Strassenbeleuchtung mit LED-Lampen – rechnet sich das?
VON Agentur belmedia Allgemein
Wer die Niederhaslistrasse in Regensdorf für eine ganz normale Kantonsstrasse hält, liegt völlig daneben. Zwar lässt der Name dieser Strasse keineswegs auf zukunftsweisende Technologien schliessen, doch sind die Strassenlaternen hier auf dem allerneuesten Stand. Sie können mit ihren Radarsensoren die Geschwindigkeit näher kommender Fahrzeuge messen und sogar untereinander wie auch mit Satelliten kommunizieren.
Stromverbrauch bis zu 30% niedriger
Die kantonale Baudirektion und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) haben dieses Pilotprojekt gestartet, um das Energiesparpotenzial von LEDs auf öffentlichen Strassen zu testen. Deswegen wird nachts von der eingebauten Elektronik die Stärke der Strassenbeleuchtung automatisch zu den Zeiten reduziert, wenn sowieso kaum jemand unterwegs ist. Die Teststrecke in der Nähe von Zürich ist einen Kilometer lang und ging im Juni in Betrieb. Seither leuchten die Strassenlaternen dort grösstenteils im Sparmodus mit halber Stärke. Erkennen die Sensoren jedoch ein herannahendes Fahrzeug, schalten die LED-Lampen automatisch auf volle Leistung hoch.
Zusätzlich messen die intergierten Sensoren die Geschwindigkeit des sich nähernden Fahrzeugs, damit die Helligkeit nicht zu schlagartig wechselt und auch die Sichtweite ausreicht. So werden zum Beispiel bei einem Auto zur gleichen Zeit die nächsten fünf Leuchten heller, bei einem Fahrrad hingegen nur die nächsten zwei. Kurz nachdem sich das Fahrzeug wieder entfernt hat, schaltet die Lampe zurück in den Sparmodus. Auf diese Weise soll im günstigsten Fall bis zu 30 % Energie eingespart werden können. Allerdings wird sich erst im Mai 2015 zeigen, ob dieses Ziel im realen Einsatz tatsächlich erreicht wird. Dann nämlich wird die EKZ die Ergebnisse des Pilotprojekts veröffentlichen.
Hohe Investitionskosten
Auch in der Schweiz ist das Stromsparen inzwischen ein wichtiges Thema. Trotzdem erweisen sich die dazu ergriffenen Massnahmen nicht immer als sinnvoll. Die neue Laternengeneration in der Niederhaslistrasse bietet zwar ein hohes Stromsparpotenzial, die Kosten für Material und Installation sind hingegen hoch. Denn die speziellen Leuchten sind rund ein Drittel teurer als herkömmliche LEDs und müssen zudem mit grossem Aufwand an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Der Pilotversuch solle klären, wie gross dieser Aufwand tatsächlich ist und ob sich ein Einsatz im grösseren Stil lohnen würde, so Jörg Haller, Leiter öffentliche Beleuchtung der EKZ.
Gewöhnliche LEDs sind im Bereich der öffentlichen Beleuchtung schon weit verbreitet. Im Kanton Zürich steht man voll und ganz hinter der neuen Technologie und setzt bereits in über der Hälfte der Gemeinden LED-Leuchten ein. Zweifellos bietet die LED-Technologie ein Einsparungspotenzial beim Strom. In vielen Fällen lohnt es sich jedoch, den Einsatz etwas genauer zu prüfen, denn nicht überall ist er auch zweckmässig.
Wie die Auswertungen der EKZ belegen, zahlt sich die Verwendung von LED-Lampen bei Fusswegen und Quartierstrassen tatsächlich aus. Verglichen mit gewöhnlichen Lampen lassen sich dort etwa 50 % an Energie einsparen. Dahingegen sind die Anschaffungskosten relativ hoch, weshalb sich die LEDs erst nach 20 bis 25 Jahren auszahlen. Weil dies auch in etwa ihrer Lebensdauer entspricht, bringen die Lampen zumindest finanziell keinerlei Vorteile. Wenn die momentan günstigen Strompreise allerdings in Zukunft stark ansteigen, wären LEDs letztlich sogar teurer als herkömmliche Strassenbeleuchtungen.
Keine Richtlinien für LED-Leuchten
Noch ungünstiger fällt die Bilanz für LED-Leuchten bei sämtlichen stark befahrenen Strassen sowie Hauptverkehrsstrassen aus. Im Kanton Zürich setzt man dort überwiegend sparsame Natriumdampfleuchten ein, weshalb bei einem Wechsel auf LED-Leuchten der Stromverbrauch nur um 15 bis 20 % sinken würde. In diesem Fall würde die Amortisationszeit über 40 Jahre betragen, was laut EKZ nicht rentabel wäre.
Darüber hinaus muss man beim Einsatz von LED-Lampen einige ökologische und wirtschaftliche Abstriche machen, da es aktuell noch keine Industriestandards gibt. Muss also eine Leuchte einmal ausgetauscht werden, muss womöglich nicht nur die Leuchte, sondern gleich der komplette Lampenkopf ersetzt werden. Aufgrund der Tatsache, dass bei der Fertigung der Aluminiumgehäuse viel Energie und Ressourcen verbraucht werden, schlägt dies in der ökologischen Bilanz der LEDs negativ zu Buche.
Die EKZ raten zu bedachtem Einsatz
Des weiteren sind manche Variablen heutzutage noch gar nicht vorhersehbar. Man kann bislang nicht eindeutig sagen, wie es um die Lebensdauer von LED-Lampen im täglichen Gebrauch steht. Obwohl man allgemein eine Haltbarkeit von 15 bis 20 Jahren annimmt, kann bis dato niemand eine Garantie dafür abgeben, weil die Erfahrungswerte schlichtweg noch fehlen. Ungewiss ist daneben auch, ob man auch auf lange Sicht für bestimmte Modelle Ersatzteile bekommt.
Wenngleich LED-Leuchten viele Vorteile bringen, empfehlen die EKZ – auch zum Bedauern des Parlaments – den bedachten Einsatz der neuen Technologie. Auch den Gemeinden raten sie, so Haller, die LEDs nur dort zu installieren, wo sich die Vorteile tatsächlich nachweisen lassen.
Oberstes Bild: Strassenbeleuchtung mit LED-Lampen (© Mastering_Microstock / Shutterstock.com)