Der neue Opel Corsa – Verbesserungen, aber Schwächen im Detail
Wer Kleinwagen liebt, sollte auch den Opel Corsa kennen. Der cruist bereits seit 35 Jahren durch die Lande und hat immer wieder seine Liebhaber gefunden. Nun auch in der mittlerweile fünften Generation.
Kleinere Einbrüche im Verkauf gab es zwar immer wieder, vor allem wegen einer teils billigen Verarbeitung und Schwächen in Details, ganz vom Markt verdrängt wurde der kleine Opel jedoch nie.
Der neue Corsa von Opel ist nun gar nicht mehr so klein und bringt mit um die vier Meter schon fast die Länge eines kompakten Mittelklässlers auf das Bandmass. Ein guter Grund, sich vom Image des Kleinen zu verabschieden und nach einer grösseren Zukunft Ausschau zu halten. Schauen wir uns den neuen „Alten“ von Opel genauer an.
Schluss mit langweilig
Die Corsas der älteren Baureihen waren nicht selten als eher träge Kleinwagen bekannt, die mehr schlecht als recht Leistung in Geschwindigkeit und Spritzigkeit umwandeln konnten. Und so waren es eher Fahranfänger und weibliche Fahrer, die sich der schlichten Gemütlichkeit der Opel-Zwerge hingaben und meist eher beschaulich durch die Lande tuckerten. Nur die sportlicheren Modelle fanden auch männliche Freunde.
Mittlerweile hat sich der Corsa von der Gemütlichkeit älterer Modelle befreit und kommt jetzt nicht völlig neu, aber eben anders in die Gänge. Die Lenkung spricht deutlich direkter an, und wer im Stadtmodus fährt, darf sich hier einer spielerischen Leichtgängigkeit erfreuen. Fiat kann das allerdings schon seit ein paar Jahren, also nichts wirklich Neues in der Kleinwagensparte.
Weniger langweilig präsentieren sich nunmehr auch die Motorenpalette und die Möglichkeiten der Wahl der Schaltungen. Allein bei den Benzinern wird die Wahl zwischen 70 und 207 PS fast schon unübersichtlich. Ist man dann noch bei der Auswahl der Schaltungen wenig festgelegt, darf man sich zwischen Sechsgang-Wandlerautomatik, automatisiertem Schaltgetriebe und dem klassischen Sechsgang-Schaltgetriebe entscheiden. Eintönigkeit sieht also anders aus.
Seine volle Leistung entfaltet der1,4-Liter-Turbo-Benziner mit 100 PS bereits bei 3500 Umdrehungen. Hochtreten bringt also nichts. Wer im sechsten Gang 100 fährt, hat gerade einmal 2000 Umdrehungen anliegen. Wer jetzt glaubt, damit den Verbrauch so richtig nach unten drücken zu können, sieht sich allerdings getäuscht. Im Schnitt werden immer noch 7,3 Liter auf 100 Kilometer verbrannt, was in dieser Klasse nicht für besondere Sparsamkeit spricht.
Innen aufgeräumt mit kleinen Fallen
Der Innenraum dürfte zunächst mit der Qualität der Sitze überzeugen, auch wenn hier keine Revolution ausgebrochen ist. In der Testvariante als Fünftürer lassen sich auch die Sitze im Fond prima besteigen und bieten dann für durchschnittlich grosse Erwachsene ausreichend Platz. Dabei ist der Corsa aber nach wie vor keine Luxuslimousine, so dass hier Grosszügigkeit doch eher kleingeschrieben bleibt. Die Sitze vorn lassen sich heizen und geben tüchtig Wärme ab. Das war allerdings beim Vorgängermodell auch nicht anders. Die Sitzpositionen lassen sich gut einstellen und machen auch lange Touren nicht zur Tortur, zumal das Lenkrad höhen- und tiefenverstellt werden kann.
Eine träge Lichtautomatik lässt da eher schon Nachdenklichkeit aufkommen. Wer in einen Tunnel fährt, darf durchaus auf einer Strecke von bis zu 100 Metern im Dunkeln den Weg suchen, ehe die Lichtautomatik das Fahrlicht zuschaltet. Das sollte nun wirklich schneller gehen. Kollisionswarner und Spurassistent sind ebenfalls keine wirklichen Neuheiten und dürften für Fahrzeuge moderner Generationen fast schon zum Standard gehören.
Spannender wird es auf und neben dem Armaturenbrett. Hier präsentiert sich der Corsa ungewohnt aufgeräumt. Schalter und Knöpfchen wurden auf das Wesentliche reduziert, was dem Fahrzeug deutlich zugutekommt. Wirklich neu ist der grosse Touchscreen in der Mittelkonsole, wenn man sich für die Ausstattungslinie IntelliLink entscheiden möchte. Von hier aus werden Radio, Telefon, Navigation und andere Funktionen gesteuert. Leider auch die Radiolautstärke, der ein klassischer Drehregler für schnelle Änderungen in der Lautstärke besser zu Gesicht gestanden hätte.
Thema Navigation: Hier zeigt sich der Corsa mit IntelliLink von einer gewöhnungsbedürftigen und kostspieligen Seite. Die funktioniert nämlich nur via Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone und der kostenpflichtigen BringGo App. Damit wird die Navigation vom Smartphone auf das grosse Display übertragen. Diese Lösung kostet einen Aufpreis von satten 300 Euro plus laufende Kosten für die zahlungspflichtige App. Für diesen Preis sind auch schon gute portable Navigationssysteme zu haben. Also, immer schön das Smartphone mitnehmen und immer gut geladen halten.
Noch ein Stichwort. Laden lässt sich das Smartphone durchaus an der extra installierten USB-Buchse, allerdings fehlt weit und breit eine funktionierende Ablage für das Smartphone. Alternativ könnte hier der Cup-Holder einspringen, der dafür allerdings eigentlich nicht gedacht ist. Kleine, aber feine Falle im Detail. Ein anderes fest installiertes Navigationssystem ist für den neuen Corsa übrigens nicht vorgesehen, so dass die angebotene Lösung mehr als eine teure Krücke bleibt.
Tanken ist daneben auch ein Geduldsspiel, da der immerhin 45 Liter fassende Tank sehr ungünstig konstruiert ist. Der langsame Nachfluss beim Tanken bedingt es, dass die Zapfpistole des Öfteren Stopp gibt, selbst wenn der Tank längst nicht voll ist. Ein Umstand, der sich möglicherweise verschmerzen lässt, aber mit zu den kleinen Stolpersteinchen des neuen Corsa gehört.
Alles in allem bleibt der neue Opel Corsa ein netter Kleinwagen, der allerdings auch in der neuesten Auflage keine wirkliche Revolution auf die Beine stellen kann und je nach Ausstattung auch im Detail hinkt. Den neuen Opel Corsa zu fahren kann aber dennoch Spass machen.
Oberstes Bild: © Zavatskiy Aleksandr – shutterstock.com