Die neue Honda VFR 800F – keine Designtrends, sondern echtes 90er-Revival

Man kann über die VFR 800F von Honda sagen, was man will, aber so eigenartig sie auch erscheinen mag, so einzigartig ist sie auch. Wer auf neue Trends beim Design eines Motorrads wie der VFR 800F setzt, wird sich enttäuscht sehen.

Das Geheimnis des Japaners liegt nicht in der Optik, sondern in der Technik, mit der dieses Bike angetrieben wird. Auf dieses Segment richtet Honda seine Aufmerksamkeit, dort wird grosser Aufwand betrieben. Da darf es optisch eben klar der Stil der 90er sein, auch wenn die schon lange vorbei sind. Und ja, das neue Modell der VFR 800F kann durch seine Antriebstechnik voll und ganz überzeugen. Die Detailarbeit von Honda hat sich durch die Bank bezahlt gemacht.

Honda VFR 800F – optisch eine Reise in die Vergangenheit

Ein erster Blick auf die neue VFR 800F sagt deutlich: Hallo und ein herzliches Willkommen im vorigen Jahrtausend. Hier sind die 90er wieder lebendig geworden. Eckig ist sie, die Vollschale. Keine runde Verkleidung, nicht winzig klein. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Man könnte fast meinen, Marty McFly wäre nicht mit einem DeLorean DMC-12 in die aktuelle Zukunft gereist, sondern auf einer VFR 800F. Das mag daran liegen, dass die Honda in dieser Form bereits seit 1998 gebaut wird und die Zeit quasi unbeschadet überstanden hat. Optisch zumindest.

Und doch ist bei der aktuellen Fassung der VFR 800F etwas passiert: Man hat erstmals nach rund zwölf Jahren umfangreiche Modifizierungen und Updates am Bike vorgenommen. Was mit dem Start der Baureihe Ende der 90er ein vollgepacktes Technologiebündel aus Japan war, ist heute ein echter Luxus, den sich die Japaner leisten. Gerade das Antriebskonzept der Honda spricht da eine beredte Sprache, denn viel komplexer geht es kaum noch.


Honda VFR 800F – optisch eine Reise in die Vergangenheit. (Bild: www.honda-news.eu)


Ring frei für eine zweite Nockenwelle und acht zusätzliche Ventile

Im V-Tec-Motor der Honda VFR 800F liegt das Geheimnis des Antriebs des Bikes. Der Vierzylinder-V-Motor dreht sich bis zur Grenze von 6500 Umdrehungen die Minute mit einem Einlassventil sowie einem Auslassventil je vorhandenen Zylinder. Also sind es, leicht zu errechnen, acht Ventile, die hier arbeiten. Dreht man als Fahrer aber „am Hahn“ und beschleunigt die Honda über die 6500 Umdrehungen pro Minute hinaus, klingeln die Glöckchen. Ein von Honda ausgetüfteltes System aus Hydraulik, Kanälen und Federn sorgt dafür, dass bei der VFR 800F eine zweite Nockenwelle ins Spiel gebracht wird und acht zusätzliche Ventile beim Bike zugeschaltet werden. Zwischen 6500 und 11’000 Umdrehungen die Minute fährt man demnach ein Töff mit 16 Ventilen – nicht mehr mit acht.

Damit greift Honda auf die Automobiltechnik zurück, wo solche Zuschaltungen nicht nur gerne gesehen sind, sondern auch echte Mehrleistung bringen. Beim Bike jedoch sind die Ergebnisse beim Drehmoment durch diese Verdopplung der Ventile eher überschaubar. Und doch gönnt sich Honda diesen Luxus und aus Japan wird auch der Grund sehr lapidar geliefert: Wir können es, also machen wir es auch.

