Aston Martin Lagonda – Arie auf vier Rädern
VON Olaf Hoffmann Allgemein Aston Martin Auto
Die Verbindung von Musik und Technik kommt aber auch zum Tragen, wenn klar wird, wer Urheber der legendären Marke Lagonda ist. Der ehemals amerikanische Opernsänger Wilbur Gunn siedelte nach England aus und verschrieb sich zum Beginn des 20. Jahrhunderts ganz der motorisierten Technik. Was mit Dampfschiffen begann, erfuhr seinen wahren Triumph weit nach dem Tod des Markenvaters im Aston Martin Lagonda der späten 1980er-Jahre.
Schon damals moderner als manches Gefährt heute
Der Aston Martin Lagonda glänzte bereits vor über 35 Jahren mit technischen Details, derer sich heute so manches überteuerte Gefährt rühmt. Dazu zählen beispielsweise Tastschalter, LED-Instrumente und das legendäre Head-up-Display, das wichtige Werte permanent auf die Frontscheibe projizierte und so den Blick auf der Strasse ruhen liess. Zu dieser Zeit war die Marke Lagonda längst zum Modellnamen degeneriert, hatte jedoch nichts von der Faszination verloren.
Mit einem Preis von deutlich über 270.000 D-Mark, heute um die 140.000 Euro, war der Aston Martin Lagonda nicht nur exorbitant teuer, sondern eben auch luxuriös und exklusiv ausgestattet. Ein Schlachtschiff voller Eleganz und modernster Technik, das sich nur leisten konnte, wer es sich leisten wollte. Immerhin war das Flaggschiff eleganter automobiler Klasse so teuer, wie mehr als vier Spitzenklasse-Modelle der Marke Mercedes.
Selbst die Motorisierung stand mit dem V8-Motor leistungsstarken Modellen in nichts nach. Für den absoluten Reisekomfort sorgte die durchweg hochwertige Innenausstattung, die auch auf zwei Fernsehbildschirme nicht verzichtete. Äusserlich wie aus einem Stück gegossen war hier durchaus keine ganz so fehlerhafte Einschätzung. Immerhin gingen vom Aston Martin Lagonda nur knapp 650 Fahrzeuge vom Band. Wenn man die Herstellung der eleganten Reiselimousine überhaupt als Fliessbandarbeit bezeichnen konnte.
In der Realität erwies sich das Modell als von grundauf handgefertigt, in jedes einzelne Fahrzeug wurden durchschnittlich 2200 Stunden Arbeitszeit investiert. Hier wurden praktisch alle einzelnen Teile von Hand gefertigt und ebenso aufwändig zusammengefügt. Am Ende stand eine Limousine, deren letztes Modell 1989 auf Reisen ging. Damit ist die Geschichte des Aston Martin Lagonda aber längst nicht beendet.
Modellnachfolger auf Probefahrt
Derzeit soll sich ein neuer Aston Martin Lagonda gewissermassen auf Probefahrt im Oman befinden. Hier wird der Prototyp des neuen Lagonda auf seine Sand- und Hitzebeständigkeit getestet. Zwischenzeitlich hatte ein SUV unter diesem Namen mit einzigartiger Hässlichkeit überzeugt, aus dem jetzt die neue viertürige Limousine abgewandelt wurde. Von misslungen kann hier und heute keine Rede mehr sein. Aus dem hässlichen SUV-Entchen wurde ein stattlich eleganter Limousinen-Schwan, der jetzt zum neuen Höhenflug des Aston Martin Lagonda ansetzt.
Dabei geht es auch hier wieder nicht um schnöde Verkaufszahlen, sondern wiederum um eine ganz eigene Klasse. Die wird wiederum mit Eleganz, Exklusivität und technischem Know-how glänzen. So viel haben die Macher bereits verraten. Verraten wurde auch, dass der neue Aston Martin Lagonda wie sein Vorgänger ein Produkt reiner Handarbeit sein wird.
Die Käufergruppe wird bewährt überschaubar sein. Einen Preis hat Aston Martin noch nicht festgemacht. Das dürfte auch schwierig werden, da der neue Lagonda wieder ganz auf Individualität in der Ausstattung ausgerichtet sein wird. Hier bestimmt der Kunde, was das Fahrzeug unter seinem schicken Kleid aus Karbon versteckt. Ausserdem dürfte der Endpreis auch aus einem anderen Grund eigentlich weniger interessant sein: Der neue Aston Martin Lagonda wird nämlich nur auf Einladung verkauft. Sprich, nur wer zum Kauf der Arie auf vier Rädern eingeladen wird, kann den neuen Aston Martin Lagonda auch kaufen. Nichts also für den Autohändler um die Ecke und schon gar nichts für den Inhalt von Grossmutters Sparstrumpf.
Kein Wunder, dass der Aston Martin Lagonda derzeit gerade über den Wüstensand Omans rollt. Hier soll er nicht nur seinen Härtetest bestehen, sondern zugleich die neugierigen Blicke potentieller Kunden anlocken. Und die dürften wohl dort zu finden sein, wo neben Öl auch Geld reichlich sprudelt.
Was bleibt, ist die Gewissheit, dass mit dem neuen Aston Martin Lagonda wieder ein Stück Automobilgeschichte geschrieben werden wird, auch wenn wir heute noch nicht so genau wissen, was diese Geschichte letztlich ausmacht. Freuen wir uns einfach auf ein exklusive Limousine, die zeigt, wie Musik und Motoren wirklich miteinander verbunden werden. Nicht nur in der historischen Vorlage, sondern auch in der Realität einer schnelllebigen Zeit, in der ein Auto längst nicht nur Ausdruck der Eile und Wechselhaftigkeit der Vorlieben sein muss.
Oberstes Bild: Mit dem neuen Aston Martin Lagonda wird eine Legende der 1980er-Automobiltechnik wieder aufgelegt. (© Aston Martin)
Ihr Kommentar zu: Aston Martin Lagonda – Arie auf vier Rädern
Für die Kommentare gilt die Netiquette! Erwünscht sind weder diskriminierende bzw. beleidigende Kommentare noch solche, die zur Platzierung von Werbelinks dienen. Die Agentur belmedia GmbH behält sich vor, Kommentare ggf. nicht zu veröffentlichen.
Kommentare: 0