Visio.M – kleiner E-Stadtflitzer, aber nicht familientauglich

Auch wenn sich die Benzinpreise europaweit aktuell auf einem Drei-Jahres-Tief bewegen, ist das Thema E-Cars damit längst nicht vom Tisch. Denn wie schnell es geht, dass die Spritpreise wieder sprunghaft steigen, hat die Vergangenheit gelehrt. Kein Wunder also, dass auf der Elektromobilitätsmesse eCarTec Munich die Augen der Öffentlichkeit auf die ‚Stromer‘ gerichtet waren, die das Fahren umweltschonender und preislich lukrativer gestalten sollen.

Grosses Interesse zog dabei der Visio.M auf sich und wir schauen uns den kleinen E-Flitzer einmal genauer an. Der Visio.M ist das Baby eines Firmenkonsortiums, das mit diversen Forschern der TUM, der Technischen Uni aus München, der Weltstadt mit Herz sowie mit führenden Köpfen der Industrie realisiert wurde. Drei Jahre dauerte es, bis der Visio.M endlich stand, aber das Ergebnis kann sich in vielerlei Hinsicht tatsächlich sehen und fahren lassen, wovon sich die Öffentlichkeit nun selbst überzeugen konnte.


Präsentation des E-Cars Visio.M auf der Elektromobilitätsmesse eCarTec Munich (Bild: TUM Technische Universität München)


Visio.M – ein Leichtgewicht mit nur 535 Kilogramm Eigengewicht

Ziel der Konsortiums und der Forscher war es, ein optisch attraktives E-Auto zu konstruieren, welches zu einem erschwinglichen Kurs auf den Markt kommen kann. Zudem sollten der Komfort der Passagiere, die Insassensicherheit und natürlich auch die Reichweite des Pkw nicht vernachlässigt werden. Was dann vor den Betrachtern der eCarTec Munich stand, konnte sich weitestgehend sehen lassen. Die Fahrgastzelle des Visio.M bietet zwei Personen Platz, ist damit nicht familientauglich. Der Motor, der eine Leistung von 15 kW auf die Strassen bringen soll, gleitet geräuschlos mit einer Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h über den Asphalt und die Ladekapazität des Akkus reicht für rund 160 Kilometer an Reichweite. Damit lassen sich in der Stadt bequem alle Einkäufe erledigen und dem anschliessenden Restaurantbesuch steht auch nichts im Wege. Spannend wird es beim Nettogewicht des Stromers, denn inklusive Lithium-Ionen-Akku hinter den Sitzen, der immerhin knapp 90 Kilogramm auf die Waage bringt, kommt der Pkw auf nur 535 Kilogramm.

Das geringe Eigengewicht ist der konsequenten Verbauung von modernen Kunststoffen im Wagen geschuldet. So besteht die gesamte Fahrgastzelle aus ultraleichtem Kunststoff, der mit Kohlefasern verstärkt ist. Aluminium findet sich beim Chassis nur im vorderen und hinteren Bereich des Stromers und im Rahmensektor des Pkw-Dachs. Bei den Scheiben haben sich die Forscher für bruchsicheres Polycarbonat entschieden, das auch seinen Einsatz in Sicherheitsgläsern von Banken findet und durch extreme Schlagfestigkeit besticht. Der Akku des E-Cars soll sich binnen maximal vier Stunden mit einem Anschluss von 230 Volt wieder vollständig aufladen lassen.


E-Car Visio.M – Frontansicht (Bild: TUM Technische Universität München)


Aerodynamik im Vordergrund

Wer mit einem Pkw wenig Energie verbrauchen will – ganz gleich, ob es sich dabei um Benzin oder Strom handelt – der muss auf Aerodynamik setzen. Das war den Konstrukteuren des Visio.M klar und findet sich selbstverständlich im Fahrzeug wieder. 1,30 Meter hoch, 1,55 Meter breit und nur 3,60 Meter lang mit sehr hoch gezogener Frontscheibe – so kommt ein sehr geringer cW-Wert von 0,24 zustande. Die Windangriffsfläche des Visio.M ist mit knapp 1,7 Quadratmetern aerodynamisch optimiert und auch die schlank dimensionierten Reifen mit einer Abmessung von 115/70 R 16 lassen keinen grossen Rollwiderstand aufkommen. Vielfach, das wird schnell deutlich, hat man sich bei Tesla bedient, dem E-Car Pionier, der das Schweizer Tankstellennetz erobern möchte. Der Visio.M setzt beim Differenzial auf das Torque Vectoring, was für eine E-Maschine steht, die im Getriebe liegt und nicht nur als E-Motor dient, sondern auch als Generator fungiert und die E-Power auf die hintere Antriebsachse verteilt.


E-Car Visio.M – Innenraumansicht (Bild: TUM Technische Universität München)


In Sachen Sicherheit ein Grosser

Und auch der Innenraum kann sich sehen lassen. Alle Bedienelemente im Pkw lassen sich über ein Touch Display ansteuern, bei dem man als Fahrer mit Wischgesten operiert, um so von der angeblich gefährlichen Sprachsteuerung wegzukommen. Doch damit nicht genug, denn im Visio.M wird viel High-Tech verbaut. So wird der Floh rundum mit Kamera- und Radarsensoren überwacht, die dem Fahrer dabei helfen, auf kritische Situationen im Fahralltag besser zu reagieren. Damit wird das Sicherheitssystem sehr futuristisch, denn sobald das Fahrzeug eine Kollision bemerkt, werden schon vor dem eigentlichen Aufprall die Struktur-Airbags in den Türen sowie den Stossfängern „ausgefahren“. Druckschläuche werden vor dem „Einschlag“ mittels Gasgenerator gefüllt und erhöhen die Absorption des Aufpralls. „Sieht“ das Radarauge, dass ein Seitenaufprall unvermeidlich ist, bringt das System den Fahrgast, der auf der Unfallseite sitzt, durch gezielte Sitzverschiebung aus dem unmittelbaren Aufprallbereich und somit in Sicherheit. Beifahrer und Fahren können ebenso nicht durch den Aufprall „kollidieren“, denn zwischen beiden Sitzen wurde ein Interaktions-Airbag verbaut.



Im Innenraum haben sich die Konstrukteure darüber hinaus selbst übertroffen, was die Klimatisierung angeht. An jeder Stelle, wo im Pkw Wärme entsteht, wird auf Zurückgewinnung gebaut, um sie so der Heizung zuzuführen. In den Sitzen und dem Klimaaggregat sind Peltier-Elemente verbaut, die zur Kühlung und zum Wärmen dienen. So wird auf umweltbedenkliche Kältemittel völlig verzichtet! Und all das soll, wenn es nach dem Konsortium geht, preislich entschieden günstiger als eine mögliche Benziner-Variante sein – sobald man die Fertigung an eine Grossserie anpassen konnte.

 

Oberstes Bild: E-Cars werden immer innovativer – so auch das Modell Visio.M. (© TUM Technische Universität München)

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