Honda liebt die Technologie und setzt sie um

Seit 2002 ist die aktuelle Fassung der VFR 800F das erste Modell, welches wirklich überarbeitet wurde. Überarbeitet in einer Form, die man tatsächlich als ernst zu nehmende Modifikation bezeichnen kann. Und doch will der Markt nicht wirklich entsprechend darauf reagieren. Sosehr Honda die 800F auch klassisch gehalten hat, so gering ist der Marktzuspruch. Pro Jahr schafft es dieser Klassiker aus den 90ern gerade mal so in den niedrigen Bereich der vier Stellen.

Trotzdem gönnt sich Honda weiterhin den Luxus der VFR 800F. Dabei ist dieses Bike ein dankbares Motorrad. Mit den 106 PS ist der Klassiker aus Japan alles, nur ganz sicher nicht langsam, und die Einarmschwinge nebst ausgeklügeltem Fahrwerk sorgt dafür, dass kleinere Fahrfehler nicht bestraft werden – wie auch Fahrbahnunebenheiten mühelos geschluckt werden.


Honda liebt die Technologie und setzt sie um (Bild: www.honda-news.eu)


Die VFR 800F ist ein sehr dankbares Töff

Insgesamt macht die VFR eine sehr guten, sehr manierlichen und auch sehr stabilen Eindruck. Sie lässt sich in der Spitzkehre hervorragend drücken, und ist die Kurve lang gezogen, geht das Bike nicht nur seinen eigenen Weg, es bleibt auch treu in der Spur. Ohne grossartig zu flattern. Die Technik von Honda, die Ende der 90er ihre Entwicklung fand, ist auch im Jahr 2014 absolut wettbewerbsfähig und funktioniert prächtig. Und doch wurde verfeinert.

Die Sitzposition auf dem Bike ist perfekt. Die Ergonomie hervorragend. Traktionskontrolle fährt mit und auch das ABS wirkt absolut ausgereift. Und der Motor wurde ebenfalls gravierend verbessert. Konnte man bisher ein leises Ruckeln bemängeln, wenn das Bike aus Betrieb als Zweiventiler in den Modus des Vierventilers ging, so ist das vollständig ausgemerzt. Zehn Jahre hat es die Entwicklungsabteilung in Japan gekostet, das Problem in den Griff zu bekommen, und final haben sie es wirklich geschafft. Der V-Tec ruckelt nicht mehr.


Honda VFR 800F – optisch ist weiter Luft nach oben. (Bild: www.honda-news.eu)


Optisch ist weiter Luft nach oben

Doch wo viel Licht ist, da findet sich eben auch Schatten. So hat man die Scheibe schlicht zu niedrig gehalten, was sich beim Winddruck für den Fahrer negativ bemerkbar macht. Etwas höher gezogen und es wäre wieder perfekt gewesen. Und die Person, die den Hebel für die Traktionskontrolle so lieblos in ein eigentlich vorbildliches Cockpit genagelt hat, sollte man sich „zur Brust nehmen“, denn der Schalter zerstört ein gelungenes Bild. Dass man bei einem sportlichen Tourer das ABS ohne Frage besser zuschaltbar gestaltet hätte, muss eher nicht erwähnt werden. Da muss man nachbessern.

Doch in den Schatten fällt eben sofort wieder Licht. So wurde die VFR rund acht Zentimeter schmaler, was dem Bike optisch hervorragend steht. Gussräder aus Aluminium und die Auspuffanlage, die unter liegend verbaut wurde, runden das Bild ab.



Insgesamt erhält man als Biker für rund 14’000 Franken ein sehr stimmiges Motorrad. Wer als passionierter Tourer auf lange Strecken geht, kann den Preis durch entsprechendes Zubehör – Seitenkoffer und Co. – natürlich nach oben verändern. Dafür erhält man ein Motorrad, welches seinem Fahrer viel Freude bereitet, und das auch akustisch, wenn nämlich ab 6500 u/min die zweite Nockenwelle zum Einsatz kommt. Dann scheppert es in den Ohren!

 

Oberstes Bild: Die VFR 800F von Honda ist ein Bike, welches bereits Ende der 90er für das Jahr 2014 konzipiert wurde. (© www.honda-news.eu)

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