Maserati entflieht seinem Nischendasein

Ein ganzes Jahrhundert hat Maserati in 2014 auf dem Buckel. In dieser Zeit entstanden in der italienischen Autoschmiede einige der schönsten Sportwagen überhaupt. Finanziell hat Maserati allerdings gefühlte 99 Jahre immer nahe am Abgrund gestanden und vor allem von seinem legendären Image gezehrt.

Seit 2013 fahren die Verantwortlichen eine neue Strategie, mit der viele eingefleischte Fans der Marke nicht unbedingt einverstanden sind. Man will raus aus der Nische der Exklusivität und endlich Mengen verkaufen. Im Jahr 2013 ist das gelungen: 15’400 Fahrzeuge hat Maserati weltweit verkauft. Im jetzigen Jubiläumsjahr sind 35’000 Verkäufe anvisiert. In Zukunft sollen jedes Jahr konstant 50’000 bis 60’000 Autos vom Band rollen.

Der Erfolg liegt hauptsächlich an zwei Modellen, der neuen Generation des Quattroporte und dem 2013 präsentierten Ghibli, den man auch als kleinen Bruder des Quattroporte bezeichnen könnte. Vor allem vom Ghibli verspricht sich Maserati viel. Er soll das Segment Geschäftslimousine aufmischen, das von deutschen Marken dominiert wird – 5-er BMW, Mercedes E-Klasse und Audi A6. Deshalb gibt es in den Ghibli auch in der Diesel-Version. Für Maserati ist es das erste Diesel-Aggregat in seiner Geschichte, für die Fans eher eine Schreckensnachricht.

Leistungsmässig kann der Ghibli mit der Konkurrenz durchaus mithalten. Der V6-Motor hat 275 PS, die Geschwindigkeit wird ab 250 km/h begrenzt. Der Verbrauch hält sich mit acht bis neun Litern in businessgerechten Grenzen. Es bleibt abzuwarten, ob Maserati langfristig die Fertigungsqualität der Premiumhersteller erreichen und halten kann.

Eines ist aber jetzt schon gewiss: Beim Design des Ghibli greift das Unternehmen in Modena in der norditalienischen Provinz Emiglia-Romagna auf beste Maserati-Tradition zurück. Der Wagen hebt sich angenehm italienisch vom Einheitslook Konkurrenten ab – eine elegant abfallende, lange Motorhaube, der typische Kühlergrill mit dem Dreizack, das kurze knackige Hinterteil – und sorgt für frischen optischen Wind auf Firmenparkplätzen. Ein echter Hingucker! Die Entscheidung für einen Ghibli ist eine Emotionssache, die Vernunft wird wohl zu einer anderen Marke greifen.

 

Oberstes Bild: © Radu Bercan – Shutterstock.com

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Mehr zu Ulrich Beck

hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

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