Der Dellentechniker: Er beseitigt Dellen und Beulen an jedem Auto

Dellen und Beulen am Auto sind immer sehr ärgerlich. Ein versierter Dellentechniker, umgangssprachlich auch Dellendrücker oder Beulendoktor genannt, kann kleine bis mittelgrosse Schäden beheben, ohne dass Teile gespachtelt, verzinnt, lackiert oder sogar komplett ausgetauscht werden müssen.

Es kann jeden Autobesitzer treffen. Ein plötzlicher Hagelschauer, ein versehentlicher Rempler mit dem Einkaufswagen, eine unbeabsichtigte Berührung mit dem Nachbarauto beim Einparken oder eine andere kleine Unachtsamkeit und schon hat das Auto die eine oder andere kleine Delle. Solch ein Schaden beeinträchtigt zwar nicht den Fahrkomfort oder die Funktion des Autos, ist aber dennoch ärgerlich und optisch sehr unschön und störend. Ein Dellentechniker kann bei Beulen und Dellen schnell Abhilfe schaffen.


Dellen und Beulen am Auto sind immer sehr ärgerlich. (Bild: Sinisa Botas – shutterstock.com)

Die Qualifikation zum Dellentechniker

Dellentechniker ist kein Ausbildungsberuf, sondern eine besondere fachliche Qualifikation im Bereich Smart Repair. Häufig sind es jedoch gerade Automechaniker, -mechatroniker, Lackierer oder Personen aus metallverarbeitenden Berufen, die sich in einer mehrwöchigen Schulung zum zertifizierten Dellentechniker ausbilden lassen. Rein theoretisch können aber auch ambitionierte Hobby-Autoschrauber an diesen Kursen teilnehmen. Es gibt keine besonderen Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um die Tätigkeit des Dellentechnikers erlernen zu dürfen. In vielen Betrieben, die Karosserieflaschner und Karosseriebauer ausbilden, ist das Dellendrücken und Dellenziehen Bestandteil der Ausbildung.

Um dieses Handwerk wirklich perfekt zu beherrschen, ist meist mehrjährige Erfahrung notwendig. Die Analyse der jeweiligen Dellen, die Bestimmung des Metalls und das handwerkliche Geschick können nicht in Kürze erlernt werden. Hierfür sind ein gut trainiertes Auge, viel Talent, ein ausgeprägtes Feingefühl und fortwährende Übung unablässig. Das ist auch der Grund, warum es Neulinge in diesem Beruf häufig nicht einfach haben, Dellendrücker mit viel Erfahrung aber sowohl national als auch international sehr gefragt sind.



Welche Schäden kann ein Dellentechniker beheben?

Ein Dellentechniker ist auf nach innen und aussen gerichtete Dellen an Autos und in Tanks von Motorrädern spezialisiert. In den meisten Schadensfällen handelt es sich um Dellen, die von aussen nach innen, z. B. durch den Einschlag eines grösseren Hagelkorns, entstanden sind. Es gibt jedoch auch Beulen, die sich von innen nach aussen wölben. Hierbei spricht man auch von Kronen oder Highspots.

Dem Dellentechniker stehen für die Beseitigung der Dellen unterschiedliche Methoden zur Verfügung – das Dellendrücken und das Dellenziehen. Beim Dellenziehen werden die Beulen mithilfe einer Klebetechnik und einer Zugmethode von aussen bearbeitet und gezogen. Beim Dellendrücken werden die Beulen mit verschiedenen Werkzeugen vom Inneren des Fahrzeugs bearbeitet und nach aussen gedrückt. Welche Methode Anwendung findet, hängt zum grossen Teil davon ab, an welcher Stelle sich der Schaden befindet, wie gross die Beule ist und welches Material zu bearbeiten ist. Häufig werden diese beiden Methoden auch nacheinander oder abwechselnd eingesetzt. Für Highspots gibt es eine zusätzliche Methode der Bearbeitung.

