hätte man den Mini gerne schon viel früher mit vier Türen auf den Markt gebracht, aber die Plattform der alten Variante liess dies technisch nicht zu. Dabei existierten jene Skizzen bereits seit 1956, wobei es das Konzept niemals zur Serienreife brachte. Erst jetzt, mit einer neuen Plattform für die neue Generation, konnte diese scheinbare Banalität aus der Welt geschafft werden: Der fünftürige Mini darf nun bestaunt, gekauft und gerne auch gefahren werden.


Mini Cooper 5 doors 2014 – das Design haben die Engländer glücklicherweise beibehalten. (Bild: BMW AG, München, Deutschland)


Kleinwagen ohne Konkurrenz?

Irgendwie war der Mini immer einmalig, was auch die Kunden so sahen: Drei Millionen Stück konnten seit 2001 vom Mini verkauft werden, der Fünftürer soll jetzt für noch mehr Zuwachs der Marke sorgen. Allerdings hat sich das Feld der Mitbewerber inzwischen auch stark gewandelt, der Kleinwagen-Boom hat voll eingesetzt: Polo, Corsa und Fiesta heissen nun die Gegner, und sie stammen von VW, Ford & Co. Vorher fuhr der Mini immer ein wenig ausserhalb der Konkurrenz, doch nun muss er sich den Zeichen der Zeit stellen. Als eine „ganz neue Fahrzeugklasse“ bezeichnet Schwarzbauer den neuen Mini – und was nach Marketingjargon eines Vorstandsmitglieds klingt, könnte im Falle des Minis tatsächlich der Wahrheit entsprechen.


Mini Cooper 5 doors 2014 – der Fünftürer soll jetzt für noch mehr Zuwachs der Marke sorgen. (Bild: BMW AG, München, Deutschland)


Ab Oktober soll der Mini auch in der Schweiz erhältlich sein. BMW wird dabei zunächst die mittlere Variante veröffentlichen, welche 136 PS zur Verfügung stellt. Der Preis soll sich bei etwa 24’900 Franken einpendeln, was einem Zuwachs von etwa 1000 Franken im Vergleich zum Vorgänger entspricht. Ergänzt werden soll das Modell „später“ – ohne einen genauen Zeitraum zu nennen – um einen 102 PS und einen 192 PS starken Benziner namens Cooper S. Wer mag, darf auch auf eine der beiden Dieselvarianten setzen: Die erreichen immerhin 95 und 170 PS. Ansprechend fällt gerade bei letzterem Modell der Verbrauch aus, denn der Mini soll dann weniger als fünf Liter auf 100 Kilometern schlucken.

Mini Cooper 5 doors 2014 – Innenraumansicht (Bild: BMW AG, München, Deutschland)


Der Mini bleibt Mini

Trotz mehr Türen, eines höheren Dachs und allerhand Versprechen seitens BMW bleibt der Mini aber trotzdem ein Wagen für den kleineren Teil der Bevölkerung: Ein gestreckter Radstand sorgt zwar gerade hinten für mehr Freiraum, gerade ausgewachsene Männer ab 1,85 Meter Körpergrösse werden auf längeren Fahrten jedoch vor Probleme gestellt. Selbst das Einsteigen ist nicht so einfach, da die Türen einfach sehr schmal ausfallen.

Fussraum? Ja, den gibt es – aber er ist kaum geräumiger als ein Handschuhfach und daher nur für kleinere Schuhgrössen geeignet. Kinder finden allerdings reichlich Platz auf der Rückbank des neuen Mini, so dass es sich vielleicht um einen idealen Wagen für Ausflüge mit kleinen Familien handelt.



Allerdings soll jetzt auch nicht der Eindruck entstehen, dass es sich beim neuen Mini nur um eine weitere Sardinenbüchse handle: Der Kopf erhält etwa zwei Zentimeter mehr Freiheit nach oben, nach links und rechts sind es gar sechs Zentimeter. Zwei weitere Türen erhöhen ausserdem den Komfort beim Ein- und Ausstieg enorm. Die auf etwa vier Meter gestreckte Länge lässt weiterhin das Kofferraumvolumen auf 278 Liter anwachsen, der Vorgänger konnte nur etwas mehr als 200 Liter bieten – und auch auf technische Spielereien wie eine Unterstützung für Handys wurde natürlich nicht verzichtet. Wenn man es wirklich versucht und dem Mini eine Chance gibt, kann man also tatsächlich angenehm in ihm reisen und auch grössere Einkäufe erledigen – und viel mehr wollte der Mini schliesslich seit 1956 auch niemals wirklich sein.

 

Oberstes Bild: BMW stellt den neuen Mini vor, der jetzt erstmals mit zwei weiteren Türen auf den Markt kommt. (© BMW AG, München, Deutschland)

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