Custombikes – Motorräder nach Mass

Sie sind der Traum eines jeden Motorradfans – Custombikes. Motorräder, die in akribischer Handarbeit nach individuellen Vorstellungen und Wünschen gefertigt werden.

Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Was ist ein echtes Custombike?

Nicht jeder Umbau oder jede Modifikation macht aus einem Motorrad auch ein Custombike. Vielmehr geht es darum, ein Bike zu schaffen, dass einzigartig ist und eine eigene Persönlichkeit besitzt. Es handelt sich dabei um Charakter-Bikes, die die Handschrift ihrer Besitzer tragen.

Natürlich lassen sich aus serienmässig gefertigten Bikes auch Custombikes basteln, aber noch viel bewegender ist es, aus Einzelteilen ein Unikat zu schaffen. Wie vermutlich schon geahnt, sind auch auf diesem Sektor die US-Amerikaner führend. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten werden Custombikes gefertigt, die unvergleichlich und überaus beeindruckend sind. Doch auch in unseren europäischen Ländern sind solche Motorräder auf den Strassen zu finden. Entscheidend ist, dass alle verwendeten Teile in den Fahrzeugpapieren vermerkt und von den Behörden abgenommen sein müssen.


Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten werden Custombikes gefertigt, die unvergleichlich und überaus beeindruckend sind. (Bild: © ermess – shutterstock.com)

Die Geschichte der Custombikes

Custombikes sind seit Ende der 1940er-Jahre bekannt. Im Bundesstaat Kalifornien, USA, wurden die ersten Chopper erschaffen, wozu Motorräder mit Serienausstattung zu individuellen Feuerstühlen umgebaut wurden. Häufig ging es zunächst darum, alle Teile, die nicht wirklich nötig waren, zu entfernen. Im Anschluss wurde der Fokus auf eine Modifikation der Optik des Bikes gelegt. Die einfachste Variante war es, den Tank umzulackieren und ihm eine individuelle Note zu verleihen. Für solche Anpassungen wurden sehr gerne Maschinen von Harley-Davidson verwendet, da sie eh einen besonders guten Ruf genossen. Die Bikes blubberten mit einem einzigartigen Sound und besassen auch zu dieser Zeit bereits Kultstatus.

Filme wie „Easy Rider“ (1969) machten Custombikes weltweit populär, und im Laufe der Zeit wurden Custombikes immer begehrenswerter. Es ging darum, sich vom Mainstream abzuheben, seine eigene Persönlichkeit nach aussen zu tragen und in der Gesellschaft aufzufallen. Ein Custombike zu fahren war also ein klares Statement. In vielen Garagen wurden solche motorisierten Unikate mit Charakter in mühsamer und liebevoller Detailarbeit gefertigt. Nach und nach wurden diese auffälligen Motorräder gesellschaftsfähig und dienten als Zeichen eines individuellen Freigeistes und der Unabhängigkeit. Das Cruisen mit einem Motorrad auf endlosen Landstrassen hatte schon immer den Ruf, Freiheit und Abenteuer zu symbolisieren. Mit einem Custombike wurden auch noch der eigene Freigeist und die Distanz zur Allgemeinheit gespiegelt.


Das Cruisen mit einem Motorrad auf endlosen Landstrassen hatte schon immer den Ruf, Freiheit und Abenteuer zu symbolisieren. (Bild: © Dudarev Mikhail – shutterstock.com)

Die Nachfrage nach Custombikes stieg rapide an, als auch andere Motorradhersteller Modelle auf den Markt brachten, die sich dazu anboten, zu Custombikes umgebaut zu werden. So waren nach und nach auch japanische Modelle auf den Strassen zu finden.

Ein Bike mit persönlicher Handschrift – der Traum eines jeden Bikers

Von einem Custombike ist also die Rede, wenn ein Motorrad durch erhebliche Veränderungen und Umbauten vom ursprünglichen Serienmodell abweicht. Zu den häufigsten Modifikationen zählen

Zu den häufigsten Modifikationen zählen

  • individueller Rahmen
  • individuelle Lackierungen
  • Airbrush
  • Veränderungen am Tank oder kompletter Austausch
  • Umbau der Schwinge (Aufhängung vom Hinterrad)
  • Schutzbleche

Meistens werden gleich mehrere Teile am Ursprungsbike verändert. Die folgenden Umbauten machen aus einem Bike alleine noch kein echtes Custombike.

