Tesla versteigert CO2-Zertifikate in der Schweiz

Das Handelswesen hat sich über die letzten Jahrzehnte fortwährend internationalisiert und führt immer wieder zu politischen Diskussionen, beispielsweise aktuell rund um das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten. Zu einer Handelsvariante, die alle Nationen vereint, gehört der Ankauf bzw. die Versteigerung von CO2-Zertifikaten. Und genau in diesem Bereich geht der Elektrofahrzeugbauer Tesla aktuell in der Schweiz in die Offensive.

Da die Fahrzeuge der jungen und umweltbewussten Automarke gänzlich ohne CO2-Emissionen daherkommen, ist eine Kombination mit echten Spritschleudern beim Verkauf denkbar. In der Gesamtabrechnung liegen beide Fahrzeuge unter den vom Gesetzgeber vorgegebenen Richtwerten dafür, wie viel Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer ausgestossen werden dürfen. Für klassische Automobilbauer ist die Zusammenarbeit mit Tesla reizvoll, um Strafzahlungen zu entgehen und stattdessen Zertifikate zu einem günstigeren Preis zu ersteigern.

Unterschreitung von 130 Gramm pro Kilometer zukünftig vorgeschrieben

Die Reduktion des Ausstosses von Kohlendioxid gehört zu den wichtigsten Massnahmen, um umweltfreundlichere Autos auf den Markt zu bringen. Die Bandbreite an Technologien reicht hierbei vom klassischen Elektromobil bis zum Einsatz von Brennstoffzellen, viele Fahrzeughalter in der Schweiz vertrauen jedoch weiterhin auf leistungsstarke Benziner. Nach Vorgabe des Gesetzgebers sollen diese als Neuwagen ab dem Jahr 2015 maximal 130 Gramm pro Kilometer ausstossen, bei einer Überschreitung des Wertes ist mit empfindlichen Strafzahlungen zu rechnen.


Tesla Model S (Bild: EpicStockMedia / Shutterstock.com)


Als Autobauer Strafen durch zusätzliche Besteuerung vermeiden

Konkret wird die Regelung in der Schweiz durch eine Strafsteuer umgesetzt, die beim Verkauf von Neuwagen gilt und sich an den durchschnittlichen Emissionswerten des Fahrzeugs orientiert. Für jedes Gramm, das über dem Grenzwert von 130 liegt, wird beim Verkauf eine Strafsteuer angerechnet, bei einem Ausstosswert von 230 statt 130 g/km liegt diese bereits bei mehr als 15’000 Schweizer Franken. Um dieser Kostenbelastung zu entgehen, liegt die Zusammenarbeit mit einem Markenhersteller wie Tesla nahe. Durch die Kombination mit einem vollkommen emissionsfreien Fahrzeug wie dem Tesla S wird es möglich, die Gesamtemissionen durch zwei zu dividieren, klassische Benziner mit einem Wert unter 260 g/km bleiben gemeinsam mit dem Tesla-Modell unter den gesetzlichen Grenzwerten und umgehen die Strafzahlung.

Chance für Tesla auf dem europäischen Markt

Während sich die gesellschaftliche Stimmung durch NSA-Affäre & Co. stärker gegen Amerikaner richtet, bleiben auch US-amerikanische Unternehmen nicht von diesen Entwicklungen verschont. Tesla als Autohersteller mit Sitz in Kalifornien ist hiervon genauso betroffen und sucht aktuell noch nach einem grösseren Absatzmarkt für seine Automobile in der Schweiz und Europa. Hierzulande wurden bis zum Sommer 2014 lediglich wenige Hundert Exemplare des Tesla S verkauft, die Zahlen dürften hinter den Erwartungen der Automobilschmiede zurückgeblieben sein. Da diese mit ihrem Konzept des emissionsfreien Fahrens den Nerv vieler Europäer dennoch trifft, erhofft sich das Unternehmen, durch den Emissionshandel Partnerfirmen und Kunden auf dem europäischen Kontinent verstärkt anzusprechen.


Tesla Scar auf dem Genfer Auto-Salon 2012 (Bild: Dong liu / Shutterstock.com)


Mit lukrativen Versteigerungen die Kostenbelastung reduzieren

Wie bei anderen Industrieunternehmen findet der Handel mit Emissionsrechten im Rahmen einer Versteigerung statt, klassische Automobilhersteller und -händler in der Schweiz sind die Interessenten. Wie üblich werden die Emissionsrechte eines Tesla-Modells meistbietend vergeben, zu den Einnahmen für eine Versteigerung gab das Unternehmen bislang keine konkreten Werte an. Nach Einschätzung von Experten dürften es wenige Tausend Schweizer Franken sein, die sich Unternehmen die Ersteigerung der CO2-Zertifikate kosten lassen. Grundsätzlich bleibt für sie die Ersteigerung in jedem Fall ein lohnenswertes Unterfangen, sofern sich der Preis für ein Zertifikat unter der Strafzahlung befindet, die im Rahmen der Besteuerung für ein emissionsintensives Fahrzeug zu entrichten ist.

Diskussionen um den Umweltschutz bleiben bestehen

Der Handel mit Emissionsrechten ist kein Markenzeichen der Automobilbranche und wird in der Europäischen Union in zahlreichen Wirtschaftszweigen betreiben. Auch hier stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit und ob der Verkauf der Emissionsrechte nicht letztlich Fahrzeuge mit einem hohen CO2-Ausstoss begünstigen würde. Tesla weist eine solche Sichtweise von sich, tatsächlich würde auch ohne den Emissionshandel kein Autokäufer vor dem Erwerb einer echten Spritschleuder zurückschrecken. Durch das Abkommen von Tesla mit anderen Autobauern wird das Geld im Rahmen der Versteigerung dem US-amerikanischen Unternehmen und nicht dem Schweizer Staat zugeführt. Und da die Zielsetzung von Tesla die wirtschaftliche Ausbreitung von Elektrofahrzeugen ist, kann dem Handel letztlich sogar etwas Positives für die Umwelt abgewonnen werden.



Autofahrer achten verstärkt auf die CO2-Emissionen

Unabhängig von der Versteigerung der CO2-Zertifikate, von der die wenigsten Verbraucher etwas mitbekommen, ist die Beachtung einer ökologischen Fortbewegung jedem Autofahrer selbst zu überlassen. Nicht zuletzt durch die deutliche Kennzeichnung der Emissionswerte bei Fahrzeugangeboten ist ein neues Bewusstsein dafür entstanden, wie stark sich das Fahren eines bestimmten Automobils auf die Umwelt auswirkt. Dies führt nicht gleich zu einer kompletten Neuordnung des Fahrzeugmarktes, das Interesse an Elektromobilen, Hybriden und ähnlichen Technologien ist jedoch über die letzten Jahre klar erkennbar. Setzt sich dieser Trend fort und die Automobilkonzerne entwickeln ihre Technologien zusätzlich weiter, lässt sich auf mehreren Ebenen ein Beitrag zur umweltfreundlichen Verkehrsteilnahme leisten.

 

Oberstes Bild: Hauptquartier von Tesla Motor World in Palo Alto, Kalifornien (© Katherine Welles / Shutterstock.com)

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