Die Rolex der Lüfte - Pilatus
VON Robert Schumann Allgemein Flugzeug
Typisch für die Flugzeuge von Pilatus ist der mit einer Turbomaschine angetriebene Einzelpropeller. Mit dieser Konfiguration stattet der Hersteller alle seine Maschinen aus. Einzige Ausnahme ist der seit 2011 in der Entwicklung befindliche Business-Jet PC-24
Die Flugzeuge von Pilatus
Mitten im zweiten Weltkrieg begann 1939 der Schweizer Unternehmer Emil Bührle, unterstützt von der Elektrobank, mit der Wartung von Flugzeugen. Bereits ein Jahr später machte sich Bührle intensive Gedanken über ein tragfähiges Konzept für ein Flugzeug aus der Schweiz. Ein Flieger, der speziell auf die regionalen Besonderheiten zugeschnitten war, stand im Fokus der Entwicklung. Das Ergebnis war die SB-2 Pelikan.
Schnelle Steigleistungen, Kurzstart- und Landefähigkeit und die Langsamflugeigenschaften machten das Flugzeug für alpine Einsätze ideal. Zwar konnte die Pelikan in vielen Einsätzen ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Ein Totalverlust im Jahr 1948 war aber das Ende ihrer Karriere. Inzwischen wurden aber mit der P-2 und der P-3, beides leichte Schulflugzeuge, interessante Umsatzbringer entwickelt.
Der erste durchschlagende Erfolg von Pilatus war die 1959 entwickelte Porter. Wieder gehörten die Möglichkeiten zum Kurzstart, zur Kurzlandung und zum Langsamflug sowie die schnelle Steigleistung zu den charakteristischen Eigenschaften dieses Flugzeugs. Dieses noch heute sehr beliebte Mehrzweck-Flugzeug überzeugte den amerikanischen Flugzeughersteller Fairchild derart, dass er ab 1964 die Maschinen in Lizenz fertigte.
Mit der Turbo-Porter schrieb Pilatus auch sein Erfolgsrezept fest: Der turbogetriebene Einzelpropeller an der Nase war das Charakteristikum, mit welchem Pilatus-Maschinen seitdem identifiziert werden konnten. Die Pilatus Porter war eines der wichtigsten Flugzeuge der legendären CIA-Operation „Air America“ in den 50er Jahren in Südostasien. Darüber hinaus hat sie eine breite Karriere als leichtes Transportflugzeug, Rettungsflugzeug, Sprühflugzeug oder Linienflugzeug für den Passagiertransport gemacht.
Besonders beliebt ist sie bei Fallschirmspringer-Clubs. Ihre hohe Ladekapazität und ihre schnellen Steigleistungen machen sie besonders für diesen Zweck ideal. Die Porter wird bis heute gebaut. Auf der Webseite des Unternehmens wird sie als das „Weltbeste STOL-Flugzeug“ bezeichnet. STOL bedeutet „Short Take off and Landing“.
Auf dem Boden beeindruckt die Porter durch die Fähigkeit, auf der Stelle drehen zu können. Das macht sie für extreme Einsätze bis heute zu einem idealen Transportflugzeug. Das Flugzeug kam bereits auch schon zu einigen filmischen Ehren: Nicht zuletzt Pierce Brosnans Debut als James Bond in „Golden Eye“ wurde durch die Pilatus Porter unterstützt.
Nach einigen Prototypen gelang Pilatus mit dem Schulflugzeug PC-7 ein weiterer Durchbruch. Ab 1977 lief die Serienproduktion an, welche schliesslich eine Stückzahl von über 450 Maschinen erreichte. Die Turbine war auf Langlebigkeit ausgelegt, was die Betriebskosten der Flugzeuge gegenüber den Maschinen mit Kolbenmotor erheblich gesenkt hat.
Die jet-ähnlichen Flugeigenschaften machten bereits die nach einem normalen Sportflugzeug aussehende PC-7 zu einem sehr beliebtem Trainingsflugzeug für Kampfpiloten. Die Luftwaffen weltweit konnten mit dem Flugzeug sehr kostengünstig ihre Mannschaften ausbilden, ohne dafür die teuren Jets verwenden zu müssen. Schliesslich rüsteten einzelne Länder die PC-7 zum vollwertigen Kampfflugzeug um, wofür Pilatus auch einige Kritik vertragen musste.
Um die Lücke zwischen der PC-7 und einem grossen Kampfflugzeug wie einem Phantom oder Tornado schliessen zu können, baute Pilatus ab 1984 die PC-9. Dieses als Fortgeschrittenentrainer bezeichnete Flugzeug konnte mit erheblich gesteigerten Leistungsdaten gegenüber seinem Vorgänger aufwarten. In Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Hersteller Beechcraft konnte mit der PC-9 sogar eine Ausschreibung des US-Militärs um ein neues Schulflugzeug gewonnen werden. Die exzellenten Flugeigenschaften der PC-9 machen sie auch für Kunstflugstaffeln sehr beliebt. Die „Roulettes“, die Kunstflugstaffel der Royal Air Force, nutzt dieses Flugzeug für beeindruckende Manöver und Schauflüge.
Um auf den sinkenden Bedarf an Kampfpiloten zu reagieren, konzentrierte sich Pilatus ab 1989 wieder auf die Herstellung von Mehrzweckflugzeugen. Das Ergebnis war die PC-12, die ab 1994 in Serie hergestellt wurde. Am charakteristischen Markenzeichen – dem turbogetriebenem Einzelpropeller – wurde auch bei diesem grossen Flugzeug festgehalten. Das führte zu einem spektakulärem Erfolg dieser Maschine: Die hervorragenden Leistungsdaten in Kombination mit den niedrigen Betriebskosten waren genau das, worauf der Flugzeugmarkt in dieser Zeit gewartet hatte. Knapp 1400 verkaufte Maschinen machen den Erfolg dieses Typs und des Unternehmens deutlich.
Neben kompletten Flugzeugen produziert Pilatus auch Bauteile für Hubschrauber, Linienflugzeuge und Kampfjets in Lizenz. Seit 2011 arbeitet Pilatus an einem Business-Jet namens PC-24. Mit diesem Flugzeug verlässt Pilatus die Tradition, ausschliesslich Flugzeuge mit turbinengetriebenem Einzelpropeller herzustellen. Die PC-24 ist ein Business-Jet mit zwei Heckturbinen, welche eine übliche Konfiguration dieser Maschinen bei vielen Herstellern ist.
Das bringt die PC-24 in direkte Konkurrenz zu Lear, Cessna, Beechcraft und Dassault, die alle bereits eine jahrzehntelange Erfahrung mit ähnlich konfigurierten Flugzeugen besitzen. Es bleibt zu hoffen, dass Pilatus auch mit der PC-24 genügend Innovationskraft und Leistungsfähigkeit beweisen kann, damit auch dieses Flugzeug zu einem grossen Erfolg wird.
Fälle wie Dornier, die sich an ähnlichen Projekten verhoben haben, sind vielen Flugzeugenthusiasten noch in guter Erinnerung. Hoffen wir für Pilatus mit der PC-24 nur das Beste.
Oberstes Bild: Pilatus PC-12 NG (Bild: mountainpix / Shutterstock.com)