Carsharing – der "Teufel" liegt im Detail und kann teuer werden!

Carsharing hat in der Schweiz nicht nur einen guten Ruf, sondern ist auch nicht mehr vom Markt wegzudenken. Rückläufige Zahlen werden nicht verzeichnet, eher im Gegenteil, denn gerade die jüngere Generation in den Gegenden von Zürich legt immer weniger Wert auf ein eigenes Auto.

Gerade aus diesem Grund ist der Markt der Carsharer auch heiss umkämpft, nachdem der Big Player Sixt meldete, er wolle mit seinem in Deutschland bereits etablierten Drivenow den Schweizer Markt angreifen. Das wird Mobility und die kleineren Start-ups im Marktsegment eher weniger erfreuen, weil dann der offene Kampf um Marktanteile ausbrechen wird.

Der Preiskampf wird sich auch und besonders auf die Preissituation auswirken, was dann wieder den Endkunden beim Carsharing erfreuen könnte. Könnte? Ja, denn trotzdem ist Vorsicht geboten, weil der Teufel nicht selten in den vertraglichen Details, dem sogenannten Kleingedruckten, liegt. Ein Unfall, den der Nutzer selbst verschuldet, kann so recht schnell teuer werden, wenn die Versicherung – Kollisionskasko-Versicherung – den Schaden nicht abfängt. Worauf muss geachtet werden?

Carsharing in den Schweizer Grossstädten en vogue

Mehr als 150’000 Eidgenossen nutzen regelmässig Carsharing. Das bezieht sich nicht nur auf Singlehaushalte oder junge Paare, Carsharing ist auch für Familien durchaus interessant. Und die Tendenz in der Alpenrepublik ist steigend, was nicht zuletzt auf die angespannte Parkplatzsituation in den Metropolen zurückzuführen ist. Bei einer jüngst veröffentlichten Studie trat zutage, dass sich rund 52 % der geschäftlichen Nutzer von Carsharing und immerhin noch rund 25 % der Privatnutzer einen eigenen Pkw kaufen würden, wäre das Angebot an Carsharing-Angeboten in den grossen Städten der Schweiz weniger gut aufgestellt. Das würde für den eh schon überlasteten Schweizer Strassenverkehr, den man mit zweifelhaften Ideen entlasten will, bedeuten, dass knapp 30’000 zusätzliche Fahrzeuge auf die Strassen strömen würden, für die rund 40’000 neue Parkmöglichkeiten geschaffen würden müssten. Und auch die Umwelt der Schweiz profitiert von der Carsharing-Akzeptanz, denn immerhin wird der Ausstoss von CO2 so um 18’000 Tonnen gesenkt – pro Jahr!

Doch wo viel Licht zu finden ist, da findet sich selbstverständlich auch Schatten. Und der liegt in diesem Fall in möglichen Kostenfallen, wenn man als Nutzer von Carsharing das Kleingedruckte nicht richtig liest oder sich im Vorfeld nicht allumfassend informiert. Denn wer als Fan des Carsharings nicht genau hinschaut, für den kann es unter Umständen sehr teuer werden – die Kostenfallen lauern bei selbst verschuldeten Unfällen oder Kratzern am Fahrzeug. Gerade in dieser Hinsicht ist darauf zu achten, dass der Versicherungsschutz umfassend ist und der Carsharer nicht bei einem Parkrempler oder einem Kratzer beim Ausparken in die teure Pflicht genommen wird, einen Teil der Kosten selbst zu tragen.


Als Nutzer von Carsharing das Kleingedruckte richtig lesen. (Bild: © Viacheslav Nikolaenko – shutterstock.com)

2500 Franken Selbstbehalt sind kein Kleingeld!

Was die wenigsten Carsharer wirklich bedenken – oder was sie gerne gedanklich wegdrücken –, ist die Tatsache, dass es beim Carsharing auch zu Unfällen kommen kann. Gut, gerade die Schweizer Versicherungen sind bekannt für ihre gute Performance, aber was nutzt es, wenn die Carsharing-Unternehmen ihre eigenen Regeln – und Kostenfallen – aufstellen? Gerade was den Selbstbehalt angeht, ist man in der Schweiz nicht eben zimperlich. Da geht es dann beim Branchenprimus rauf auf einen Selbstbehalt von bis zu 2500 Franken – plus Zulagen für Neulenker oder Junglenker. Da darf es dann nochmals etwas mehr sein, wenn es knallt. So wird dann auch die kleine Schramme, die man als Kunde beim Parken verursacht hat, richtig teuer. Wieso? Nun, da Carsharing-Unternehmen im Normalfall nicht die Hobby-Mietwerkstatt an der Ecke mit der Beseitigung von Schäden beauftragen, sondern der Kratzer in der Vertragswerkstatt gleich grossflächig ausgebessert und lackiert wird, um so den Wagenwert zu erhalten, kann selbst ein kleiner Parkrempler schon ans Maximum des Selbstbehaltes gehen.

Ja, der Branchenprimus in der Schweiz versteckt diese Kosten nicht einmal, sondern weist in seinen Geschäftsbedingungen wie auch bei den FAQ deutlich darauf hin – aber welcher Kunde rechnet a) mit dem Worst Case und macht sich den möglichen Schadensfall b) tatsächlich bewusst? Ist der hohe Selbstbehalt eine fest stehende Tatsache und unabänderlich? Nein, natürlich nicht. Aber auch das Absenken des Selbstbehaltes ist, wie nicht anders zu erwarten, mit Kosten verbunden. Ausser es dreht sich um Fahranfänger, denn bei ihnen wird grundsätzlich mit dem erhöhten Unfallrisiko gerechnet, obwohl die Statistiken eigentlich eine andere Sprache sprechen. Das Zauberwort beim verminderten Selbstbehalt ist „Haftungsreduktion“. Doch wie hoch sind die Kosten und lohnen sie sich wirklich? Das wollen wir uns genauer anschauen.



Selbstbehalt auf maximal 300 Franken drücken

Wer möchte – und schlaues Carsharing betreibt –, kann seinen Selbstbehalt von 2500 auf 300 Franken im Maximum senken. Dafür muss eine Haftungsreduktion abgeschlossen werden, die pro Jahr 150 Franken kostet, für vier Monate noch bei 50 Franken liegt und bei einem einmaligen Abschluss mit 20 Franken zu Buche schlägt. Doch Vorsicht: Der Jahresvertrag verlängert sich bei Nichtkündigung möglicherweise um ein weiteres Jahr. Ja, die Haftungsreduktion lohnt sich – und das eben nicht nur, wenn man Dauernutzer ist. Schon bei einer Fahrt kann das unachtsame Einparken sonst sehr teuer werden!

 

Oberstes Bild: © TAGSTOCK1 – shutterstock.com

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