Concorso d'Eleganza Villa d'Este - das Luxustreffen der Oldtimer-Freunde
VON Ulrich Beck Auto
Wer seinen Schatz auf vier Rädern dort präsentieren will, muss allerdings tief in die Tasche greifen. Die Teilnahme kostet je nach Unterkunft zwischen rund 3’700 und 12’300 Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für den Transport nach Cernobbio. Auch der einfache Besuch am ersten Tag ist nicht gerade billig. Am Samstag muss man 500 Euro für ein Tagesticket auf den Tisch legen. Erst am Sonntag, wenn die Oldtimer im benachbarten Park der Villa d’Erba von einem breiten Publikum bestaunt werden können, beträgt der Eintritt nur noch 14 Euro.
Anfangs fand die Veranstaltung in loser Folge statt, prämiert wurden die herausragenden Neuerscheinungen des jeweiligen Jahres. In dieser Form ging es weiter bis 1952. In den 1980er Jahren wurde der Concorso dann als Wettbewerb für edle und seltene Oldtimer wiederbelebt. Der jeweilige Gewinner erhält die Coppa d’Oro Villa d’Este, den Publikumspreis, als Auszeichnung. Seit 2000 steht der Concorso unter der Schirmherrschaft des Autoherstellers BMW, der zwei zusätzliche Preise stiftet: den Trofeo BMW Group Italia sowie den Trofeo BMW Group Ragazzi, über den Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre abstimmen.
Rund 300 Besitzer von alten Schätzchen hatten sich für den Concorso beworben, 51 von ihnen durften am Ende ihre Fahrzeuge präsentieren und auf einen der Preise hoffen.
In diesem Jahr trug der italienische Autosammler Corrado Lopresto sämtliche drei Trophäen mit einem Alfa Romeo 6C 1750 GS Spider davon. Bei dem Wagen handelt es sich um ein Einzelstück, das auf der Basis des Roadsters von 1931 bei der Firma Carrozzeria Aprile aus Savona gebaut wurde. Er war zu seiner Zeit nicht nur einer der schnellsten Sportwagen, sondern überzeugte vor allem durch seine einzigartig schöne und aerodynamisch geformte Karosserie.
Es gibt aber noch zahlreiche weitere Kategorien, in denen die verschiedenen Oldtimer zum Wettbewerb antreten und Pokale sammeln können.
- Den Publikumspreis für Konzeptfahrzeuge gewann ein Maserati „Alfieri“ Coupé.
- In der Klasse A traten in diesem Jahr Autos der Marke Rolls-Royce an. Sieger wurde ein Phantom II Boat Tail aus dem Jahr 1934.
- Die Klasse B stand unter dem Motto „Der grosse Gatsby“. Den Wettbewerb für Luxus-Limousinen der 1920er Jahre gewann ein Hispano Suiza H6 B Sedanca Landaulette. Dessen Insassen waren im Stil der damaligen Zeit gekleidet und erhielten deshalb ausserdem den Roeckl-Sonderpreis für den gelungensten Auftritt.
- Das Motto der Klasse C lautete „Vom Winde verweht“. Hier siegte ebenfalls der oben bereits erwähnte Alfa Romeo.
- Klasse D firmierte unter dem Motto „Im Stil der Villa d’Este“. Sieger wurde ein Ferrari 250 Europa Berlinetta aus dem Jahr 1953 mit einer von Pininfarina entworfenen Karosserie.
- Von „St. Tropez nach Portofino“ hiess es in Klasse E. Der Sieg ging an einen Ferrari 250 GT California Spider.
- In der Klasse F für Vorserienfahrzeuge gewann ein Fiath Abarth 2000 Scorpione Coupé (Baujahr 1969). Der Wagen befindet sich seit 1977 im Besitz eines Sammlers aus Japan und konnte in diesem Jahr erstmals wieder in Europa bestaunt werden.
- Klasse G war der Marke Maserati gewidmet. Sechs Fahrezuge traten an, den ersten Platz sicherte sich ein V4 Sport Spider von 1929.
- In der Klasse H wie „Herrenfahrer“ siegte ein Ferrari 250 GT Tour de France Berlinetta.
- Die Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA, Internationaler Verband für historische Fahrzeuge) vergab ihren diesjährigen Preis für das am besten erhaltene Fahrzeug aus der Vorkriegszeit an einen Rolls-Royce Silver Ghost von 1908.
- Das besterhaltene Auto aus der Nachkriegszeit war ein Hudson Italia Prototyp H01 von 1953.
- BMW Classic stiftete den Sonderpreis für die gelungenste Restauration an einen Lancia Astura Type 233 Cabriolet.
- Noch einmal Rolls-Royce: Den Sonderpreis für das eleganteste Modell der Automarke gewann ein Silver Cloud III Drophead Coupé.
- Das „kultigste“ Gefährt auf dem Concorso heimste den Sonderpreis von Vranken Pommery ein, ein Shelby American 427 Competition Cobra Roadster.
- Auch das Interieurdesign kam zum Zuge. Der Foglizzo-Sonderpreis ging an einen Mercedes 300 SL.
- Für sein besonders „emotionales Design“ bekam ein roter Maserati A6GCS Berlinetta die Auszeichnung des italienischen Fachmagazins „Auto & Design“.
- Belohnt wurde schliesslich auch das „fleissigste“ Fahrzeug: Ein deutsche Mercedes 300 SL Roadster, der die weiteste Anfahrt aus eigener Kraft hinter sich hatte, wurde dafür vom Automobilclub Como ausgezeichnet.
Viel Arbeit also für die Jury, die in Dreiergruppen die teilnehmenden Autos inspiziert. Bewertet werden vor allem die Eleganz eines Wagens, das Design, die Geschichte und die Form der Präsentation. „Unverzeihlich“ nennt es ein Jury-Mitglied, wenn etwa Instrumente nachgerüstet werden, die in einem klassischen Armaturenbrett nichts zu suchen haben, oder wenn ein Auto mit Chromrädern vorfährt, das zu keiner Zeit mit solchen Rädern hergestellt wurde. Es ist halt der Concorso d’Eleganza.
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