Ein Drittel aller E-Bike-Unfälle hat schwere Folgen
VON Agentur belmedia Allgemein
Eine aktuelle Studie der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) zeigt: E-Bike-Unfälle nehmen stark zu. Hinzu kommt, dass Unfälle mit den motorisierten Fahrrädern häufig zu schweren Personenschäden führen. Umso grösser ist die Bedeutung der Prävention und der Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer für dieses noch junge Fortbewegungsmittel. Eine wichtige Rolle spielt auch der Versicherungsschutz.
2014 sind auf Schweizer Strassen 145 Personen bei Unfällen mit dem E-Bike schwer verletzt worden, fünf Personen fanden gar den Tod – das ist ein erneuter Höchststand. Im Jahr 2011 beispielsweise gab es erst 67 schwerverletzte E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer sowie zwei Todesopfer.
Bettina Zahnd, Leiterin Unfallforschung und Prävention bei der AXA Winterthur, sieht für den Anstieg insbesondere zwei Gründe. „Zum einen sind generell viel mehr E-Bikes unterwegs als früher. Zum andern haben sich die Verkehrsteilnehmer noch zu wenig an die motorisierten Fahrräder und ihre Eigenheiten gewöhnt“, so Zahnd.
Überdurchschnittlich viele Schwerverletzte
Nach dem Boom der letzten Jahre sind über Viertelmillion Elektrofahrräder auf den Schweizer Strassen unterwegs. Alleine im Jahr 2014 kamen über 57‘000 dazu, rund 17 Prozent mehr als noch 2013. Darunter sind auch immer mehr schnelle Modelle, die bis zu 45 Stundenkilometer fahren können.
Die motorisierten Fahrräder ziehen eine breite Zielgruppe an, ermöglichen sie doch ein schnelles Vorwärtskommen, tragen zur Fitness bei und sind obendrein umweltschonend. Im Vergleich zu herkömmlichen Fahrrädern sind sie jedoch deutlich schwerer und schneller, was sich bei Unfällen oft auf den Schweregrad der Verletzungen auswirkt.
Aktuelle Statistiken zeigen, dass in einem Drittel aller registrierten E-Bike-Unfälle mit Personenschaden schwere oder gar tödliche Verletzungen die Folge sind. Das sind 5 Prozent mehr als bei Unfällen mit normalen Fahrrädern (Quelle: bfu). „Angesichts der steigenden Anzahl E-Bikes wird die Prävention und Sensibilisierung daher immer wichtiger“, so Zahnd.
Vorsicht geboten: Ein E-Bike ist kein Velo
Oft werde die Geschwindigkeit unterschätzt, und zwar sowohl von den E-Bike-Lenkern selbst als auch von den anderen Verkehrsteilnehmern. „Für Autofahrer sehen E-Bike-Lenker wie Velofahrer aus, daher gehen sie von einer tieferen Geschwindigkeit aus und sind irritiert, wenn im Stadtverkehr ein ‚Fahrrad‘ ähnlich schnell fährt wie sie“, erklärt Zahnd.
Auch Velofahrer kommen zuweilen aus dem Tritt, weil sich E-Bikes geräuschlos von hinten nähern und mit geringem Abstand vorbeiziehen. Überraschend gross ist gemäss aktuellen Statistiken auch die Anzahl an Schleuder- und Selbstunfällen ohne Fremdeinwirkung. „Weil die E-Bikes viel schwerer und schneller sind als normale Velos, müssen sie anders gelenkt werden. Dem sind sich viele Fahrer noch zu wenig bewusst. Gerade eine Vollbremsung oder enge Kurven sollten in sicherem Umfeld geprobt werden, bevor man sich in den Stadtverkehr begibt“, rät Bettina Zahnd.
Fehlender Versicherungsschutz
Neben der Verletzungsgefahr kann ein Unfall mit dem E-Bike auch finanzielle Folgen nach sich ziehen. Vielen E-Biker-Fahrern ist nicht bewusst, dass sie ohne Versicherungsschutz unterwegs sind. E-Bikes gehören versicherungstechnisch nicht in jedem Fall in dieselbe Kategorie wie herkömmliche Fahrräder.
Schnelle E-Bikes – Elektrofahrräder mit Tretunterstützung mit bis zu 45 km/h – gelten als Motorfahrräder und müssen beim Verkehrsamt angemeldet werden. Sie sind anhand des Kontrollschilds versichert.
Langsamere E-Bikes – Elektrofahrräder mit Tretunterstützung mit bis zu 25 km/h – gelten hingegen als leichte Motorfahrräder und müssen über eine normale Privathaftpflichtversicherung des Fahrers versichert werden.
Kommen bei einem Unfall Dritte zu Schaden, beispielsweise wenn ein E-Biker einen anderen Fahrradfahrer oder einen Fussgänger zu Fall bringt, kann dies hohe Summen an Lohnausfall und Schadenersatz nach sich ziehen, wenn die richtige Versicherung fehlt.
Je nach Anschaffungspreis und Deckung lohnt es sich zudem, sich im Rahmen der Hausratversicherung gegen Diebstahl abzusichern. Die AXA Winterthur empfiehlt allen E-Bike-Lenkerinnen und -Lenkern, sich bei ihrer Versicherungsgesellschaft beraten zu lassen.
Tipps der Abteilung Unfallforschung und Prävention für sicheres Fahren mit dem E-Bike
Bereiten Sie sich richtig vor
- Entscheiden Sie sich für ein E-Bike, das Ihre Bedürfnisse deckt und Ihrem Fahrkönnen entspricht. Lassen Sie sich im Fachhandel beraten.
- Überprüfen Sie regelmässig Bremsen, Reifen, Schaltung und Licht. Für mehr Sicherheit in Kurven ist beispielsweise der optimale Reifendruck entscheidend. Überprüfen Sie diesen regelmässig.
Machen Sie eine Probefahrt
- E-Bikes stellen aufgrund der höheren Geschwindigkeit und des Mehrgewicht von Motor und Antrieb andere Anforderungen an Lenkerinnen und Lenker als Velos. Testen Sie vor der ersten Fahrt das Bremsverhalten in einer sicheren Umgebung. Erhöhen Sie dabei beispielsweise stufenweise die Verzögerung bis hin zur Vollbremsung.
- Auch langsames Fahren fühlt sich mit dem E-Bike anders an als mit einem Velo und erfordert mehr Gleichgewichtssinn. Spurtreues Fahren bei langsamen Geschwindigkeiten lässt sich beispielsweise üben, indem man langsam abwärts fährt und die Geschwindigkeit stetig verringert. Droht man zu kippen, stabilisiert ein gefühlvoller Tritt ins Pedal und die Übung beginnt von vorn.
Nehmen Sie Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer
- Für viele Verkehrsteilnehmer sind die schnellen E-Bikes immer noch neu im Strassenverkehr und gewöhnungsbedürftig. Andere Verkehrsteilnehmende unterschätzen oftmals die Geschwindigkeit von E-Bikes. Fahren Sie deshalb zu Ihrem eigenen Schutz vorausschauend und eher defensiv.
- Besondere Rücksicht gilt insbesondere bei Überholmanövern und Kreuzungen.
Tragen Sie einen Helm
- Für schnelle E-Bikes (< 45km/h) ist das Tragen eines Helms obligatorisch ist. Doch auch für die langsameren Modelle empfiehlt es sich, einen Velohelm zu tragen.
Artikel von: AXA Winterthur
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