Wie viel Basteln verträgt Ihr Auto?
VON Olaf Hoffmann Allgemein Auto
Die Tendenz zum Do-it-yourself hält im Bereich Auto weiter auf hohem Niveau an und birgt so manche Gefahren für Autobesitzer, Bastler und für den Versicherungsschutz. Was am Auto noch selbst geschraubt werden kann und wo die ambitionierten Bastler von der Selbsthilfe Abstand nehmen sollten, umreisst dieser Beitrag.
Reparaturkosten auf hohem Niveau
Wer wegen kleinerer oder grösserer Mängel am Fahrzeug in eine der zahlreichen Service-Werkstätten in der Schweiz fährt, wird angesichts der exorbitant hohen Material- und Arbeitspreise schlichtweg blass. Zumindest dann, wenn er zu den Normalverdienern in der Schweiz gehört. Trotz vermeintlich servicefreundlicher gewordener Fahrzeuge steigen die Reparaturkosten deutlich an. Dazu führen das Erfordernis an Spezialwerkzeugen ebenso wie immer kompliziertere Bauteile am Fahrzeug, die sich oftmals auch nur durch einen modulweisen Austausch ersetzen lassen. Allein der Blick unter die Motorhaube moderner Fahrzeuge verrät: Hier kann der Laie nicht mehr viel selbst machen.
Anders gestaltet sich das bei Fahrzeugen, die vor der Jahrtausendwende produziert wurden. An ihnen lässt sich so mancher Fehler noch selbst erkennen und unter Umständen auch in der eigenen Garage oder am Bordstein beheben. Aber auch bei älteren Fahrzeugen gilt: Vorsicht bei sicherheitsrelevanten Baugruppen und Ersatzteilen.
Was geht noch selbst?
Ohne Frage lassen sich die Räder am Fahrzeug noch selbst wechseln. Dabei reden wir hier betont von Rädern und nicht von einzelnen Reifen. Wer also zum Wechsel von Sommer- auf Winterreifen keine kompletten Räder mit Felgen und Reifen zur Verfügung hat, muss hier zumindest den Reifendienst in Anspruch nehmen.
Auch der Austausch von Leuchtmitteln kann wenigstens an der Aussenbeleuchtung oftmals noch in Eigenregie durchgeführt werden. Wichtig ist hier der Einsatz der jeweils richtigen Birnchen und Lämpchen. Schwieriger wird das schon dann, wenn LED-Leuchten verbaut sind. Dort dominieren Baugruppen, die nur komplett ausgetauscht werden können.
Der Wechsel von Zünd- und Glühkerzen funktioniert zumindest bei älteren Fahrzeugen wegen der meist offenen Bauweise des Motors auch noch recht gut. Neben dem erforderlichen Zündkerzenschlüssel am besten mit Gelenk werden hier selbstverständlich die typgerechten Zünd- und Glühkerzen benötigt. Bei modernen Motoren sind aber selbst die Zündkerzen schon unter einer schicken, aber serviceunfreundlichen Abdeckung verborgen und nicht immer leicht zu erreichen. Je versteckter die Zündkerzen eingebaut sind, desto höher wird die Gefahr, dass beim Wechsel feine Späne in den Zylinder gelangen und dort durchaus zu erheblichen Schäden führen können.
Was mit entsprechendem Aufwand und der richtigen Ausrüstung oftmals auch noch geht, ist der Austausch von Getriebeöl, Ölfilter oder auch Lichtmaschinen. Allerdings muss hier gewährleistet sein, dass unter dem Fahrzeug ausreichend sicher und komfortabel gearbeitet werden kann. Eine Grube oder eine Hebebühne sind hier die besten Voraussetzungen.
Achtung – Finger weg!
Grundsätzlich sollte der automobilbegeisterte Laie nicht an sicherheitsrelevanten Baugruppen oder Teilen schrauben. Dazu gehört die Bremsanlage insgesamt genauso wie die Lenkung oder Radlager. Auch wenn der Austausch von Bremsbelägen oder Bremsscheiben auf den ersten Blick gar nicht so kompliziert erscheinen mag, sind hier viele Fallen versteckt. Das beginnt beim richtigen Entlüften der Bremsanlage und geht hin bis zum perfekt ausgemessenen Einbau der Bremsscheiben. An dieser Stelle fehlt dem Laien ohnehin oftmals das erforderliche Equipment.
Auch an der Lenkung sollte nicht gebastelt werden. Sind Probleme an der Lenkung erkennbar, dann gehört das Fahrzeug in die Werkstatt. Nur hier können das Lenkspiel und die Spur korrekt eingestellt werden, da hier auch die erforderlichen Anlagen und Geräte zur Achs- und Spurvermessung vorhanden sind.
Vorsicht auch beim Anbau von Tuning-Teilen. Oftmals sind solche Teile, die problemlos im Internet bezogen werden können, nicht zugelassen und ziehen letztlich das Erlöschen der Betriebserlaubnis für das gesamte Fahrzeug nach sich. Wer sein Gefährt technisch und optisch aufpeppen möchte, nutzt dazu nur Teile, die vom Originalhersteller bauartzugelassen sind. Am besten wird das Tuning ohnehin in die Hände einer Fachwerkstatt gegeben, die sich dann auch um die technische Abnahme und die Eintragung in die Papiere kümmern soll.
Elektrik – (k)ein Problem
So mancher Autoschrauber meint, dass die Elektrik am Fahrzeug kein Problem darstelle. Aber auch hier ist allergrösste Vorsicht geboten. Wenn auch der Sicherungswechsel durchaus noch selbst erfolgen kann, ist darüber hinaus aber eigentlich schon Schluss. Moderne Fahrzeuge bieten auch in der Elektrik eine komplizierte Verknüpfung vieler einzelner Komponenten, die sauber aufeinander abgestimmt sein müssen. Das geht vom Gerät für die Motorsteuerung bis hin zu den Sensoren von ABS oder ESP. Hier hat der Bastler nichts verloren.
Auch wenn die Reparaturpreise in den Werkstätten nicht besonders autofahrerfreundlich erscheinen, ist es ratsam, notwendige Reparaturen und Wartungsarbeiten im Wesentlichen den Service-Werkstätten zu überlassen. Der Biss in diesen sauren Apfel ist oftmals angenehmer als die Folgen einer unsachgemäss ausgeführten Reparatur, die nicht selten auch zum Erlöschen der Garantie und des Versicherungsschutzes führen kann.
Oberstes Bild: An modernen Autos lässt sich nur noch sehr wenig selbst schrauben. (© Volodymyr Burdiak / Shutterstock.com)