Elektrisch Motorradfahren mit der Johammer J1

Auch von unserem Nachbarn Österreich gibt es hin und wieder interessante Nachrichten zu vermelden: Mit dem Johammer J1 steht uns ein elektrisch betriebenes Motorrad ins Haus, welches durchaus einen Blick wert ist.

Dabei präsentiert sich die J1 wie ein zweischneidiges Schwert: Die Kosten für die Anschaffung sind angesichts von Leistung und Ausstattung horrend – aber dem gegenüber stehen nur minimale Folgekosten. Auch sind keine Leistungswunder zu erwarten, aber dafür darf die J1 auch schon ab 16 Jahren gefahren werden. Wir haben uns das Vehikel einmal genauer angesehen.


Johammer J1 erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. (Bild: Johammer e-mobility GmbH)


Ein optisches Fragezeichen

Ob man das Design der Johammer J1 mag, sei dahingestellt. Einige werden die recht futuristische Form zu schätzen wissen, andere werden hingegen den klassischen Look von Motorrädern vermissen. Da dies aber eine Frage des Geschmacks ist, wollen wir uns nicht länger damit aufhalten. Erhältlich ist die J1 in zwei Ausführungen: Die J1.150 mit einer Reichweite von 150 Kilometern kostet etwa 28.000 Franken, für 30.300 Franken hingegen gibt es die J1.200 mit 200 Kilometern Akkuvolumen zu kaufen. Für normale Motorräder mit einer vergleichbaren Leistung wären dies absolute Fantasiepreise, die wohl kein Mensch bei gesundem Verstand bezahlen würde. Aber wer sich eine J1 zulegt, bezahlt mehr als nur ein Motorrad.

Gleichzeitig ist das Gefährt nämlich auch ein ökologisches Statement: Wenn die J1 einmal das Ende ihres Lebens erreicht hat, sind alle Teile komplett recycelbar. Die Produktion geschieht in grossen Teilen von Hand, mehr als 50 Modelle will das Unternehmen Johammer nach eigenen Aussagen pro Jahr gar nicht verkaufen. Immerhin: Auf diese Weise soll es „nur“ sechs Jahre dauern, bis die Entwicklungs- und Produktionskosten wieder eingespielt sind und das Unternehmen tatsächlich Gewinne einfährt. Ob sich das Ziel erreichen lässt, wird nicht zuletzt auch an den Kunden liegen: Motorräder mit einer höheren Reichweite und genug Raum für zwei Fahrgäste gibt es ebenfalls in dieser Preisklasse zu kaufen.


Das Design der Johammer J1 ist eine Frage des Geschmacks. (Bild: Johammer e-mobility GmbH)


Eigenwilligkeit als Kaufanreiz?

Überhaupt scheint Johammer darauf bedacht gewesen zu sein, eben nicht den Konventionen des Motorraddesigns zu folgen, was man an allen Ecken und Enden bemerkt. So sind die Rückspiegel beispielsweise sehr hoch angebracht, wodurch sie schon beinahe so aussehen wie Insektenfühler. In diese Spiegel integriert sind Displays, welche beispielsweise anzeigen, wie viel Kapazität der Akku noch bereitstellen kann, bevor die Fahrt an die Steckdose erfolgen muss. Auf der Rückseite der besagten Spiegel befinden sich hingegen Scheinwerfer und auch die Blinker, während zwei weitere Strahler unterschiedlicher Grösse (!) direkt über dem Vorderrad platziert sind. Ja, für den Kauf einer J1 muss man das Design wohl zu lieben gelernt haben.

Leistungstechnisch haben die Entwickler aber alles aus dem begrenzten Platz herausgeholt: Die J1 verfügt über einen immerhin 15 PS starken Motor, welcher in einem (elektrisch nicht leitfähigen) Ölbad liegt. Dadurch soll der Antrieb – im wahrsten Sinne des Wortes – wie geschmiert laufen und absolut frei von Wartungsarbeiten sein. Als Höchstgeschwindigkeit stehen immerhin 120 km/h zur Verfügung. Das dürfte ausreichen und auch die Reichweite entscheidend erhöhen – denn wozu dienen 200 km/h bei einer Reichweite von 50 Kilometern? Ein Problem vieler elektrisch betriebener Autos hat Johammer bereits im Vorfeld aus dem Weg geräumt: Die Akkus der beiden verfügbaren Varianten können an jeder normalen Steckdose aufgeladen werden, die Notwendigkeit besonderer Tankstellen entfällt also. Das Aufladen soll mit Schnellladefunktion übrigens in etwa 80 Minuten vollständig abgeschlossen sein.


Johammer J1 – schematische Darstellung der Hauptkomponenten (Bild: Johammer e-mobility GmbH)


Die Suche nach dem richtigen Material

Um das Design der Johammer J1 zu perfektionieren, war ein wenig Detailarbeit notwendig: Beispielsweise sind weite Teile des Motorrads aus Aluminium gefertigt, die Karosserie besteht hingegen aus einem bruchsicheren Kunststoff. Dadurch konnte das Gewicht auf nur 159 Kilogramm beziehungsweise 178 Kilogramm (J1.150 und J1.200) reduziert werden, was natürlich ebenfalls der Reichweite zugutekommt. Für einen unbegrenzten Zeitraum kann die J1 übrigens nicht genutzt werden: Nach etwa 200.000 Kilometer Strecke verabschiedet sich der Akku im Durchschnitt. Zu Elektronikmüll verkommt das Motorrad dadurch, wie bereits gesagt, nicht. Die Akkus dienen danach einfach als Speichermedium für Photovoltaikanlagen.



Ein wenig hat Johammer übrigens auch an jüngere oder unerfahrene Piloten gedacht: Ein sehr niedriger Schwerpunkt auf der Höhe von etwa 35 Zentimetern sollen ein überaus sicheres Fahrgefühl vermitteln, was sowohl bei niedrigen Geschwindigkeiten im Stadtverkehr als auch bei vergleichsweise schnellen Fahrten über Landstrassen gilt. Durch die geringe Leistung und das im Vergleich zu anderen Motorrädern niedrige Gewicht dürfen auch 16-Jährige bereits eine J1 über die Strassen lenken – zu einem Preis von lächerlichen 1,46 Franken auf 100 Kilometern. Wenn Mama und Papa also angesichts des Kaufpreises grosse Augen machen, hilft vielleicht ein Verweis auf die wirklich attraktiven Preise für die dauerhafte Nutzung einer Johammer J1…

 

Oberstes Bild: Johammer J1 zeigt, wie günstig batteriebetriebene Fahrten sein können. (© Johammer e-mobility GmbH)

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