Wie kommt das Auto zu seinem Namen? - Teil 2

Die meisten Autos werden heute nicht mehr nur auf regional beschränkten Märkten angeboten, sondern weltweit exportiert. Da kann es leicht passieren, dass ein Name in Japan gut klingt, in den USA aber zur Lachnummer oder Schlimmerem verkommt, wenn er nicht im Hinblick auf den anvisierten Markt überprüft wird.

Für ein Unternehmen kann dies unter Umständen einen Millionenverlust und/oder eine schwere Imageschädigung bedeuten. Urteilen Sie selbst. Aber Vorsicht! So mancher Ausrutscher geht auch unter die Gürtellinie.


Dies ist ein Artikel in zwei Teilen:

Wie kommt das Auto zu seinem Namen? – Teil 1

Wie kommt das Auto zu seinem Namen? – Teil 2


Die Tops der Flops

Fangen wir mit DEM Klassiker unter den peinlichen Pannen an, dem Mitsubishi Pajero. Im Spanischen bedeutet pajero so viel wie Weichei, in der Umgangsspache sogar – sorry – Wichser. Wer möchte wohl in Spanien oder Lateinamerika in solch einem Gefährt unterwegs sein? Kein Wunder, dass Mitsubishi den Wagen für den dortigen Markt schnell in Montero (Kraxler, Bergsteiger) umtaufte. Auch der Lamborghini Reventon dürfte es in Spanien nicht leicht haben, bedeutet „el reventón“ doch Reifenschaden.

Der amerikanische Hersteller Ford kann mit zwei Peinlichkeiten aufwarten. Sein Pinto bezeichnet in Südamerika Betrunkene, Feiglinge oder sogar Banditen, der Kuga steht in Kroatien für die Pest. Wer sich in Finnland selbst für dumm verkaufen will, muss sich nur einen Fiat Uno zulegen. „Uuno“ hat dort die nicht gerade schmeichelhafte Bedeutung Trottel.


Der Klassiker unter den peinlichen Pannen, der Mitsubishi Pajero. (Bild: © Shipro – CC BY-SA 3.0)

Nicht ganz geruchsneutral sind in manchen Regionen die beiden nächsten Fahrzeuge. Der Vento von VW heisst in Italien schlicht und einfach Furz. Die Nase rümpfen werden deutschsprachige Käufer auch beim Mitsubishi i-MiEV, klingt dieser Name doch sehr nach „miefen“, einer abgeschwächten Form von „stinken“. Und das ausgerechnet bei einem angeblich umweltfreundlichen Elektroauto!

In Frankreich müssen Autohersteller anscheinend besonders aufpassen, um nicht in Fettnäpfchen bzw. weit üblere Häufchen zu treten. So klingt die Abkürzung des MR2 von Toyota in französischer Aussprache wie das Wort „merde“ – Sch*****. Ganz ähnlich ergeht es dem Audi E-tron. Ètron ist der französische Ausdruck für Kothaufen. Und das ist noch geschmeichelt. Pikant hingegen wird es in Frankreich beim Buick LaCrosse. Der Modellname bedeutet übersetzt onanieren.

Ist der nächste Kandidat eine Aufforderung zum Alkoholmissbrauch am Steuer? Autofreunde in Osteuropa könnten beim Nissan Pivo auf dumme Gedanken kommen, denn „pivo“ steht in slawischen Sprachen für Bier. Nicht ganz so offensichtlich verhält es sich beim VW Phaeton. Dazu muss man sich schon etwas in der griechischen Mythologie auskennen. Phaeton war der Sohn des Sonnengottes Helios. Als er einmal den Sonnenwagen seines Vaters lenken durfte, gingen ihm die Pferde durch, die Erde geriet in Brand, und Phaeton verursachte damit fast den Weltuntergang.


Nicht ganz so offensichtlich verhält es sich beim VW Phaeton. (Bild: © M 93 – CC BY-SA 3.0)

Mehr Glück hatte der britische Nobelhersteller Rolls-Royce. Autofans kennen die mit „Silver“ beginnende Namensreihe. In den 1970er Jahren wollten die Engländer nach dem Silver Cloud (Silber-Wolke) und Silver Spirit (Silber-Geist) einen silbernen Nebel an die betuchte Käuferschicht ausliefern. Im deutschsprachigen Raum hätte der Silver Mist wohl keine nennenswerten Verkaufszahlen erreicht. Aber kurz vor der Markteinführung hat jemand die Verantwortlichen bei Rolls-Royce aufgeklärt.

Und was sagt der Volksmund?

Die schönsten Namen erfindet vielleicht immer noch der Volksmund. Was bei VW offiziell ganz schnöde Typ 1 und Typ 2 hiess, wurde beim Publikum zum Käfer und Bulli. Der Citroën 2 CV mutierte zur Ente, der Volvo P 1800 ES zum Schneewittchensarg. Ein edlerer Spitzname ist Silberpfeil für die klassischen Rennwagendes 20. Jahrhunderts von Mercedes. Humorvoll kommen dann wieder der Leukoplastbomber (Lloyd), der Hausfrauenporsche (VW Karmann Ghia) und die Badewanne (Ford Taunus der Baujahre 1960-64) rüber. Rekordhalter bei der Vielfalt an Kosebezeichnungen dürfte aber wohl auf lange Sicht das „ewige“ DDR-Auto Trabant bleiben: Rennpappe, Fluchtkoffer und Überdachte Zündkerze sind nur drei von vielen Beispielen.

 

Oberstes Bild: © Thomas doerfer – CC BY-SA 3.0

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Mehr zu Ulrich Beck

hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

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