Jedoch werden gerade diese Modifikationen ergänzend vorgenommen, um dem Bike eine einzigartige Optik zu verleihen:

  • Austausch der Gabel
  • Umbau oder Austausch der Handlebar (Lenker)
  • individuell gefertigte Sitzbank
  • Sitzlehne
  • Austausch der Rückspiegel
  • Umbau oder Austausch der Auspuffanlage
  • Lichtanlage
  • Blinker
  • Grips (Griffe)

Ein Bike mit persönlicher Handschrift – der Traum eines jeden Bikers (Bild: © PH studio – fotolia.com)

Custombikes heute – Motorräder, die keine Wünsche offenlassen

Technische Weiterentwicklungen öffneten neue Türen, und schon bald konnten Custombikes komplett am Computer entworfen und aus einzeln und gezielt angefertigten Teilen zusammengebaut werden. CAD-Programme ermöglichen es, auch kleinste Teile exakt und passgenau zu planen und im CNC-Verfahren zu fertigen. Werden Muster oder Formen benötigt, so kommen heutzutage modernste 3D-Drucker zum Einsatz. Häufig wird Aluminium für Einzelteile verwenden, denn auch beim Material wurde ein Entwicklungsprozess vollzogen. So werden heute Schutzbleche, Verkleidungen und andere Teile aus Kohlenstofffasern oder Glasfasern gefertigt. Blech, das relativ rostanfällig ist, wurde aus dem Bau von Custombikes weitestgehend verbannt.

Diese uneingeschränkten Möglichkeiten, ein Custombike zu bauen, haben viele kreative Künstler auf den Plan gerufen. Wurden damals hauptsächlich Chopper für individuelle Bikes genutzt, so finden sich Custombikes heute in allen Stilrichtungen. Streetfighter, auch Naked Bikes genannt, sind Motorräder, bei denen auf jegliche Verkleidung verzichtet wurde. Dies lässt sie besonders direkt und fast schon etwas aggressiv wirken.


Streetfighter, auch Naked Bikes genannt, sind Motorräder, bei denen auf jegliche Verkleidung verzichtet wurde. (Bild: © Foto by M – shutterstock.com)

Ratbikes sind Motorräder, bei denen Schrott dazu genutzt wird, kunstvolle und detailverliebte Bikes zu schaffen. Hier wird Chromglanz durch Rost und matten Lack ersetzt. Als Cafe Racer werden hauptsächlich englische Rennmaschinen betitelt, die komplett umgebaut werden. Ebenfalls ein Highlight sind Custom-Trikes, also Custombikes mit drei Rädern. All diese und noch einige weitere Modelle dienen heute als Basis für die Umbauten zu einem echten motorisierten Unikat.

Der berühmteste Motorradhersteller Harley-Davidson bietet sogar eigene Modelle mit dem Namen „Custom“. Dabei handelt es sich um Bikes, die bereits ab Werk mit einigen Modifikationen angeboten werden. Diese speziellen Harley-Bikes sind meistens streng limitiert und somit beliebte Sammlerobjekte.


Der berühmteste Motorradhersteller Harley-Davidson bietet sogar eigene Modelle mit dem Namen „Custom“. (Bild: © KarSol – shutterstock.com)

Ein individuelles Bike zu entwerfen, zu planen und zu bauen, ist ein sehr aufwendiger und äusserst anspruchsvoller Prozess. Für die Realisierung werden Fachkräfte unterschiedlicher Ausrichtungen benötigt. Es müssen technisch versierte Computer-Fachleute mit Mechanikern, Metallbauern und Designern Hand in Hand arbeiten, um das gewünschte Ziel zu erreichen.

Motorräder mit einem Design für Individualisten

Wer sich ein Custombike bauen lassen möchte, dem stehen unendlich viele Optionen offen. Hier sind Kreativität und Fantasie gefragt. Somit sollten jedes Bauteil und jedes noch so kleine Detail gut überlegt und geplant sein. Da eine solche Einzelanfertigung eine recht kostspielige Angelegenheit ist, sollte jeder Arbeitsschritt bzw. jede Investition exakt geplant sein. Nachträgliche Veränderungen sind meistens mit einem erheblichen Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Ausführliche Gespräche mit dem Custom-Designer sind immens wichtig. Sie werden ermitteln, welche der Wünsche realistisch zu erfüllen sind wie weit sich die Ideen auch bei der Zulassung durchsetzen lassen.


