Erobert Opel mit dem Adam Rocks auch die Männerwelt?
VON Daniel Lehrmann Allgemein Auto
Das Resultat ist der Adam Rocks 1.0 Ecotec: Mehr Kanten, ein wuchtigeres Erscheinungsbild – falls dieses Adjektiv bei einem Kleinwagen nicht ohnehin fehlplatziert ist – sowie ein Schuss Maskulinität im Innenraum sollen dafür sorgen, dass der Adam auch beim männlichen Publikum durchstartet. Oder verbirgt sich dahinter doch nur eine Eva im Kostüm?
Ein echtes Männerauto!
So zumindest beschreibt Andreas Marx von Opel den neuen Adam Rocks. Der raue Look solle für mehr „maskuline Gene“ sorgen – ein Wagen für echte Männer mit Bart eben! Das Design, das eher an Offroad-Spezialisten erinnert, mache den Wagen deutlich markanter und sorge für mehr Präsenz im Strassenverkehr. Grosse Räder, mehr Bodenfreiheit, fast wie eine aufgepumpte Version des normalen Adam kommt er nun daher. Nötig ist die Neuausrichtung vielleicht tatsächlich: 70 % der Käufer sind momentan weiblich, das Durchschnittsalter der Neuwagenkäuferinnen liegt bei 40 Jahren (was übrigens ein gutes Resultat ist, denn normalerweise liegt dieser Wert jenseits der 50 Jahre). Aber sind Männer wirklich so einfach gestrickt, dass ein bisschen Augenwischerei zu mehr Verkäufen führt?
Wer den Adam Rocks nämlich das erste Mal fährt, wird feststellen, dass ihn (bis auf das visuelle Design) nicht viel vom Ur-Adam unterscheidet. Geländegängig ist der Wagen schon gar nicht, und wofür Opel die Bezeichnung Crossover für den Adam Rocks aus dem Marketingkeller geholt hat, bleibt wohl ihr Geheimnis. Er ist und bleibt ein Stadtflitzer, auf Waldwegen ist man zu Fuss wesentlich sicherer. Immerhin geht das Unternehmen bei der Ausstattung aufs Ganze: In 17 unterschiedlichen Farben ist der Adam Rocks erhältlich, dazu kommen zahlreiche Elemente, die allein der Dekoration dienen. Die unterschiedlichen Ausstattungsmerkmale können ausserdem bunt durcheinander gewürfelt werden. Die Individualisierung ist Opel jedenfalls vorbildlich gelungen.
Maskuline Technik?
Kommen wir nun zum männlichen Teil des Adam Rocks: der Motorisierung. Der eingangs erwähnte Adam Rocks 1.0 Ecotec ist mit einem Turbobenziner mit 115 PS oder auch als 90-PS-Variante erhältlich. Das allein ist noch kein Highlight, aber beim Test zeigt sich, dass die Ingenieure irgendetwas richtig gemacht haben müssen: Der Wagen fährt sich sehr leise und sehr stabil, auf dem Asphalt gibt es kaum einen Kleinwagen mit mehr Laufruhe. Ein Elektromotor kommt übrigens nicht zum Einsatz, obwohl der Zusatz Ecotec dies vielleicht vermuten lassen würde. Der Verbrauch beläuft sich auf 5,1 Liter, in der Realität sind wohl 6 Liter wahrscheinlich. Schade: Der Tank fasst gerade einmal 35 Liter. Wer den Adam Rocks nicht volltankt, dürfte also recht häufig eine Tankstelle anfahren.
Interessant ist die grosse Vielfalt an Motoren, mit welcher der Adam Rocks zu den Opel-Händlern gelangt: 1,2 bis 1,4 Liter sind die Motoren gross, zwischen 70, 87 und 100 PS wird alles geboten, was das Käuferherz begehrt. Die erwähnte Variante mit 90 PS pustet ausserdem nur 99 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft – ein sehr guter Wert, der auch die EU und ihre Richtlinien zufriedenstellen dürfte. Allerdings stellt sich die Frage, wer diese Modellvariante kaufen soll – denn das Prunkstück mit 115 PS ist verschwindend geringe 350 Franken teurer und bietet gleichzeitig Scheibenbremsen.
Viel Ausstattung für einen vertretbaren Preis
Wer sich den Adam Rocks in der hier beschriebenen Version kaufen möchte, muss dafür etwa 19’300 Franken auf den Tisch legen. Immerhin: Komfortfeatures wie ein Temporegler oder auch ein Lederlenkrad befinden sich direkt mit an Bord, eine Klimaanlage gehört ebenfalls zur serienmässigen Ausstattung. Wer die Preise vergleicht, wird feststellen, dass der Rocks im Vergleich zum normalen Adam etwa 5100 Franken mehr kostet. Das scheint angemessen und weder zu viel noch zu wenig verlangt. Ein wenig gefeilt haben die Ingenieure auch am Fahrwerk: Der Adam Rocks lenkt sich ohnehin bereits butterweich durch Innenstädte – und wer auf das Stadtsymbol auf der Mittelkonsole drückt, wird sich vorkommen, als würde er auf Schienen durch die Rush Hour gleiten.
Aber funktioniert das Konzept auch?
Diese Frage bleibt abschliessend bestehen: Auffälliges Design, schneller Motor, viel Kraft im kleinen Gewand, zahlreiche Personalisierungsmöglichkeiten – all das klingt zwar gut, aber ist es auch der richtige Weg, um die bislang Adam-müde männliche Käuferschicht anzusprechen? Andreas Marx sagt: ja. Opel hofft, durch die neue Modelleinführung das genannte Durchschnittsalter noch weiter drücken zu können. Als Ziel steht ein Wert von unter 40 Jahren im Raum. Ob das mit einigen Veränderungen, die primär die Optik im Ziel haben, tatsächlich klappt, wird die Zeit zeigen.
Oberstes Bild: Mit dem Adam Rocks möchte Opel Männer durch mehr Maskulinität im Design ansprechen. (© Zavatskiy Aleksandr / Shutterstock.com)