Achtung: Reifen!

Wer sich aus den unterschiedlichsten Gründen keinen Neuwagen leisten kann oder will, greift bei Bedarf gern auf Gebrauchtfahrzeuge zurück. Wenngleich die meisten Händler für Gebrauchtfahrzeuge gewissenhaft mit den Interessen und vor allem mit der Sicherheit ihrer Kunden umgehen, gibt es auch die schwarzen Schafe in der Branche.

Hier werden zwar auch Fahrzeuge angeboten, die entsprechend der letzten technischen Überprüfung verkehrstauglich sein sollten, im Detail aber doch erhebliche Mängel aufweisen können.

Während das Fahrzeug an sich in Ordnung erscheint, werden nach der technischen Abnahme oftmals gute Reifen gegen verschlissene Reifen ausgetauscht, schlechte Batterien werden verbaut und manchmal werden selbst die guten Scheibenwischer gegen abgenutzte Gummis ausgetauscht. Besonders kritisch erweisen sich solche Mogeleien bei den Reifen, da der unerfahrene Gebrauchtwagenkäufer davon ausgehen kann, dass ein technisch abgenommenes Fahrzeug zumindest den Mindestanforderungen an die Verkehrssicherheit entspricht.

Problemfall Reifen

Die Reifen eines Fahrzeuges sind die einzige und damit auch die wichtigste Verbindung eines Fahrzeuges mit der Strasse. Das bedeutet, dass dem Zustand der Reifen besonderes Augenmerk geschenkt werden muss. Dieses Augenmerk bezieht sich auf mehrere wichtige Merkmale, die sich in folgenden Punkten zusammenfassen lassen:

  • Passen die Reifen zum Fahrzeug, sprich sind sie für das konkrete Fahrzeug zugelassen?
  • Einheitliche Bereifung am Fahrzeug oder zumindest je Achse vorhanden?
  • Ersatz- oder Notrad vorhanden?
  • Zustand des Profils und Profiltiefe?
  • Alter des Reifens?
  • Offensichtliche Verschleisserscheinungen an den Flanken?

Wann immer es bei diesen Punkten Zweifel oder gar Mängel gibt, sollte der Kauf eines Gebrauchtfahrzeuges zur sofortigen Nutzung im Strassenverkehr nicht erfolgen oder zumindest innerhalb kürzester Zeit Ersatz für die Reifen gefunden werden. Alles andere kann unter ungünstigen Umständen tödlicher Leichtsinn sein.

Die Spezifikation der Reifen

Für jedes Kraftfahrzeug gibt es eine Liste der spezifisch zugelassenen Räder und Reifen. Zuweilen wird bei den Reifen gern auf Dimensionen zurückgegriffen, die nicht für den jeweiligen Fahrzeugtyp zugelassen sind. Das betrifft zumeist die Reifenbreite und das Verhältnis von Reifenbreite zur Reifenhöhe. Im Ergebnis können Reifen am Radkasten oder an der Karosserie schleifen oder den allgemeinen Belastungen im Fahrbetrieb nicht gewachsen sein. Fahrzeuge, die nicht mit den fahrzeugspezifischen Reifen ausgestattet sind, können bei einer Kontrolle aus dem Verkehr genommen werden. In jedem Fall sollten die Angaben zur Reifengrösse auf den Reifenflanken mit den Angaben zu den zugelassenen Reifen in den Fahrzeugpapieren verglichen werden.


Achten Sie auf die Profiltiefe des Reifens. (Bild: © David Koscheck – shutterstock.com)

Der Zustand des Profils

Ähnlich wie eine Schuhsohle zeigt ein Reifen deutlich auf, wie Abnutzungserscheinungen einzuordnen sind. So lassen beispielsweise die Abnutzungsspuren an einer Schuhsohle Rückschlüsse darauf zu, wie sich der Schuhträger bewegt. Und diese Abnutzungsspuren sind von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Dasselbe trifft auf die Fahrzeugreifen zu.

Ungleichmässig abgefahrene Reifen lassen darauf schliessen, dass das Profil auch ungleichmässig belastet wird. Das sind Zeichen dafür, dass die Stellung des Rades nicht korrekt ausgerichtet ist. Besonders zu überprüfen sind hier der Sturz, also die Senkrechtstellung des belasteten Rades auf dem Untergrund und die Spureinstellung. Laufen die Räder nicht absolut parallel, kommt es zu unterschiedlichen Abnutzungsbildern an den Auflageflächen der Reifen. Hier können ernsthafte technische Probleme vorliegen beispielsweise mit der Spureinstellung, den Achsen, den Traggelenken oder den Stossdämpfern. Stellenweise stärker abgenutzte Profile weisen auf enormen Verschleiss beispielsweise bei Gefahrenbremsungen ohne ABS oder auf ein nicht funktionierendes ABS hin. Hier kommt es durchaus zu einem teils spürbaren Unrundlaufen der Reifen mit einer entsprechend schlechteren Haftung auf der Fahrbahn.

Die Profiltiefe

Hier sind entsprechend der gesetzlichen Vorgaben bestimmte Mindestwerte einzuhalten. Unter 1,6 Millimeter Profiltiefe sollte ein Reifen gar nicht mehr bewegt werden, da dann wesentliche Haft- und Spurhalteeigenschaften der Reifen selbst bei trockener Strasse verloren gehen. Moderne Reifen sind mit sogenannten Markern versehen, die an unterschiedlichen Stellen des Profil anzeigen, ob die Verschleissgrenze des Reifenprofils bereits erreicht ist. Im diesem Fall müssen die Reifen grundsätzlich getauscht werden.

Das Alter des Reifens

Dieses kann ebenfalls aus den Angaben auf der Reifenflanke ermittelt werden. Zu bedenken ist dabei, dass sich die Gummimischung eines Reifens durch unterschiedliche Einflüsse verändert, sprich der Zustand des Materials ändert sich. Solche Einflüsse können Kälte und Wärme, Trockenheit und Nässe aber auch das Einwirken von lösemittelhaltigen Dämpfen sein. Je älter ein Reifen ist, um so spröder wird die Reifenmischung. Damit besteht die Gefahr, dass der Reifen selbst bei moderaten Geschwindigkeiten in seiner Struktur nicht mehr hält und es letztlich zum Reifenplatzer kommt. Spröde und poröse Reifen sollten dringlichst erneuert werden. Bei höheren Geschwindigkeiten kann ein plötzlicher Druckverlust im Reifen zu lebensgefährlichen Situationen führen.

Zustand der Flanken

Der Zustand der Flanken gibt unabhängig vom Reifenprofil gute Hinweise auf den Zustand eines Reifens. Sind hier deutliche Verschleisserscheinungen erkennbar, sollten die Reifen ebenfalls umgehend getauscht werden. Spröde und poröse Flanken oder gar solche, an denen die Angaben zur Marke, Hersteller, Alter und Reifengrösse nicht mehr oder nur noch schlecht erkennbar sind, gehören nicht mehr auf ein Fahrzeug!



Überprüfen Sie in jedem Fall auch das Vorhandensein und den Zustand des Ersatzrades. Dieses kann im Ernstfall eine wichtige Hilfe für den rettenden Weg zum nächsten Reifendienst sein.

 

Oberstes Bild: © Iryna Rasko – shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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