Trend: Schweizer stehen auf junge Gebrauchte
VON Michael Radtke Allgemein Auto
Dieses Dienstleistungsunternehmen für den internationalen KFZ-Handel, das aus einer Fusion der britischen KFZ-Marktbeobachtungsfirma Glass‘s Information Systems und des eidgenössischen Automarktforschungsunternehmen Eurotax entstanden ist, hat diesbezüglich das erste Quartal des Jahres 2014 eingehend geprüft und analysiert. Demnach konnten im Zeitraum von Januar bis März des Jahres 2014 genau 209.894 Besitzumschreibungen von Personenkraftwagen (PKW) in der Alpenrepublik registriert werden.
Das Verhältnis von Neu- und Gebrauchtwagen übersteigt in der Schweiz erstmals den Faktor 3
Im direkten Vergleich zu den Vorjahreszahlen sind diese Zahlen gleichbedeutend mit einem zünftigen Plus von 0,7 %. Somit übersteigt das entsprechende Verhältnis von Neu- und Gebrauchtwagen in der Schweiz erstmals den Faktor 3. Ob dies als ein Trend bezeichnet werden kann, oder ob hier verschiedene Faktoren innerhalb einer Momentaufnahme zusammengekommen sind, kann zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht klar beantwortet werden. Eurotax sieht dabei den Grund für diese doch eher überraschende Entwicklung vor allem in der eminent hohen Anzahl von Tageszulassungen sowie den auffällig grossen Preisnachlässen.
Die hieraus resultierende starke Nachfrage hatte zudem zur Folge, dass die Standzeit eines Gebrauchtwagens im Mittelwert auf lediglich 95 Tage fiel. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sind dies sieben Tage respektive 6,9 % weniger. Zu dieser Entwicklung auf dem Gebrauchtwagen-Sektor passt, dass laut den Aufzeichnungen von Eurotax im identischen Zeitraum die Neuzulassungen in Liechtenstein und der Schweiz deutlich zurückgingen. So wurden im Jahr 2014 innerhalb der ersten drei Monate weniger Neuwagen von den Autohändlern verkauft als in den entsprechenden Vergleichsmonaten des Vorjahres.
Nachlassendes Neuwagengeschäft beschert den Händlern wirtschaftliche Einbussen
Insgesamt wurden diesbezüglich innerhalb des ersten Quartals 2014 genau 68.395 Fahrzeuge neu angemeldet bzw. zugelassen. Dies entspricht einem kumulierten Rückgang von 4,7 % (3.356 PKW). Der explizite Rückgang der Neuzulassungen hat zahlreichen Autohäusern respektive Autohändlern wirtschaftliche Einbussen beschert. Nach wie vor behaupten sich in der Schweiz im Hinblick auf das Neuwagengeschäft zwar die deutschen Autokonzerne mit einem Marktanteil von 61,9 %, aber das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass im ersten Quartal des Jahres 2014 einzelne Marken mitunter erhebliche Umsatzeinbussen hinnehmen mussten.
Stark rückläufig hat sich diesbezüglich auch das Neuwagengeschäft mit Personenwagen französischer Herkunft präsentiert. Allerdings kann – laut Eurotax – zumindest ein gewisser Teil dieser wirtschaftlichen Einbussen durch das starke Gebrauchtwagengeschäft wieder aufgefangen werden. Hier kommt es vor allem darauf an, dass attraktive Offerten an neuwertigen Tageszulassungen oder an jungen Gebrauchtwagen zusätzlich zum Verkauf bereitstehen.
Die grundsätzlich hohe Nachfrage nach attraktiven Gebrauchtwagen stellt im Umkehrschluss den Handel aber auch vor zusätzliche Probleme. Wie einige Autohäuser in der Schweiz mitteilten, kann in Bezug auf bestimmte Modelle gar von einer Fahrzeugverknappung gesprochen werden. Zwar sind auf dem Schweizer und auch Liechtensteiner Markt insgesamt genug „Gebrauchte“ erhältlich, aber es lassen sich aktuell nicht immer genau die Fahrzeuge finden, die einerseits in der Gunst der Käufer weit vorne liegen und andererseits den Verkäufern gute Margen bescheren.
Schweizer bevorzugen gut ausgestattete und höchstens drei Jahre alte Gebrauchtwagen
Es darf diesbezüglich nämlich nicht vergessen werden, dass die Schweizer aufgrund der guten konjunkturellen Lage und der eigenen Wirtschaftskraft keine Vorbehalte gegenüber grösseren Anschaffungen haben. Und genau dies zeigt sich auch im Hinblick auf den Gebrauchtwagenmarkt. Diesbezüglich wächst nämlich gerade die Nachfrage nach jungen Gebrauchten, die mit einer guten Ausstattung und einem sparsamen Verbrauch kokettieren. Diese Entwicklung ist insbesondere daran abzulesen, dass das Angebot an höchstens drei Jahre alten Gebrauchtwagen seit etwa 2009 um insgesamt 20,2 % angewachsen ist. Sehr junge Gebrauchtwagen mit bis zu einem Jahr auf dem Buckel konnten sogar einen diesbezüglichen Zuwachs von 33,6 % generieren.
Allerdings suchen Käufer auch verstärkt gerade gut gepflegte Fahrzeuge dieser Art, wobei der Preis oftmals nur eine untergeordnete Rolle spielt. Durch diesen Umstand bedingt, sind daher einige Modelle nur noch schwer auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu bekommen. Demgegenüber überfluten gerade Gebrauchtwagen, die älter als drei Jahre sind, den entsprechenden Markt. Besitzer dieser etwas älteren „Schätzchen“ suchen dann im Folgenden wiederum nach einem jungen Gebrauchten. Setzt sich diese Entwicklung fort, kann es zukünftig zu einem massiven Ungleichgewicht auf dem Gebrauchtwagenmarkt in der Schweiz kommen. Branchenexperten sehen in diesem Umstand allerdings auch die Chance, dass das Neuwagengeschäft wieder anziehen könnte.
Oberstes Bild: Laut einer Eurotax-Analyse stehen die Schweizer auf „junge“ Gebrauchtwagen. (© iQoncept / Shuttertock.com)
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