BMW i8 – Teil 1: Kann ein Hybrid wirklich ein Sportwagen sein?
VON Christian Erhardt Auto Neuwagen
Dies ist ein Bericht über den BMW i8 in drei Teilen:
Teil 1: Kann ein Hybrid wirklich ein Sportwagen sein?
Teil 2: Hinter dem Lenkrad ist vor dem Fahren
Teil 3: Wie fährt sich der BMW i8 denn nun auf den Strassen?
Werfen wir einen vorurteilsfreien Blick auf das Fahrzeug aus München und prüfen: Lassen sich die sportliche Komponente und Political Correctness in der oft grausamen Realität des Fahrens tatsächlich vereinbaren?
Werfen wir einen vorurteilsfreien Blick auf das Fahrzeug aus München und prüfen: Lassen sich die sportliche Komponente und Political Correctness in der oft grausamen Realität des Fahrens tatsächlich vereinbaren?
Wird der BMW i8 der Nachfolger des legendären M1?
35 Jahre, so lange ist es her, dass in München der legendäre M1 mit Mittelmotor vom Band lief. Und nun soll der BMW i8 die Lücke füllen, die der M1 hinterlassen hat. Der erste Sportwagen seit Jahrzehnten vom Münchner Band. Doch hält der Hybrid auch das, was er verspricht? Der i8 ist, wie einst der M1 auch, ein reiner Zweisitzer mit Mittelmotor. So weit ist der i8 schon einmal der echte Nachfolger des M1. Gewartet hat man bei BMW angeblich, damit der Markt endlich wieder nach einem Auto verlangt, welches „anders“ ist.
Und ja, der i8 ist anders, denn statt von einem Motor mit sechs Zylindern, wie es beim M1 noch war, wird der i8 nur von der Hälfte an Zylindern nach vorne gebracht. Ja, der neue Mittelmotor ist ein reiner Drei-Zylinder. Dafür hat der i8 aber auch doppelt so viele Antriebsmotoren, wie sie noch die Legende aus dem Hause BMW hatte – zwei Motoren sitzen im Fahrzeug. Der Mittelmotor ist ein Turbomotor auf Benzinbasis mit satten 231 PS, und im Frontbereich wurde ein E-Motor mit 131 PS zusätzlich verbaut. Halbe Zylinderanzahl, doppelte Anzahl an Motoren. Kann sich das dann ausgleichen? Wir werden es sehen.
BMW i8 – optisch an M1 angelehnt
Wer den BMW i8 erstmals sieht und noch die Flunder mit der Typenbezeichnung M1 aus Bayern kennt, der wird sich eingestehen müssen: Eine nähere Verwandtschaft können beide Sportwagen nicht wirklich leugnen. Wer genau hinschaut, der wird den M1 erkennen und auch die Hommage an den M1 aus dem Jahr 2008. Und auch beim zweiten Blick wird deutlich, der i8 hat etliche Retro-Elemente.
BMW hat sich ganz klar auf die Gewichtsreduzierung eingeschossen. Leichtbau soll Sparsamkeit bringen – unter anderem. So soll das Reisen billiger sein. Man hat also den Gedanken aufgegriffen, der vor rund 14 Jahren hinter dem Z8 steckte, welcher auf einer Alukarosse stand. Verbaut wurden, so BMW, zwei Module. Das Drive-Modul, das auf Aluminium basiert und in welchem der Antriebsstrang sein Zuhause hat, und das Life-Modul, welches die Karosserie umschreibt, die aus Carbon hergestellt wird. Leicht, leichter, Carbon.
Und man musste auch abspecken, denn um auf ein Gewicht von unter 1500 Kilogramm zu kommen, waren Einsparungen notwendig, weil ja die Antriebstechnik kein unerhebliches Gewicht mitbringt. Ergo wurde auf Aluminiumschrauben zurückgegriffen, die Klimaanlage gestrafft und die Instrumente in Träger aus Magnesium gelegt. Gewicht sparen, wo man kann – und noch etwas darüber hinaus. Den letzten Kick holte sich die Autoschmiede aus München aus der perfekt berechneten Aerodynamik des i8, der Karosserie, die wirklich stromlinienförmig ist, und über den Unterboden, der ganz bewusst sehr flach gehalten wurde.
Luftleitbleche, welche Verwirbelungen verhindern sollen, die das Kfz unwirtschaftlich werden lassen, wurden selbstverständlich ebenfalls verbaut. Unter dem Strich all dieser Massnahmen stehen sehr gute 0,26 beim cW-Wert. Gute Arbeit!
Die Wahrheit liegt in der Praxis auf der Strasse!
Theoretisch kann man viel wollen und viel basteln. Entscheidend ist dann aber: Was geschieht auf der Strasse und was an der Tankstelle? Doch bevor sich das testen lässt, darf man staunen. Wie böse Augen blitzen einen die schmalen LED-Schlitze an, welche die Scheinwerfer darstellen. Die obligatorische Niere ist ein Eyecatcher, und ja, wer fahren will, kommt in den Genuss der Flügeltüren. Da entsteht doch automatisch Lamborghini-Feeling!
Stehen die Flügel erst einmal offen, kommt aber direkt der erste Durchschnaufer: Dauergast beim Lieblings-Italiener darf man da nicht sein, denn wer zu viel an Gewicht auf den Rippen und der Hinterpartie mit sich schleppt, benötigt fürs Einsteigen einen Schuhanzieher. Wenn er überhaupt ins Kraftfahrzeug kommt. Die Lücke, über die man in den Innenraum des Wagens gelangt, ist sehr klein gehalten. Da sind schon fast die Masse eines Topmodels gefragt, um mit einem Rutsch in diesen Wagen zu gleiten. Und auch Personen, die vom Gardemass in der Körperhöhe abweichen, müssen Vorsicht walten lassen: Kopfeinziehen ist angesagt.
Oberstes Bild: © Patrick Poendl – Shutterstock.com