Therapie während der Taxifahrt
VON Daniel Lehrmann Allgemein Auto
Dort wird derzeit ein Projekt erprobt, das möglicherweise auch ein Vorbild für andere Länder sein könnte: Ein Psychologe auf der Rückbank soll dabei helfen, Schicksalsschläge zu verarbeiten. Das Angebot ist kostenlos und zunächst nur für eine Woche geplant. Haben Sie möglicherweise auch hier in der Schweiz demnächst einen Therapeuten als Mitfahrer?
Erste Hilfe für Wetterfühlige
In skandinavischen Ländern ticken die Uhren ein wenig anders und bereits am Nachmittag fällt die Sonne hinter den Horizont. Dieser auch emotional harte Winter soll Anlass für die Psychologin Mia Fahlén gewesen sein, zusammen mit zwei Kolleginnen die Taxi-Idee ins Leben gerufen zu haben. Wer möchte, darf von ihrer Expertise als Therapeutin Gebrauch machen. Für viele Menschen sei der Gang zum Psychologen sehr schwer, der Einstieg ins Taxi hingegen sehr einfach – so erklärt sie die vielleicht etwas zu einfache Idee hinter dem Therapie-Taxi. Gleichzeitig steckt natürlich auch ein wenig Werbung hinter diesem Einfall, denn gerade in Grossstädten wie Stockholm – aber auch Bern oder Basel – ist der Taximarkt umkämpft.
Gleichzeitig würde sich das Taxi aber auch ideal für eine Therapie anbieten: Laut einer Umfrage der zuständigen Taxigesellschaft empfinden viele Kunden diese Fahrt als angenehme Gelegenheit zum Nachdenken. Zahlreiche Personen würden ohnehin bereits Probleme des Alltags ansprechen, welche sie aufgrund der Nähe zu Bekannten und der Distanz zu allzu fernen Kollegen sonst niemandem anvertrauen könnten. Gleichzeitig dämpft Fahlén die Euphorie aber auch: Auf einer fünfminütigen Fahrt könnten selbstverständlich keine schwerwiegenden Probleme aus der Welt geschaffen werden. Es würde aber helfen, die eigenen Baustellen einfach in Worte zu fassen, um einen ersten Schritt zu machen – und dann vielleicht wirklich den Gang zum Therapeuten anzutreten.
Langfristig interessant oder nur werbewirksame Spielerei?
Diese Frage können auch die Experten nicht beantworten: Zwar würden einige Taxikunden durchaus merken können, dass eine umfangreichere Hilfe nötig wird. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, dass bald jedes Taxi mit einem „Psychologen“ ausgestattet wird, der dann am Ende gar keiner ist. Ob sich dieses Modell daher auch in anderen Ländern und der Schweiz durchsetzen wird, dürfte fraglich sein – interessant ist es aber allemal.
Oberstes Bild: Therapeuten im Taxi könnten dafür sorgen, Schwierigkeiten und Probleme anzugehen. (© Kzenon / Shutterstock.com)
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