Entscheidend für die Bearbeitung ist zunächst das jeweilige Metall, das an einigen Stellen, je nach Fahrzeugtyp, sogar verstärkt sein kann. Ein weiterer Faktor ist die Stelle, an der der Schaden entstanden ist. Eine Beule auf dem Dach oder der Motorhaube ist hierbei meist einfacher zu entfernen als eine Delle in den Säulen, an schwer zugänglichen oder abgerundeten Stellen.



Die verschiedenen Werkzeuge des Dellentechnikers im Überblick

Dellenziehen:

  • Gleithammer, auch Zughammer oder Dellenlifter genannt
  • Aufsatz-Lifter
  • Zugadapter in unterschiedlichen Formen, Grössen und Ausführungen
  • Klebepistole
  • Spezialkleber

Dellendrücken:

  • Ausbeulhebel in unterschiedlichen Längen, Stärken und Biegungen
  • Gegenlager mit Pumpsauger oder Aufhängevorrichtung

Bearbeitung von Highspots:

  • Kronen- oder Beulenhammer
  • Schlagholz
  • Rückschlagdorne

Das Dellenziehen

Diese Methode wird für die meisten kleinen Schäden an leicht zugänglichen Stellen wie z. B. Autodach, Motorhaube oder an den Seiten des Autos verwendet. Ein Spezialkleber wird mittels Heissklebepistole auf einen Zugadapter aufgebracht. Dieser wird genau auf die Beule gesetzt. Der Kleber kühlt innerhalb von 15 bis 60 Sekunden aus. Zugadapter gibt es mit balligen oder flachen Unterseiten in verschiedensten Formen und Steifheitsgraden. Die Unterseite der Zugadapter ist strukturiert. Dies gewährleistet einen sicheren Halt, da die Klebefläche damit vergrössert wird.

Um den Adapter nun vom Auto zu lösen und damit die Delle zu beseitigen, benötigt der Dellentechniker entweder einen Gleithammer oder einen Aufsatz-Lifter. Der Gleithammer besteht aus einer Welle, auf der sich eine Buchse zwischen zwei Anschlägen hin und her bewegt. Der Zugadapter wird in das untere Ende des Gleithammers gespannt. Die Buchse des Gleithammers wird nun so lange auf der Welle gegen die Anschläge bewegt, bis die Beule glatt gezogen wurde.

Der Aufsatz-Lifter funktioniert nach dem gleichen Prinzip, ist in der Handhabung jedoch etwas komfortabler. Er wird über dem Zugadapter fest positioniert. Der Adapter wird nun genau wie beim Gleithammer eingespannt. Mittels einer Hebelkonstruktion kann der Zugadapter dann Stück für Stück nach oben gezogen werden. Diese Vorgehensweise ist präziser, jedoch nicht an jeder Stelle des Autos möglich, da sich der Aufsatz-Lifter trotz beweglicher Füsse nicht überall platzieren lässt. Nach Ablösung des Zugadapters kann der Spezialkleber einfach mit den Fingern abgezogen werden. Ist die Delle im ersten Durchgang nicht gleich beseitigt, so kann dieser Vorgang wiederholt werden, bei Bedarf auch mehrfach.


Aufsatz-Lifter für Zugadapter (Bild: Vereshchagin Dmitry – shutterstock.com)

Das Dellendrücken

Beim Dellendrücken muss der Dellentechniker die Beulen von innen nach aussen drücken. Je nachdem, an welcher Stelle die Delle ist, kann es also notwendig sein, die Innenverkleidung des Wagens zu entfernen oder Einzelteile wie z. B. die Bremslichter oder Scheinwerfer auszubauen. Für die Technik des Dellendrückens benötigt der Dellentechniker verschiedene Ausbeulhebel, welche ihm in unterschiedlichsten Längen, Grössen, Gewichten und Biegungen zur Verfügung stehen.

An leicht erreichbaren Stellen können Ausbeulhebel direkt an der entsprechenden Delle angesetzt werden. In den meisten Fällen werden jedoch längere Hebelwege benötigt. Um eine effektive Hebelwirkung zu erzielen, wird der Ausbeulhebel mit einem verstellbaren Gegenlager, welches mit einem Pumpsauger oder einer Aufhängevorrichtung an einer horizontalen Stelle angebracht wird, fixiert.

