Im Zeichen des Stiers – die Sportwagenmarke Lamborghini, Teil 2

Für die Entwicklung des Prototypen hatte sich Lamborghini zuvor gezielt Fachleute ausgesucht. Für den V12 Motor, der der beste der Welt werden sollte, zeichnete Giotto Bizzarini verantwortlich, der zuvor schon für Ferrari tätig war. Zum Konstrukteursteam gehörten ausserdem die vielversprechenden und jungen Ingenieure Giampalo Stanzani und Giampalo Dallara. 1964 kam dann mit dem 350 GT der erste Seriensportwagen auf den Markt, dessen Motorleistungen die Ferrari-Modelle in den Schatten stellte. Von ihm wurden 120 Stück produziert. Der Nachfolger 400 GT hatte einen grösseren Motor mit vier Litern Hubraum und fand immerhin schon 273 Käufer.

Auf dem Genfer Automobilsalon 1964 wurde Lamborghini dann mit einem Paukenschlag weltberühmt. Die Vorstellung des Miura, der in nur wenigen Monaten harter Arbeit entstand und von Nuccio Bertone gestylt wurde, erregte riesiges Aufsehen. Mit seinen 385 PS erreichte er annähernd 300 km/h. Dieser Auftritt muss – wenn die zuvor geschilderte Legende über das Verhältnis zu Enzo Ferrari stimmt – für den „Traktorfahrer“ Ferruccio Lamborghini eine grosse Genugtuung gewesen sein.

Dies ist ein Bericht über die Sportwagenmarke Lamborghini in zwei Teilen. Hier das Inhaltsverzeichnis:

Teil 1: Im Zeichen des Stiers – die Sportwagenmarke Lamborghini

Teil 2: Im Zeichen des Stiers – die Sportwagenmarke Lamborghini


Lamborghini Miura (Bild: Gzzz, Wikimedia, CC)


Ein kurzer Exkurs: Die Wahl des Logos – der Kampfstier – geht zurück auf den legendären Murciélago, einen Stier, der 1879 in einem Kampf 24 Lanzenstösse überlebte und deswegen vom Publikum begnadigt wurde. Der spätere Besitzer des Tieres, ein Züchter namens Miura, begründete mit ihm eine neue und berühmte Zuchtlinie, die heute noch in spanischen Stierkampfarenen auftritt. Wie jeder Lamborghini-Kenner weiss, wurden zwei Modelle des Herstellers nach dem Stier und dem Züchter benannt. Diese Angewohnheit führte Lamborghini seit dem Miura fort. Nur drei Modelle erhielten Namen, die nicht auf einen Kampfstier oder Züchter hindeuteten: der Countach, der Silhouette und der Espada. Man muss noch anfügen, dass Lamborghinis Sternzeichen ebenfalls Stier war und wahrscheinlich auch Einfluss auf die Wahl des Logos hatte.

Anfang der 1970er erweiterte das Unternehmen seine Produktpalette. Modelle wie der 2+2-sitzige Jarama und der Viersitzer Espada kamen hinzu. Sie gehörten damals zu den teuersten Sportwagen aus Italien. Aber auch in niedrigeren Preissegmenten versuchte Lamborghini Fuss zu fassen. So sollte der Urraco als Konkurrenz zum Porsche 911 neue Kundenkreise erschliessen, doch der Versuch scheiterte kläglich, die geplanten Absatzzahlen wurden nicht erreicht. Lamborghini hatte viel Geld in dieses Projekt investiert, das nicht wieder eingenommen wurde. Hinzu kamen die Auswirkungen der Ölkrise, so dass der Hersteller 1972 in grosse wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. Das Traktorensegment wurde verkauft und auch die Sportwagensparte wechselte in den kommenden Jahrzehnten mehrfach den Besitzer.


Lamborghini Jarama (Bild: Karrmann, Wikimedia, CC)


Die Schweizer Unternehmer René Leimer und Georges-Henri Rossetti erwarben Lamborghini 1972. 1977 folgte eine Insolvenzphase bis Patrick Mimran 1980 als Käufer einsprang. Unter seiner Ägide wurde die Produktion des Urraco unter dem Namen Jalpa wieder aufgenommen. Zudem entstand in dieser Zeit (bis 1987) der Geländewagen LM002 auf Grund eines Entwicklungsauftrags der US-Armee. Von 1987 bis 1994 gehörte Lamborghini zum Chrysler-Konzern und engagierte sich auch für einige Zeit in der Formel 1. Chrysler verkaufte schliesslich an den MegaTech-Konzern aus Indonesien (1994-1998).

Lamborghini LM002 (Bild: Mario Link, Wikimedia, CC)


Dann begann eine neue Ära für die Italiener, die bis heute anhält. Die VW-Tochter Audi übernahm den Sportwagenhersteller und führte ihn zurück auf die Erfolgsspur. Die Modellpalette wurde wieder verbreitert und die Öffentlichkeit konnte seitdem eine Vielzahl an Kleinstserienfahrzeugen und Studien bewundern. Erster Höhepunkt dieser neuen Zusammenarbeit war der Murciélago, der Nachfolger des Diablo. Das Geschoss wurde 2001 präsentiert und beeindruckte nicht nur wegen seiner 580 PS, sondern vor allem auch wegen seiner hervorragenden Qualität und Verarbeitung. In der Folgezeit entstanden verschiedene Varianten wie die Studie Barchetta, ein Roadster oder die limitierte 40th Anniversary Edition.

Das nächste erfolgreiche Modell war der Gallardo, der von 2003 bis 2013 produziert wurde. Ihm folgten der Aventador (seit 2011), der Veneno (seit 2013) und als aktuellstes Produkt der Huracán. Der Veneno ist seit Ende 2013 auch als Roadster erhältlich. Wer sich für diese Variante entscheidet, muss allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen: 3,3 Millionen Euro werden dann fällig – ohne Steuern. Der Huracán feierte sein Debüt auf dem Genfer Autosalon 2014. Er tritt als Nachfolger des Gallardo an, was keine leichte Aufgabe sein dürfte. Der Gallardo hat sich trotz eines Stückpreises von zuletzt rund 180’000 Euro immerhin 14’000 mal verkauft. Mit der VW-Tochter Audi hat Lamborghini aber nun eine starke Basis, die den Erfolg der legendären Marke wohl langfrisitg sichern wird.

 

Oberstes Bild: Lamborghini auf Genfer Automobilsalon 2014 (Norbert Aepli, Wikimedia, CC)

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Mehr zu Ulrich Beck

hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

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