Der neue VW Jetta kommt

Häufig verkauft und dennoch kaum zu sehen: Der VW Jetta erfreut sich eigentlich grösster Beliebtheit – aber vor allem in den USA. Hier bei uns und auch in weiten Teilen des restlichen Europas ist von dem Wagen jedoch kaum etwas zu sehen.

Eine Modellüberarbeitung soll nun dafür sorgen, dass sich das Auto auch in der Schweiz und in umgebenden Ländern durchsetzen kann. Wirklich berauschend präsentiert sich der Jetta aber auch in der Neuauflage nicht – und so würde es wohl niemanden wundern, wenn der neue Volkswagen auch diesmal vor allem in der Garage bliebe.


Volkswagen Jetta 118 TSi Comfortline (Bild: NRMA Motoring and Services, Wikimedia, CC)


Wie sieht der neue Jetta aus?

Zum Glück oder leider – die Meinungen gehen hier auseinander – sieht der Jetta eben so aus, wie ein Volkswagen aussieht: Der Mittelklassewagen hat jetzt einen neuen Kühlergrill, die LED-Leuchten stehen deutlich hervor und verleihen dem Wagen einen leicht aggressiven Touch. Designpreise wird VW für den Jetta wohl nicht bekommen, aber wir reden hier immerhin über den Konzern, der den Golf praktisch über Jahrzehnte nur in Nuancen verändert hat. Vor diesem Hintergrund geht das Design des Jetta wohl in Ordnung, auf der Strasse wird sich aber niemand nach Ihnen umdrehen, wenn Sie in diesem Wagen durch die Innenstädte kurven.

Trotzdem ist der Jetta, wie eingangs erwähnt, eine echte Wunderwaffe im Arsenal des Konzerns aus Wolfsburg. 2013 beispielsweise hat er sich 925’000-mal verkauft – ein echter Rekordwert. Hier in der Schweiz und auch in zahlreichen Nachbarländern verkaufe sich zwar der Golf deutlich häufiger als der Jetta, aber diese Tatsache gebe nicht den Stand der Dinge im Rest der Welt wieder, lässt Christian Buhlmann von VW durchsickern. Dort laufen die Uhren nämlich genau andersherum und der Jetta ist das Zugpferd von Volkswagen. Ein wenig Schuld trägt hier aber auch die Statistik: In Deutschland beispielsweise, einem der Hauptabsatzmärkte für den Golf, wird dieser zusammen mit dem Jetta als ein Wagen betrachtet, wenn es um Verkäufe geht – eine denkbar schlechte Herangehensweise.


VW Jetta VI – Innenraum (Bild: Thomas doerfer, Wikimedia, CC)


Fahrgefühl à la VW

Wer sich in den Jetta setzt, fühlt sich sofort wie in einem typischen VW. Im Innenraum wurde auch gar nicht erst versucht, grosse Träume und Ambitionen zu vermitteln: Es kommt viel Kunststoff zum Einsatz, hier und da befinden sich verchromte Elemente, um wenigstens einen Hauch hochwertiger Materialien zu versprühen. All das ist natürlich Kalkül: Durch den Verzicht auf ein aufbrausendes Innenleben offenbart der Jetta erstaunlich viel Platz, der eher an das Innenleben eines Passats erinnert. Gänzlich auf technische Hilfsmittel verzichtet die neue Ausgabe aber nicht: Komfortfunktionen wie eine Ein- und Ausparkhilfe oder auch ein Abstandswarner gehören serienmässig zur Ausstattung.

An vielen Punkten haben die Budgetplaner für den Jetta dann aber doch den Rotstift angesetzt. Offensichtlich wird das beispielsweise am Navigationsgerät: Es rechnet äusserst langsam vor sich hin, die Karten sehen altbacken aus und die Bedienung ist unterwegs fast unmöglich. Jeder kostenlose Dienst auf einem halbwegs aktuellen Smartphone ist da sehr wahrscheinlich überlegen und bietet darüber hinaus konstanten Zugang zum Internet. Auch auf inzwischen relativ selbstverständliche Dinge – wie beispielsweise einen USB-Anschluss für den Datentransfer von Musik über neue Smartphones – muss der Käufer der Stufenheck-Limousine verzichten. Überhaupt scheint das Konzept nicht in jedem Bereich zu Ende gedacht worden sein.


VW Jetta VI, Los Angeles Auto Show 2012 (© steve lyon, Wikimedia, CC)


Kann der auch schnell?

Zwei unterschiedliche TDI-Varianten kommen in Form des VW Jetta wahrscheinlich im Oktober auf den hiesigen Mark. Sie leisten jeweils 110 oder 150 PS und verbrauchen, je nach Modell, zwischen 4,0 und 4,5 Liter auf 100 Kilometern. Das ist für die Leistung ein sehr guter Wert, die Spitzengeschwindigkeit beträgt 218 km/h. Ob dieser Wert jemals wirklich erreicht wird, sei natürlich dahingestellt. Immerhin: Die Leistung des schnelleren Motors reicht aus, um das 1,5 Tonnen schwere Auto in 9 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen. Nachreichen möchte Volkswagen ausserdem eine Hybrid-Variante, die schonender mit der Umwelt ins Gericht gehen möchte. Wann das Modell erscheint, steht noch nicht fest.



Wer einen Neukauf wagen möchte, kann dies bereits für erstaunlich wenig Geld tun. Gerade einmal 26’200 Franken soll der VW Jetta kosten, was für eine Limousine aus der Mittelklasse nicht viel Geld ist. Offensichtlich müssen die angesprochenen Nachteile in Kauf genommen werden, und so präsentiert sich der Wagen als zweischneidiges Schwert: Er kombiniert wenig Verbrauch mit viel Leistung, aber patzt bei der Ausstattung. Er präsentiert sich wertvoller als der Golf, aber setzt im Interieur fast nur auf Kunststoff. Wer mit diesen Makeln leben kann und einen Mittelklassewagen ohne grosse Extras sucht, könnte mit dem Jetta trotzdem glücklich werden. Ob der Durchbruch in Europa auch klappt, bleibt aber abzuwarten.

 

Oberstes Bild: Volkswagen Jetta GLI, Montreal International Auto Show 2014 (Bull-Doser, Wikimedia)

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