Dellenziehen und Dellendrücken im Vergleich

Die zu bearbeitende Stelle muss trocken und fettfrei sein. Daher wird die Fläche vom Dellentechniker zunächst gereinigt und mit einem Tuch trocken gewischt.


Ausbeulhebel in verschiedenen Grössen, Formen, Biegungen und Gewichten (Bild: Susi Swazyena)

Bearbeitung von Highspots

Bei der Bearbeitung nach aussen gewölbter Dellen ist eine andere Vorgehensweise notwendig. Hierfür benötigt der Dellentechniker entweder einen Kronen- bzw. Beulenhammer oder ein Schlagholz und unterschiedliche Rückschlagdorne. Hammer und Schlagholz werden auf die gleiche Weise auf die Rückschlagdorne geschlagen. Der Unterschied hierbei liegt darin, dass das Schlagholz sehr leicht ist und der Hammer im Gegensatz ein höheres Gewicht hat.

Bei kleineren Highspots ist eine sehr filigrane und feinfühlige Vorgehensweise notwendig, hierfür wird der Dellentechniker ein Schlagholz bevorzugen. Für grössere Dellen wird er einen Hammer mit abgerundetem Kopf wählen, da mit einem Schlag eine grössere Wirkung erzielt werden kann. Es gibt flache und spitze Rückschlagdorne, bei denen der Durchmesser der Spitze von drei bis zehn Millimeter variieren kann. Rückschlagdorne können aus Edelstahl oder farbigem und transparentem Kunststoff gefertigt sein. Mit einem Kronenhammer wird auch direkt sanft auf die Delle geklopft, um diese einzuebnen.


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Die Kombination der Techniken ist entscheidend

Ein Dellentechniker wird immer mehrere Techniken nacheinander anwenden, um eine Delle zu entfernen. Wird zunächst eine Delle mit Klebetechnik gezogen, so wird sie meist leicht überzogen, um sie dann wieder mit einem Beulenhammer oder einem Rückschlagdorn auszugleichen. Für das Entfernen einer Delle sind also mehrere Arbeitsschritte nacheinander nötig. Ein geschultes Auge und ein Höchstmass an handwerklichem Geschick sind erforderlich, um Dellen so zu bearbeiten, dass sie nach der Reparatur tatsächlich völlig unsichtbar sind.



Ein Dellentechniker spart Zeit und Geld

Ein versierter Dellentechniker kann Beulen und Dellen ohne weiteren Arbeitsaufwand oder Folgelackierungen beseitigen. Dies spart Zeit und Kosten. Auf diese Weise bleibt auch der Wert des Autos erhalten. Besteht jedoch ein zusätzlicher Schaden am Lack, so werden erst die Beulen durch den Dellentechniker entfernt und das Auto wird im Anschluss neu lackiert. Solltest du also einmal eine störende Delle an deinem Auto haben, dann gib dein Fahrzeug vertrauensvoll in die Hände eines erfahrenen Dellentechnikers. Er wird dir schnell und effektiv helfen können.

 

Oberstes Bild: © Bhakpong – shutterstock.com

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Mehr zu Susi Swazyena

Susi Swazyena hat bereits neben ihrem Beruf als freie Fotografin im Jahr 1998 begonnen, nebenbei Artikel für Webseiten und Fachmagazine zu verfassen. Mit ihrem Umzug nach Stuttgart gab sie die Fotografie im Jahr 2011 auf und folgte ihrer Berufung zu schreiben. Seitdem arbeitet sie mit Leidenschaft und viel Engagement als hauptberufliche Texterin. Zu ihren Themenschwerpunkten gehören Beauty, Lifestyle und Reisen. Sie ist selbst ausgebildete Nageldesignerin, Lash-Stylistin und testet regelmässig die neuesten Kosmetikprodukte als Botschafterin für verschiedene Unternehmen.

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