Ford Focus ST: Der (Heiligen-)Schein trügt

Natürlich ist der Focus ST auch in anderen Farben erhältlich, aber mein Testwagen ist nun mal weiss. Es ist jedoch bei weitem nicht nur die Farbe, die ihn wie ein Heiliger wirken lässt.

Sein Design ist für einen Hot Hatch Understatement pur, lediglich die beiden roten ST-Logos an Front und Heck geben einen subtilen Hinweis darauf, dass dieser Ford überhaupt nicht so brav ist, wie er sich gibt.


Ford Focus ST – Heckansicht (Bild: Koray Adigüzel)

Es wird ja wirklich immer auf diesen Premiummarken, welche ich hier nicht explizit erwähne, herumgeritten. Wie nah sie doch an der Perfektion sind, ja, wie ihr Drang zum Perfektionismus den Fahrspass etwas verwässert, weil alles so unspektakulär vonstatten geht. Der Ford Focus ST? Premium, Perfektionismus? Pha. Audis Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler – jetzt habe ich doch eine dieser Premiummarken namentlich erwähnt – würde seinen Job wahrscheinlich an den Nagel hängen (müssen), wenn eines seiner Autos mit den Spaltmassen eines Ford Focus ST die Werkshalle verliesse. Ausserdem ist da noch die Sache mit dem Image. Vier miteinander verbundene Ringe wecken eben mehr Sehnsüchte und Begierde, als die blaue Ford-Ellipse. Aber im Falle des Focus ST dürfen eben jene roten ST-Logos nicht vergessen werden. Deren Bedeutung ist zwar nicht einem übermässig breiten Kreis bekannt, aber Kenner und Fans wissen, dass Kölner ST-Modelle nicht zu Spässen aufgelegt sind.


Im Falle des Focus ST dürfen die roten ST-Logos nicht vergessen werden. (Bild: Koray Adigüzel)

So schlicht das Ford Focus ST Design auch sein mag, das Endrohr in Form einer liegenden Acht ist genauso speziell wie einzigartig. Wer dem Focus ST die Sporen gibt, erntet einen kernigen, sportlichen Sound im Innenraum. Ford verwendet dazu einen Sound Symposer, also ein Resonanzrohr, welches die Ansauggeräusche des 2,0-Liter Turbobenziners in den Innenraum überträgt. Künstlich? Jein. Es ist zwar eine Verstärkung des Motorsounds, aber es ist der echte Sound und nicht irgendein komponiertes Stück, das einem via Lautsprecher um die Ohren gehauen wird. Das klingt dann wirklich übel. Der Sound des Focus ST dagegen klingt richtig gut und animiert den Fahrer dazu, weiter und stärker zu Beschleunigen. Doch mit dem sportlichen Sound im Innenraum ist es noch nicht getan: Die liegende Acht am Heck ist nicht nur Show. Der Focus ST faucht wütend aus seinem Auspuff, wenn er heftig getreten wird. So soll es sein! Da ist so manches Premiumprodukt akustisch deutlich zurückhaltender.


Das Endrohr in Form einer liegenden Acht ist genauso speziell wie einzigartig. (Bild: Koray Adigüzel)

Überhaupt ist mit dem Focus ST fahrdynamisch nicht gut Kirschen essen. Er ist vielleicht nicht ganz so brutal und kompromisslos wie ein Mégane R.S., aber bereits seine schwergängige, präzise Lenkung macht deutlich, dass er mit einer starken Hand geführt werden möchte. Das Fahrwerk ist mit seiner Härte vollkommen auf Sport getrimmt und die Recaro-Sportsitze nehmen den Fahrer regelrecht in die Zange, so eng sind sie geschnitten. Da kommt es gerade recht, dass der Turbomotor ohne Turboloch antritt und gierig hochdreht, immer untermalt vom passenden Sound. Lediglich das manuelle 6-Gang Getriebe dürfte für ein intensiveres Fahrerlebnis über kürzere Schaltwege verfügen. So gehen beim Schalten wertvolle Tausendstel verloren…


Das Fahrwerk vom Focus ST ist mit seiner Härte vollkommen auf Sport getrimmt. (Bild: Koray Adigüzel)

Dafür, dass der Ford Focus ST im Test ziemlich hart rangenommen wurde, geht der Verbrauch von 8,5 l/100 km (NEFZ: 6,8 l/100 km) in Ordnung. Ausserdem gibt sich der ST mit 95er Normalbenzin zufrieden, so mancher Konkurrent verlangt den teureren 98er Saft. Apropos teurer: Ab 37’050 Franken geht der Spass beim 250 PS starken ST los, das ist ein fairer Preis. Der sehr gut ausgestattete Testwagen kostet 46’630 Franken, wobei man auf das eine oder andere Extra gut verzichten könnte.



Für Sparfüchse, die den Fahrspass nicht missen wollen, bietet Ford den Focus ST neu auch als Diesel mit 185 PS an. Der Diesel zieht zwar nicht so vehement an wie der Benziner, aber das Handling ist und bleibt auf ST-Niveau. Der grosse Vorteil vom Diesel ist ohnehin sein Verbrauch: Gegen 4,2 l/100 km hat der durstigere Benziner keinen Stich. Die Preise für den Diesel und den Benziner sind identisch.


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Oberstes Bild: © Koray Adigüzel

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Mehr zu Koray Adigüzel

Koray Adigüzel aus Glarus, 22 Jahre jung, studiert an der HTW Chur Multimedia Production. Als absoluter Autonarr führt er einen Autoblog, wo er der Seele des Autos auf der Spur ist. Nach dem Studium wird er in den Autojournalismus einsteigen, auch, weil das Durchschnittsalter in der Branche dringend gesenkt werden muss. ;-)

Webseite: korayscarblog.ch

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