Ein Wagen für die Götter: Citroëns Divine DS
VON Daniel Lehrmann Auto Citroën
Schaffen möchten die Designer des französischen Automobilherstellers das durch eine Designsprache, die den „luxe de France“ einfangen und wiedergeben soll. Es verwundert daher nicht, dass beim Divine DS Prunk und Protz an erster Stelle stehen. Vorgestellt wurde er das erste Mal auf dem Pariser Autosalon und wurde zumindest für diesen Zeitraum zu einer der Sehenswürdigkeiten der französischen Hauptstadt.
Mehr Edelmetall als bei jedem Juwelier
An der Mittelkonsole, die eine Schnittstelle für aktuelle Smartphones wie das iPhone 6 bereithält, befindet sich überwiegend Weissgold, ein platinfarbenes Schimmern zieht sich daher durch das gesamte Interieur. Für einige Schalter kommt echter Granit zur Anwendung, durchdrungen von goldenen, marmorähnlichen Adern. Feinstes Leder, Swarovski-Kristalle in den Bezügen und Stoffen, ein individuelles Innenleben – fertig ist die Luxusstudie Divine DS von Citroën. Allerdings geht das Unternehmen dabei nicht vollends konsequent vor: Von aussen betrachtet würde man dem Divine DS nicht ansehen, dass sich darin wahrscheinlich mehr wertvolle Metalle befinden als in den Lagerräumen manches Juweliers.
Es misst „nur“ 4,20 Meter, was gerade einmal für das Mittelmass unter den Limousinen reicht. Auch sonst hat man auf Experimente verzichtet: Scharfe Kanten an der Karosserie sind ohnehin gerade angesagt, LED-Scheinwerfer zählen ebenfalls schon lange zum Standard (auch wenn das zersplitterte Design im Glasscherben-Look wohl einzigartig ist). Unter der Motorhaube geht es ebenfalls traditionell zu: Der 270 PS starke Turbobenziner dürfte wohl ausreichen, um den Divine DS trotz seiner Kilos angemessen zu beschleunigen – aber auch dieser Wert stellt keine Offenbarung dar. Sportlichkeit soll das Auto neben seinem Luxusanspruch ausdrücken – was durch das hohe Gewicht aber nicht ganz einfach sein wird.
Die Zukunft von Citroën
Wer sich Anfang Oktober in Frankreichs Hauptstadt umsehen und den Divine DS in Aktion erleben möchte, sieht vor allem eine mögliche Zukunft des Herstellers. Dies betont Damien Fressard, der für die Projektleitung des Divine DS zuständig ist, immer wieder. Thierry Metroz, verantwortlich für das Design, betont, dass die Studie die Formensprache der zukünftigen DS-Modelle bei Citroën zeigt. Wir werden also den Divine in dieser Form niemals wirklich über den Asphalt lenken, aber zumindest werden wir einige von ihm inspirierte Modelle begutachten können. Wann das der Fall sein soll, wissen aber selbst Fressard und Metroz nicht.
Dabei wäre es Citroën zu wünschen, dass auch diese DS-Variante fruchtbare neue Ansätze für die Ingenieure hervorbringt. Die Idee hinter dem Wagen hat neben der Akquisition von Dacia für das vielleicht einzige Highlight in der jüngeren Vergangenheit von Citroën geführt. Ansonsten geht es dem Hersteller, wie einem Grossteil der französischen Automobilbranche, zumindest finanziell gesehen nicht so besonders gut. Der DS3 aus dem Kleinwagensegment konnte sich immerhin über 500’000 Mal verkaufen, im aufstrebenden Markt China läuft der Verkauf exzellent – aber klappt das auch bei Modellen aus der absoluten Oberklasse wie dem Divine?
Konkurrenz für die Italiener
Da sich die Designer beim Entwurf des Divine DS austoben durften, werden Erinnerungen an eine andere, überaus bekannte Edelwagenschmiede wach: Lamborghini. Das wie bei einem Coupé geformte Heck beispielsweise ist mit einem reptilienartigen Muster überzogen, darin eingelassene LEDs funkeln in leuchtendem Rot, ein Heckspoiler fährt aus, wenn der Fahrer eine gewisse Geschwindigkeit überschreitet. Praktischer Nutzen dieser Elemente? Keiner. Dadurch ergeben sich unweigerlich Parallelen zu Lamborghini, deren Luxuskarossen man auch jederzeit ansieht, dass die Designer praktisch gar keine Kompromisse eingehen müssen. Schmetterlingstüren bietet der Wagen ebenfalls – um einen „ungehinderten Blick“ auf den Innenraum zuzulassen, wie Fressard es ausdrückt.
Dieser Innenraum ist übrigens technisch über jeden Zweifel erhaben: Die Sitze erinnern eher an grossformatige Loungesessel, das HUD schimmert in goldenen Farbtönen, ein gigantischer Touchscreen ersetzt den Rückspiegel. Über das Gewicht des Divine DS wollte sich Citroën noch nicht auslassen – was wahrscheinlich daran liegt, dass der Wagen sicherlich zwischen zwei und drei Tonnen wiegen dürfte. Granit, das gerade wieder im Trend liegende Gold und andere Minerale und Metalle sind eben nicht unbedingt für ihre Leichtigkeit bekannt.
Die Zukunft heisst Individualisierung
Was nehmen wir also mit vom Citroën Divine DS? Beispielsweise das Thema Personalisierung: Innerhalb von 15 Minuten können viele Teile des Innenlebens ausgetauscht werden. Stoffe, Leder und andere Teile werden einfach gewechselt. Von einem dunklen Lederton zu elfenbeinfarbenen Elementen? Kein Problem, sagt Fressard. Die Inspiration dafür lieferten die Modelabels in Paris, die sich auch komplett nach den Kundenwünschen richten. Wir dürfen also gespannt sein, wie sich der nächste, tatsächlich fahrbare DS ohne Granit und Gold im Strassenverkehr schlagen wird.
Oberstes Bild: Ein Wagen für die Götter – Citroëns Divine DS (© AUTOMOBILES CITROËN)