Genfer Autosalon: Dort, wo die Faszination Auto greifbar ist ...,Teil 2
VON Michael Radtke Allgemein Auto Messen/Events
1964 war das Jahr, das den Genfer Automobilsalon im Bewusstsein von Automobil-Liebhabern in der Schweiz und auch anderen europäischen Ländern wie zum Beispiel Deutschland, England oder Frankreich fest verankerte. Und das, obwohl jener Autosalon in Genf gar keine grossartigen Sensationen rund um Autos, Lastkraftwagen oder Motorräder zu bieten hatte. Stattdessen präsentierten die Hersteller hier Modelle, die sich durch stetige Verbesserungen und subtile Verfeinerungen sowohl in funktioneller als auch in visueller Hinsicht auszeichneten. Dass 1964 ein besonderes Jahr für den Genfer Automobilsalon werden sollte, war dabei schon im Vorfeld spürbar. In diesem Zusammenhang muss auch der Umstand berücksichtigt werden, dass just in diesem Jahr die ersten Autobahnabschnitte in der Schweiz in Betrieb genommen wurden und sich das Verhältnis der Schweizer zu den neuen technologischen bzw. modernen Errungenschaften rund um die Automobilbranche quasi intensivierte.
Dies ist ein Bericht über den Genfer Automobil-Salon in mehreren Teilen. Hier das Inhaltsverzeichnis:
Teil 1: Genfer Autosalon: Dort, wo die Faszination Auto greifbar ist …
Teil 2: Genfer Autosalon: Dort, wo die Faszination Auto greifbar ist …
Teil 3: Genfer Autosalon: Dort, wo die Faszination Auto greifbar ist …
Teil 4: Genfer Autosalon: Dort, wo die Faszination Auto greifbar ist …Als diesbezügliche Indizien können dabei sicherlich die anlässlich des Genfer Autosalons verstopften Autobahnstrecken zwischen Lausanne und Genf herangezogen werden. Auch das emsige Treiben auf dem zuvor eher beschaulichen Flughafen Cointrin deutete auf ein reges Interesse an dem Automobilsalon hin. Offenbar waren viele Salon-Besucher mit Privatflugzeugen angereist. Selbst die Berichterstattung der Tagespresse, die von vornherein klarmachte, dass es in Genf kaum Sensationen zu sehen geben würde, reduzierte in keinster Weise den Besucherandrang.
Vom Aguzzoli Condor über den Lotus Elan bis hin zum Porsche GTS
Tatsächlich erwartete der Grossteil der Besucher aber auch gar keine Sensationen, sondern zeigte in erster Linie grosses Interesse an den einzelnen Verfeinerungen und Verbesserungen. Insgesamt 411’676 Besucher liessen sich dabei in den Bann der kontinuierlich aufwärtsstrebenden Automobilbranche ziehen. Gerade die eher exotischen Modelle lösten im Genfer Autosalon bei vielen Besuchern nahezu Entzückung aus. In erster Linie fungierten hier Modelle wie der Aguzzoli Condor Alfa Romeo, der Lotus Elan oder der erste Porsche GTS als Objekte der absoluten Begierde. Alleine um den Aguzzoli Condor mit seinem Alfa-Romeo-Motor vor der Hinterachse und seiner leichten Kunststoffkarosserie bildeten sich teilweise regelrechte Menschentrauben.
Nicht minder bestaunt wurde auch der Lotus Elan, der mit einer verbesserten Stahlkarosserie aufwartete, die von der italienischen Karosseriedesign-Legende Pietro Frua persönlich konzeptioniert worden war. Beim Porsche 904 GTS fühlten sich nicht wenige Besucher schon beim blossen Anblick des Sportwagens mit Kunststoffhaut in einen Geschwindigkeitsrausch versetzt. Bereits bei der Präsentation dieses Porsche-Modells im Genfer Autosalon wurde deutlich, was von diesem vor Kraft strotzenden Gefährt zu erwarten war. So war es auch keine Überraschung, als der Porsche 904 GTS anschliessend von Erfolg zu Erfolg auf den Rennstrecken rund um den Globus raste.
Was der Ferrari 500 Superfast und der VW Käfer gemeinsam haben
Einen Hauch von Sensation durchwehte dann aber auch den 1964er Genfer Autosalon. Zumindest in optischer Hinsicht sorgte nämlich der Ferrari 500 Superfast für ein echtes Aha-Erlebnis. Nicht zuletzt dank dieses Modells, das optisch einen eigenen Stil mit absolutem Wiedererkennungseffekt prägte und zudem als bis dahin teuerster Zweisitzer des Genfer Autosalons in die Annalen einging, wurde auch in der Schweiz der Mythos Ferrari quasi aus der Taufe gehoben. Im krassen Gegensatz zum teuren, schönen und schnellen Ferrari bot Honda mit seinem S500 ein Fahrzeug, das sich eher über Schlichtheit definierte und mit dem unorthodoxen Kettenantrieb auf die Hinterräder allerdings auch etliche Blicke auf sich zog. Dieser Wagen gehörte dann auch im Gegensatz zum Ferrari 500 Superfast zu den weltweit günstigsten Sportwagen.
Nicht vergessen werden sollte im Hinblick auf das Jahr 1964, dass auch der VW Käfer – inzwischen quasi als Dauerbrenner – im Genfer Autosalon vertreten war. Auch wenn im Laufe der Zeit jeweils nur Kleinigkeiten an dem Wagen verbessert worden waren, so hatte er sich zum beliebtesten Auto in der Alpenrepublik gemausert. Dabei hatten sich die Schweizer vor allem in die einfachste Ausführung des Käfers regelrecht „verguckt“. Für 5555 Franken war ein VW dieser Art inzwischen erhältlich. Der Begriff respektive die Marke Volkswagen zeigte hier ihre ureigene Bedeutung: ein Wagen für das ganze Volk eben.
Oberstes Bild: Genfer Auto-Salon 2006 (© Norbert Aepli, Wikimedia, CC)