Förderung der E-Mobilität nicht ohne Zweifel

Waren es im Jahre 2013 noch etwa 5’000 Elektro-Autos, die über die Schweizer Strassen surrten, dürften es in 2015 schon deutlich mehr werden. Das E-Auto nimmt langsam Fahrt auf. Dennoch bleiben Fragen und Zweifel, die sich nicht ohne gute Gründe auch auf unterschiedliche Fördermöglichkeiten beziehen. 

Allgemein fraglich ist, ob E-Autos wirklich so umweltfreundlich sind und ob die finanziellen Förderungen in einzelnen europäischen Ländern dem E-Auto nicht vielleicht sogar eine gewisse Verkehrs-Untauglichkeit bescheinigen.

Unerwartet teures Vergnügen

Wer über ein elektrisch betriebenes Automobil nachdenkt, der denkt zuerst an den Verzicht auf teure fossile Kraftstoffe. Der Verzicht auf das Tanken an der Benzin- oder Dieselsäule verspricht enorme Einsparungen. Natürlich kostet auch Strom für das Laden der Akkus im E-Auto Geld, aber gerechnet auf 100 Kilometer Strecke meist eben doch weniger. Teurer hingegen sind die Fahrzeuge selbst und auch der Akku ist kein Schnäppchen. Gerade dann nicht, wenn er eventuell ausgetauscht werden muss. Für Langstreckenfahrer erscheint ein E-Auto ohnehin nicht erstrebenswert, da die Reichweite bei vernünftigen Geschwindigkeiten doch eher begrenzt erscheint. Ob die Ersparnis an Treibstoffkosten den Mehrpreis in der Anschaffung und die Umstände beim Laden der Akkus wettmachen kann, darf vorerst umstritten bleiben. Wer also im Alltag ökologisch fahren will und dennoch die Urlaubsreise mit der ganzen Familie ans Meer plant, braucht eben zwei Autos. Ist das ökologisch sinnvoll?

Ökobilanz nicht ohne Zweifel

Egal wohin man hört, überall wird das Elektro-Auto als ökologischer Heilsbringer einer durch Benzindämpfe, Abgase und Feinpartikel verschmutzen Umwelt gelobt. Nicht oder nur selten wird darüber gesprochen, wie sich ein Elektro-Auto in der Produktion hinsichtlich seiner Öko-Bilanz präsentiert. Hier dürfte vor allem die Herstellung und letztlich auch die Entsorgung der Akkus ein wichtiger Punkt sein. Klarheit wird hier leider nur wenig geboten. Genauso wenig klar gesprochen wird darüber, dass auch die Produktion der zum Laden benötigten Elektroenergie nicht ohne Spuren bleibt. Klar, Strom ist unsichtbar, riecht nicht und verschmutzt die Umwelt nicht. Auf jeden Fall dann nicht, wenn er fertig aus der Steckdose kommt.

Allerdings verläuft die Erzeugung von Elektroenergie nicht ohne Spuren. Besonders dann nicht, wenn der Saft aus der Steckdose in Kohlekraftwerken, Gaskraftwerken oder Atomkraftwerken produziert wird. Auch dann werden natürliche Ressourcen angegriffen, von gewissen Gefahren der Atomenergie einmal abgesehen. Und auch grüner Strom kommt nicht ohne Eingriffe in die natürliche Umwelt aus. Selbst dann nicht, wenn Wasserkraftwerke, Windräder oder riesige Solaranlagen den Strom erzeugen. Auch dann wird in die Natur eingegriffen und selbst die Produktion der Stromerzeugungsanlagen verbraucht Rohstoffe. Hier muss sicherlich noch einmal gründlich nachgerechnet werden.

Warum E-Mobile förderungsbedürftig sind

Sicherlich deshalb, weil die Akzeptanz in der Bevölkerung eher mager ausfällt. Wäre das E-Auto so toll, würden sich wahre Heerscharen von Käufern darauf stürzen, auch ohne vollmundige Förderungskonzepte und Bevorteilung der elektrischen Autos im Vergleich zu klassischen Antrieben. Hier fragt sich, wer die Lobbyarbeit in der Politik macht.


