Fast die Hälfte der Autofahrer würde autonom fahren - KÜS Trend-Tacho
VON Philipp Ochsner Auto
Fast jeder zweite Autofahrer (55 %) kann sich vorstellen, mit einem autonomen Fahrzeug ohne menschlichen Eingriff unterwegs zu sein. Wenn zur Not der Fahrer eingreifen kann, sagen sogar 75 % ja. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der KÜS und des Fachmagazins kfz-betrieb.
Ganz klar, ein gewisses Misstrauen ist vorhanden, die Kontrolle sollte in letzter Instanz beim Fahrer liegen. Als Gründe für die hohe Zustimmung beim autonomen Fahren mit Eingriff nennen 79 % der Befragten den heute vorhandenen Stress beim Autofahren, 85 % sagen, sie liessen sich leicht ablenken beim Autofahren. Wo können sich die Autofahrer denn das hochautomatisierte Fahren, ohne Eingriffsmöglichkeit, vorstellen? Lange Autobahnfahrten sagen 76 %, in Staus auf der Autobahn 56 %, bei der Parkplatzsuche 45 %, 40 % bei geringem Verkehr, 39 % bei besonders dichtem Verkehr, 28 % im Stadtverkehr, 27 % auf Landstrassen, 3 % wissen es nicht.
Wie sieht es mit dem Fahrzeug aus, welches autonome Auto würde der Befragte wählen? Hier trauen 71 % den bekannten Fahrzeugherstellen, 8 % den Herstellern von Elektrofahrzeugen, 5 % den Produkten der IT- oder Internetkonzerne, 3 % den Automobilzulieferern, 13 % wissen es nicht. Also eine klare Absage an die Automobilbau-Ambitionen von Google, Apple und Co.
Auch zu den aus ihrer Sicht Vor- und Nachteilen des hochautomatisierten Fahrens befragte der KÜS Trend-Tacho die Autofahrer. Weniger Stress (69 %), besserer Verkehrsfluss (50 %), ökologisches Fahren (48 %), mehr Verkehrssicherheit (42 %), mehr Zeit für andere Dinge (41 %), mehr Komfort (36 %) – soweit die Vorteile.
Keine Vorteile sehen 13 %, 1 % entfällt auf den Begriff Sonstiges. Klare Aussagen gab es auch zu den Nachteilen. Keine Kontrolle mehr (62 %), zu teuer (60 %), ungeklärte Haftungsfragen (55 %), kein Spass mehr am Fahren (50 %), kein ausreichender Datenschutz (39 %), insgesamt alles zu unsicher (28 %) – soweit die formulierten Nachteile. 5 % sehen keine Nachteile, 1 % Sonstiges. Die Autofahrer setzen sich also konstruktiv mit dem Thema autonomes Fahren auseinander und haben auch ernst zu nehmende Argumente zu bieten.
13 % der vom KÜS Trend-Tacho Befragten glauben, dass sich das autonome Fahren ohne Eingriff ganz bestimmt durchsetzen wird, 37 % sagen eher ja, 45 % eher nein und 6 % auf keinen Fall. Bis 2020, so meinen 55 % der Autofahrer, wird es eine grössere Zahl autonomer Fahrzeuge mit Fahrereingriff auf unseren Strassen geben, bis 2025 eine grössere Anzahl vollautonom fahrender Autos.
„Dass das autonome Fahren, ob mit oder ohne Fahrereingriff, ein Verkehrsmodell der Zukunft ist, steht ausser Frage. Genau so klar ist aber auch, dass hier noch kräftig nachgearbeitet werden muss. Nicht die Marketingstrategen der Automobilhersteller bestimmen das Tempo, sondern auch Themen wie der Schutz der persönlichen Daten oder der Haftung“, so Peter Schuler, der Bundesgeschäftsführer der KÜS zum Trend-Tacho.
Informationen zur Umfrage:
Die Umfrage erfolgte im August 2015 durch das renommierte Institut BBE Automotive GmbH im Auftrag der KÜS und des Fachmagazins kfz-betrieb. Genutzt wurde die Mixed-Mode-Befragung, bestehend aus einer telefonischen Befragung (CATI) und einer Online-Befragung (CAWI). Zielpersonen waren Pkw-Fahrer, die im Haushalt für Fragen rund um das Auto (Anschaffung, Wartung, Reparatur) mitverantwortlich sind. Die Gewichtung der Befragungsergebnisse fand mit den KBA-Bestandsdaten (Bestandsanteile Pkw, Alterssegmente) statt.
Artikel von: www.kues.de
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