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Die erste Frage ist sicherlich die, welches Bike als Basis dienen soll. Falls der Rahmen von Hand gefertigt werden soll, stellt sich die Frage, welcher Motor später das Bike antreiben soll. In den meisten Fällen wird hier zu bewährten Harley-Davidson-Motoren gegriffen, doch auch andere Hersteller bieten leistungsfähige Motoren, die sich für den Einbau in ein solches Bike eignen. Kann der serienmässige Rahmen verwendet werden oder muss er einzeln angefertigt werden? Auch der Tank muss ausgewählt werden, denn er verleiht dem Bike eine besondere Ausstrahlung. Hier gibt es eine grosse Vielzahl an unterschiedlichsten Varianten. Wie alle Teile kann aber auch der Tank von Hand in die gewünschte Form geschweisst werden. Anschliessend muss das Design des Tanks abgestimmt werden. Soll es eine bestimmte Farbe sein? Kommt ein Speziallack wie MetalFlake-, Chamäleon- oder Flip-Flop-Lack infrage oder soll der Tank mit einem Airbrush-Kunstwerk verziert werden?

Auch die Entscheidung, welche Gabel und welcher Lenker verwendet werden sollen, muss überlegt getroffen werden. Sehr gerne werden Custombikes mit einem extrem breiten Hinterrad geschmückt. Dementsprechend muss das Bike darauf ausgerichtet werden. Die Sitzbank kann ebenfalls eine sehr persönliche Note bekommen. Wenn feststeht, welche Sitzbank für das zukünftige Bike vorgesehen ist, kann die Bank mit Nähten, Schriftzügen, Emblemen und Prägungen individualisiert werden. Diese Aufgabe übernimmt meistens ein Sattler. Er überzieht die Grundform des Sitzes mit hochwertigem und handveredeltem Leder. Zahlreiche Ledersorten stehen hier zur Wahl, von klassischem Rinds-, Lamm oder Schweinsleder bis hin zu extravagantem Alligator-, Straussen-, Schlangen- oder Rochenleder.



Themenbikes

Viele renommierte Unternehmen haben sich sowohl in den USA als auch hier in Europa Custombikes zu Werbezwecken bauen lassen. So fuhr Will Smith mit einem speziell und sehr futuristisch anmutenden Bike zur damaligen Premiere des Kino-Blockbusters „I, Robot“. Viele Schauspieler, Sportler, Musiker und sonstige Stars fahren gerne mit einem individuell für sie entwickelten Custombike zu den roten Teppichen dieser Welt.

Ebenso haben sich zahlreiche amerikanische Football- und andere Sportteams Custombikes fertigen lassen, darunter die NY Jets, die NY Giants und die Yankees. Auch die U.S. Army besitzt ein eigens für sie entworfenes Bike. Gerade dieses Motorrad ist sehr patriotisch gestaltet. Häufig nehmen bestimmte Filmthemen oder besondere Leistungen einzelner Personen oder Gruppen Einfluss auf das Design eines Bikes. Immer wieder werden auch Custombikes für Charity-Events gebaut. Sie werden dann verlost oder versteigert, um das Geld einem guten Zweck zukommen zu lassen.

 

Oberstes Bild: © EvrenKalinbacak – shutterstock.com

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Mehr zu Susi Swazyena

Susi Swazyena hat bereits neben ihrem Beruf als freie Fotografin im Jahr 1998 begonnen, nebenbei Artikel für Webseiten und Fachmagazine zu verfassen. Mit ihrem Umzug nach Stuttgart gab sie die Fotografie im Jahr 2011 auf und folgte ihrer Berufung zu schreiben. Seitdem arbeitet sie mit Leidenschaft und viel Engagement als hauptberufliche Texterin. Zu ihren Themenschwerpunkten gehören Beauty, Lifestyle und Reisen. Sie ist selbst ausgebildete Nageldesignerin, Lash-Stylistin und testet regelmässig die neuesten Kosmetikprodukte als Botschafterin für verschiedene Unternehmen.

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