Wer über ein elektrisch betriebenes Automobil nachdenkt, der denkt zuerst an den Verzicht auf teure fossile Kraftstoffe. (Bild: © otomobil – shutterstock.com)

Bestimmte Förderprogramme für E-Mobilität dürften sogar abschreckend wirken. So sollen in Deutschland E-Autos künftig Busspuren nutzen dürfen. Da stellt sich doch die Frage, warum ein Elektroauto nicht einfach und wie selbstverständlich im normalen Verkehr mitschwimmen kann. Ist es zu langsam? Eher nein. Bestehen Befürchtungen bezüglich der Ausdauer der Akkus und der entsprechenden Reichweiten besonders im staugeplagten Stadtverkehr? Eher ja.

Die Problematik geht weiter. So sollen sonst kostenpflichtige Parkplätze in Innenstädten für E-Autos kostenfrei sein. Ja, warum denn? Weil sonst das schnell erschöpfte E-Auto mangels Ladestrom vielleicht mitten im Stadtverkehr stehenbleibt? Könnte sein, muss natürlich nicht. Dieser Plan ist eher hirnrissig, wenn man die Umweltbilanz betrachtet. So parken letztlich E-Autos kostenfrei auf Bezahlparkplätzen, während die Benzin- und Dieselfresser auf der Suche nach einer Parklücke Runde um Runde durch die Innenstädte brummeln und dort für noch mehr Umweltbelastung sorgen.

Dass in vielen Ländern dem E-Auto die übliche Kraftfahrzeugsteuer erlassen wird, liegt weniger am E-Auto selbst, sondern vielmehr an den bislang gültigen Berechnungsmodellen für die Kraftfahrzeugsteuer. So wird oftmals nach Kubikzentimetern Zylindervolumen berechnet. Da ein Elektroauto aber keine Zylinder mit entsprechendem Volumen aufweisen kann, gibt es hier auch nichts zu rechnen. Also kein Fördervorzug, sondern vielmehr ein Hinterherhinken der Politik hinter der technischen Entwicklung. Sollte eine Kraftfahrzeugsteuer zweckgebunden erhoben werden, beispielsweise für den Erhalt und den Ausbau der Verkehrswege, dann muss diese auch für Elektroautos gelten, die ja auch die vorhandenen Verkehrswege nutzen.

Die Schweiz denkt über die Förderung der E-Autos zum Glück (noch) etwas anders. Geplant ist hier sogar eine Abgabe für E-Autos, da der Betrieb dieser Fahrzeuge im grossen Massstab auch Veränderungen der verkehrstechnischen Infrastruktur erfordert. Und das kostet Geld, das letzten Endes nicht der Fahrer konventioneller Autos aufbringen sollte. Zumal die weit überhöhten Preise für E-Autos gerade Durchschnitts- und Geringverdiener dazu zwingen, auch weiterhin mit Verbrennungsmotoren unterwegs zu sein.

Sowohl die Automobilindustrie als auch die Politik besonders in den europäischen Nachbarländern hat zumindest drei Aufgaben zu lösen:

  1. Mehr Transparenz über die tatsächliche Umweltbilanz der E-Mobile schaffen.
  2. Die Preispolitik so gestalten, dass praktisch jeder elektrisch unterwegs sein kann, sofern er das will.
  3. Förderprogramme so gestalten, dass dadurch die Nutzer konventioneller Antriebe nicht über Gebühr benachteiligt werden, nur um eine Technologie zu fördern, die längst nicht ausgereift ist.


Bleibt zu wünschen, dass diese Aufgaben kurzfristig in Angriff genommen und gelöst werden können, damit eine umweltfreundlichere Technologie der Fortbewegung echte Chancen auch ohne Lobbyarbeit haben kann. Und das nicht zu Lasten der bislang bewährten Antriebstechnologien. Einseitigkeit in der Sichtweise ist letztlich immer der Vorbote für Blindheit in der Sache.

 

Oberstes Bild: © Tom Wang – shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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