BMW bringt den neuen M3
VON Daniel Lehrmann Allgemein Auto
Das gute, alte Kraftpaket
Wer sich den neuen M3 das erste Mal anschaut, wird den Wagen gleich als solchen erkennen: Wie ein mit Technik vollgestopftes Muskelpaket rollt das Auto über den Asphalt, das aggressive Design insbesondere in der Frontpartie unterstreicht diesen Eindruck. Damit zeigt BMW auch, dass schnell und kraftvoll nicht auch gross heissen muss – wie es bei zahlreichen anderen Limousinen der Fall ist. Auch die technischen Daten lesen sich beeindruckend.
So verfügt der BMW M3 über einen V6-Motor mit einer Leistung von 431 PS, die berühmte Nordschleife soll der Wagen in weniger als acht Minuten absolvieren können. Zum Vergleich: Der ältere M3 hatte „nur“ 420 PS unter der Haube und brauchte für eine Umrundung genau acht Minuten und fünf Sekunden. Wie schnell der M3 genau sein wird, ist bislang aber nicht bekannt. Aus BMW-Kreisen heisst es nur, dass die Tauglichkeit für die Rennstrecke neben dem Nutzen im Alltag das höchste Ziel beim Design des Fahrzeugs gewesen sei.
Rennwagen und Stadtmobil in einem Paket?
Diese merkwürdige Kombination funktioniert dann auch tatsächlich: Laien können den M3 problemlos durch die Stadt manövrieren oder auch ausserhalb stark befahrener Gebiete richtig auf das Gaspedal treten, ohne überfordert zu werden. Erfahrene Piloten wechseln einfach in den Sport-Plus-Modus: Fahrwerk, Ansteuerung des Motors, Lenkung und andere Elemente werden dann so aggressiv eingestellt, dass man die Kraft des Motors plötzlich am ganzen Körper spürt – welche dann auch schnell für ein unfreiwilliges Verlassen der Strasse sorgen kann, wenn man den Wagen nicht unter Kontrolle hat.
Aber Alltagstauglichkeit wird beim M3 ohnehin anders definiert: Bei BMW ist man schon stolz darauf, dass in diesem Modell nun alle Passagiere problemlos ein- und aussteigen können, ohne sich Verrenkungen hingeben zu müssen. Gearbeitet haben die Ingenieure auch am Fassungsvermögen, das nun etwa 480 Liter ausmacht. Wer mehr braucht, kann die Lehnen der Rücksitze umklappen und dann tatsächlich auch sperrige Güter transportieren. Dass dies ein BMW M3 jemals schaffen würde, hätte noch vor zehn Jahren wohl kaum jemand für möglich gehalten.
Das Herz auf der Rennstrecke
Trotz all dieser familientauglichen Vorteile gilt weiterhin: Der M3 möchte von echten Autoliebhabern gekauft und gefahren werden. Trotz des erwähnten Komforts verursachen die Auspuffrohre nämlich noch immer einen deutlich wahrnehmbaren Lärm, die Fahrgeräusche sind auch innerhalb des Wagens sehr laut, Unebenheiten in der Strasse werden kaum durch lästige Stossdämpfer ausgeglichen – und all das gilt auch in dem Modus, welchen BMW selbstbewusst als „Comfort“ beschreibt.
Auch einige technische Informationen unterstreichen dies noch einmal: Die um elf PS gestiegene Leistung resultiert in einem Drehmoment von 550 Nm und einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h, der Verbrauch wurde jedoch um fast 25 % gesenkt, auf nunmehr 8,3 Liter. Das soll zu einem noch immer recht hohen Schadstoffausstoss von 194 Gramm pro Kilometer führen (was natürlich noch immer kein Vergleich zu Hybrid-Wagen wie dem i8 ist. Gleichzeitig gilt jedoch, dass all dies Laborwerte sind, die mit der Realität nicht viel gemein haben. Uns würde es überraschen, wenn jemand den neuen BMW-Rennwagen mit weniger als zehn Litern Verbrauch über die Strassen lenkt.
Und der Preis?
Günstig ist ein solches Geschoss natürlich nicht: Etwa 85’000 Franken werden der M3 und das (technisch identische) M4 Coupé kosten, ab Juni sollen die Wagen erhältlich sein. Dafür erhält der geneigte Käufer aber auch neueste Technik: Eine Gelenkwelle aus Karbon für eine Gewichtsreduktion sowie ein Dach aus demselben Material und eine ebenso leichte wie stabile Heckklappe aus einem neuartigen Kunststoff zeigen, dass der M3 tatsächlich in das Jahr 2014 gehört. All diese Vorteile wirken sich nicht nur auf die Leistung aus, denn dadurch wird im Vergleich zum Vorgänger eine Reduktion von etwa 80 Kilogramm erreicht. 1600 Kilogramm bringt der M3 nun auf die Waage, was für eine solche Rakete tatsächlich nicht viel ist.
Von all den technischen Höchstleistungen verspricht sich BMW übrigens auch Vorteile für die Zukunft: Falls sich die neuen Materialien als geeignet für den Einsatz in anderen M-Modellen oder komplett anderen Fahrzeugserien erweisen, wird sie das Unternehmen auch dort einsetzen. Der M3 ist somit immer auch eine Art Versuchskaninchen, welche BMW nutzt, um neuartige Technik auszuprobieren. In der Vergangenheit hat das bereits häufiger geklappt, wie etwa bei einer Versteifung des Vorderwagens durch den Einsatz von Aluminium – denn das hatte zuerst der dritte M3, bevor das Material auch zahlreiche andere Fahrzeuge von BMW sicherer machte.
Oberstes Bild: BMW F30 M3 auf der Toronto Auto Show 2014 (© Tianyu10, Wikimedia, CC)