Die Schweizerinnen entdecken Töff und Scooter für sich

Motorradhersteller kommen wie Hersteller von Cabriolets an den Frauen nicht mehr vorbei, wenn sie ein „Töff“ auf den Markt bringen wollen. Rund 15 % der Motorräder und bald 30 % der neu zugelassenen Roller (Scooter) werden in der Schweiz von Frauen gesteuert.

So jedenfalls die Zahlen der Schweizerischen Fachstelle für Zweiradfragen (SFZ). Und diese sollen in der näheren Zukunft weiter ansteigen. In den letzten zehn Jahren hat die Schweiz einen richtiggehenden Boom an Frauen erlebt, die von vier auf zwei Räder umgestiegen sind. Doch welche Gründe hat die Zweiradleidenschaft der Schweizerinnen?

Auf zwei Rädern gegen die Verkehrsdichte

In der Schweiz sind Frauen, die ein Motorrad (Töff) oder einen Roller (Scooter) pilotieren, keine Seltenheit mehr. In der Alpenrepublik hat die Emanzipationswelle nachhaltig Einzug in die Töff-Landschaft gehalten. Das geht so weit, dass die Töffs richtiggehend auf den Geschmack der weiblichen Käuferschaft zugeschnitten werden. In der Schweiz werden aktuell rund 410’000 Motorräder gefahren – rund 55’000 von weiblichen Bikern. Bei den Scootern ist das Zahlenwerk noch deutlicher: 270’000 Roller bevölkern die Schweizer Strassen und auf rund 75’000 Sätteln sitzen weibliche Scooter-Pilotinnen.

Damit tragen die weiblichen Fahrer aber nicht nur einem kurzzeitigen Trend Rechnung; sie entkommen so der immer grösser werdenden Verkehrsdichte in den Städten und Ballungszentren (Agglos).

Runter vom Sozius, ran an den Lenker

Waren vor rund zehn Jahren nur ein Bruchteil der Schweizerinnen aktive Motorradfahrerinnen, so hat sich das Bild grundlegend gewandelt – und ein Ende ist nicht in Sicht. Somit ist das Motorrad in der Schweiz quasi ein Spiegelbild der Gesellschaft. Frauen emanzipieren sich, es reicht ihnen nicht mehr aus, den Sozius beim Zweirad zu „verzieren“. Die Schweizerinnen wollen fahren, wollen pilotieren und zeigen: Sie beherrschen die Zweiräder wie ihre männlichen Biker-Kollegen.

Und auch die Motorrad-Industrie spielt dabei mit, leistet unterstützende Arbeit. Gerade die handlichen und problemlos bedienbaren Modelle zielen punktgenau auf weibliche Kundschaft ab. Weg vom Bike, welches als echtes Schwergewicht daherkommt, schwer zu handeln ist und grosse Kräfte für die Bedienbarkeit benötigt, und hin zum Töff, welches zu entspanntem Cruisen einlädt. Männer wie Frauen.


Das Motorrad wird zum Lifestyle-Objekt und so für die weiblichen Kunden interessant. (Bild: bikeriderlondon / Shutterstock.com)


Das Töff im Wandel der Zeiten

Seit Jahren stellt man als aufmerksamer Beobachter des Motorradmarktes fest, dass hart am einstigen „Bad Ass Image“ gerüttelt wird, wenn es um die Bikes geht. Das Motorrad wird zum Lifestyle-Objekt und so für die weiblichen Kunden interessant. Doch wer nun glaubt, den weiblichen Bikern ginge es nur um das sanfte Dahingleiten mit Kolleginnen, der sieht sich schnell getäuscht. Auch das zügige bis sportliche Fahren mit satt Pferdestärken findet bei den weiblichen Kunden grossen Anklang, wenn es um die Auswahl beim Töff geht. Nicht nur bunt muss das Gefährt sein, es darf auch gerne giftig im Anzug sein. So halten weibliche Töff-Piloten problemlos mit, wenn sie mit ihren männlichen Partnern und Biker-Kollegen auf grosse Fahrt gehen.

Vorbei sind die Zeiten, in denen man gesellschaftlich das Motorradfahren mit ölverschmierten Händen und schmutziger Kleidung assoziierte. Kickstarter, die das Bike starteten und für deren Bedienung man ein gerüttelt Mass an Kraft benötigte, sind Geschichte. Eine Teilausbildung zum Zweiradmechaniker muss nicht mehr vorhanden sein, will man ein Töff starten, betanken oder mit Öl versorgen. Die moderne Töff-Generation stellt sich so auf, dass sie einfach zu bedienen und pflegeleicht ist, grosse Zuverlässigkeit in allen Lebenslagen nachweist und zudem im Normalfall auch noch chic aussieht.

Damit ist auch die Attraktivität für weibliche Biker massiv gewachsen. E-Starter, Bremsen und Kupplung sind enorm leichtgängig und auch das Fahrwerk ist frauenkompatibel. So lassen sich selbst die „Big Bikes“ von zarter Frauenhand handlich durch die Schweizer Alpen manövrieren. Das Biken ist in den letzten zehn Jahren unter dem Strich sicherer, einfacher und somit weitaus unbeschwerter geworden.



Mit dem Scooter schnell von A nach B im Agglo-Sektor

Gerade die neue Generation an schicken Scootern konnte und kann bei der weiblichen Käuferschicht der Schweiz massiv punkten. Hierbei stehen natürlich die Vorteile, die ein Scooter seiner Fahrerin bietet, klar im Vordergrund. Die Anschaffungspreise beim Roller sind sehr schlank gehalten, die Nebenkosten beim Rollerbetrieb absolut überschaubar. Der Scooter ist in der Stadt wunderbar handlich, verfügt über ein geringes Gewicht und auch eine simpel zu bedienende Automatikschaltung. Das Helm-Fach bietet grösstmögliche Flexibilität und der ganze Scooter hat für Bikerinnen einen exorbitant hohen Nutzwert.


Die neue Generation an schicken Scootern punkt bei der weiblichen Käuferschicht der Schweiz massiv. (Bild: Kostenko Maxim / Shutterstock.com)


Gerade dann, wenn man sich oft in der Stadt oder im Agglobereich bewegt, ist der Scooter faktisch unschlagbar. Nicht nur, dass die Suche nach einem Parkplatz quasi wegfällt, auch die einzelnen Wegstrecken lassen sich in der überfüllten Stadt schnell erledigen. Da ist es kein Wunder, dass einige Hersteller Roller-Modelle auf den Markt bringen, die sich ganz gezielt an die weibliche Kundschaft richten. Die Form der Scooter und auch die Farbpalette ist eins zu eins auf den weiblichen Geschmack ausbalanciert.

Und doch muss man sagen: Das klassische Frauen-Töff oder der klassische Frauen-Scooter ist (noch) nicht auf dem Markt. Bisher setzt der Markt eher auf Kompatibilität für weibliche Töff- oder Scooter-Pilotinnen denn auf ein reines Frauen-Gefährt. Doch was nicht ist, das kann ja noch werden – besonders dann, wenn die Zahlen der Schweizer Motorradfahrerinnen weiterhin so kräftig steigen.

 

Oberstes Bild: Die Zahl der weiblichen Zweirad-Piloten nimmt stetig zu. (© auremar / Shutterstock.com)

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